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Robert Harting blieb beim Istaf in berlin zum 33. Mal hintereinander ungeschlagen.

© dapd

Robert Harting: Er kann einfach nicht verlieren

Robert Harting siegt auch beim Istaf zu Hause im Berliner Olympiastadion und demonstriert einmal mehr, dass er derzeit der beste Diskuswerfer der Welt ist.

Piotr Malachowski hatte den Hausherrn gereizt. Gleich im ersten Durchgang hatte der Pole den Diskus beim Istaf auf 66,17 Meter segeln lassen. Die Antwort von Robert Harting folgte prompt: 67,40 Meter im zweiten Versuch – das konnten an diesem Tag weder Malachowski noch die anderen Konkurrenten übertreffen. Harting siegte, Malachowski wurde Dritter. Zwischen die beiden schob sich mit 66,63 Metern noch Altmeister Virgilius Alekna aus Litauen.

„Ich kann zuhause einfach nicht verlieren“, sagte Harting. 33 Wettkämpfe in Folge ist der 27-Jährige nun ungeschlagen, zum zweiten Mal hintereinander beendet er eine Saison ohne Niederlage. Nach dem letzten Wurf fiel all die Last, die Serie bloß nicht ausgerechnet in Berlin reißen zu lassen, von dem Berliner ab. Mit einer großen Fahne seines Vereins SCC Berlin ging Harting auf die Ehrenrunde und zeigte dort, was ihm Hürden-Olympiasieger Aries Merritt vor dem Istaf beigebracht hatte. Im Sportforum Hohenschönhausen hatten die beiden gemeinsam trainiert, jeweils in der Disziplin des anderen – der Amerikaner mit dem Diskus, der Deutsche über die Hürden. „Er war besser“, erzählte Merritt lachend, „aber er hat geschummelt! Er hatte ja auch schon Training.“

Merritt meinte die Olympischen Spiele. Bereits in London war Harting nach seinem Sieg über die Hindernisse gesprungen. Zehn Millionen Deutsche hatten damals vor den Fernsehern mitgefiebert, es war die höchste Einschaltquote bei den Spielen – mehr als beim 100-Meter-Endlauf mit Usain Bolt.

Harting ist das Gesicht der deutschen Leichtathletik. Aber wie motiviert sich einer, der jetzt Weltmeister, Europameister und Olympiasieger ist, dem noch dazu in dieser Saison die beiden ersten 70-Meter-Würfe der Karriere gelungen sind? Ein Ziel könnte der Weltrekord sein. 74,08 Meter hatte Jürgen Schult vor 16 Jahren in Neubrandenburg geworfen. Im Stadion seien solche Weiten kaum möglich, heißt es unter Diskuswerfern oft. Nur auf sogenannten „Segelwiesen“ herrsche die nötige Thermik, um die Zwei-Kilo-Scheibe so weit zu werfen. Hartings Trainer Werner Goldmann schließt zumindest nicht aus, dass sein Schützling es in den kommenden Jahren öfter mal unter solchen Bedingungen probieren wird. Eine Jagd auf Schults Weite wird es aber nicht geben.

Harting mag zwar 2,01 Meter groß sein, doch er ist ein sensibler Riese. Sein Knie ist zerbrechlich, 2011 musste er sich operieren lassen. „Es wird mehr Ausgeglichenheit geben“, sagt Goldmann. Die Tage, in denen Harting mit Gewalt seine Ziele durchsetzen wollte, sollen passé sein. Schließlich soll der deutschen Leichtathletik ihr Gesicht noch lange erhalten bleiben.

Konstantin Jochens

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