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© dpa

Roger Federer: Einer wie Borg

Roger Federer gewinnt nach hartem Kampf gegen Novak Djokovic die US Open – zum vierten Mal in Folge.

Es blieb ihm nichts weiter, als ungläubig mit dem Kopf zu schütteln. Kurz musste er dabei grinsen, obwohl ihm nicht nach Lachen zumute war. Nur schwerlich konnte Novak Djokovic akzeptieren, was ihm gerade widerfuhr, und er blickte hilfesuchend hinauf in seine Box, zu seinem Trainer und seinen Eltern. Doch auch sie hätten ihm wohl nicht erklären können, warum er die sieben Satzbälle gegen Roger Federer nicht genutzt hatte und nun im Finale der US Open nicht mit 2:0 gegen die Nummer eins der Welt führte, sondern 0:2 zurücklag.

Und so war es doch wieder Federer, der gewann. Als er seinen zweiten Matchball zum 7:6, 7:6 und 6:4 verwandelt hatte, fiel alle Anspannung mit einem Schlag von ihm ab. Federer sank zu Boden, riss die Arme hoch und schrie sich den Druck von der Seele. Gerne hätte er diesen Moment ein wenig länger ausgekostet: „Das Gefühl ist kaum zu beschreiben, es ist so stark, dass man es am liebsten noch weiter für sich genießen möchte. Doch irgendwann muss man ja zum Shakehands wieder aufstehen“, erklärte Federer. Als erstem Spieler in der Geschichte des Profitennis war es ihm gelungen, den Titel bei den US Open vier Mal in Folge zu gewinnen.

Zudem zog er mit Björn Borg gleich, der es bis dato als Einziger geschafft hatte, vier Titel in Folge bei zwei verschiedenen Grand-Slam-Turnieren zu erringen. In Wimbledon hatte Federer diesen Rekord auf den Weg gebracht und in New York ausgebaut. In der ewigen Bestenliste hat Federer nun mit seinem zwölften großen Titel zu Roy Emerson aufgeschlossen, nur Pete Sampras steht mit 14 Grand-Slam-Erfolgen noch vor ihm. Ob der Schweizer diesen Rekord eines Tages knacken wird, fragt sich Federer auch selbst. „Ich denke jetzt oft darüber nach. Bisher fühlte ich mich dadurch sehr unter Druck gesetzt, weil jeder glaubt, es sei so leicht für mich, diese Titel zu gewinnen“, sagt er, „aber es ist hart. Doch dass ich ihm jetzt so nah gekommen bin, ist fantastisch. Ich hoffe, ich kann den Rekord brechen.“

Die Qualitäten eines echten Champions präsentierte er jedenfalls schon gegen Djokovic. Auch an einem Tag, an dem er nicht sein bestes Tennis zeigte, war er in den entscheidenden Phasen des Matches immer noch das winzige Quäntchen besser als der Gegner. „Roger ist mental der stärkste Spieler. Er ist einfach da, wenn es drauf ankommt“, sagte Djokovic, der es als erster Serbe in ein Grand-Slam-Finale geschafft hatte. Zu nervös sei er gewesen, musste der 20-Jährige eingestehen und erklärte sich damit die Unmenge an Chancen, die er gegen Federer ausließ.

Die sieben vergebenen Satzbälle werden Djokovic vermutlich noch eine Weile verfolgen. Jeweils beim 6:5 im ersten und auch zweiten Durchgang versagten ihm die Nerven, und Federer sicherte sich beide Sätze doch noch im Tiebreak. „Der Spielverlauf war natürlich brutal für Novak“, sagte Federer, „er hat sich stark verbessert wie Nadal auch. Doch sie werden ihre Leistungen erst mal bestätigen müssen.“

Vorerst ist es allerdings Roger Federer, der seine Leistung wieder und wieder bestätigt.

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