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Nach Thomas Haas scheidet auch Roger Federer bim Turnier in Hamburg aus.

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Roger Federer scheitert in Hamburg: Die leichten Jahre sind vorbei

Roger Federers Krise setzt sich fort: Er scheidet im Halbfinale in Hamburg-Rothenbaum gegen die Nummer 114 der Tennisweltrangliste aus.

Die Nacht war kurz für Roger Federer. Es hatte eine Weile gedauert, bis der Schweizer nach seiner aufreibenden Viertelfinalpartie gegen Florian Mayer am späten Freitagabend endlich in den Schlaf fand. Die kniffligen Momente, das ständige Auf und Ab während der umkämpften drei Sätze, seine unzähligen, leichten Fehler – all das ließ sich für Federer nicht so einfach ausblenden. „Es war nicht mein Match“, konstatierte der bald 32-Jährige hinterher. Und er hatte ja geahnt, dass es für ihn eine schwierige Woche am Hamburger Rothenbaum werden würde. Nach dem Rückschlag in Wimbledon, den eigenen Zweifeln und dem riskanten Wechsel des Schlägermodells ringt der 17-malige Grand-Slam-Sieger um seine Form. Mehr noch, er kämpft darum, mit aller Macht. Wie sehr Federer zurück in die Spur finden will, demonstrierte er im Halbfinale gegen Federico Delbonis. Und genauso zeigte seine 6:7, 6:7-Niederlage, wie viel Geduld er für diesen Weg aufbringen muss.

Es gab Zeiten, da wäre ein Spieler wie Delbonis kein echtes Hindernis für Federer gewesen. Ein 22 Jahre alter Argentinier, der sich als Nummer 114 der Welt durch die Qualifikation gekämpft hatte und nun im achten Match in Folge recht ausgelaugt daherkommt – eigentlich eine leichte Beute. Doch leicht ist für Federer schon lange nichts mehr, diese Zeiten sind vorbei. Der vielleicht beste Spieler der Geschichte hat einen Punkt erreicht, an dem er auch gegen vermeintlich schwächere Gegner hart arbeiten muss. „Ich kann sicher besser spielen, aber ich kämpfe mich durch“, erklärte Federer.

Auch gegen Delbonis stimmte die Feinjustierung seiner Schläge oftmals nicht, und immer noch ist der Schweizer unsicher bei der richtigen Antizipation der Bälle. „Ich bin noch ein bisschen am Entscheiden, wie ich genau spielen will und wie nah ich an der Grundlinie spielen kann“, fügte er hinzu. Die Automatismen fehlen Federer, und so häufen sich jene leichten Fehler, von denen immer geglaubt wurde, sie könnten einem wie ihm nie unterlaufen. Auch mit dem neuen Racket mit der größeren Schlagfläche sind die Rahmentreffer nicht seltener geworden.

Es mutet seltsam an, Federer so verwundbar zu sehen. Doch er selbst ist sich sicher, dass es bloß eine Phase ist, die er überstehen muss. Und chancenlos war er auch gegen Delbonis nicht. Immer wieder blitzte in diesem Halbfinale jene außergewöhnliche Qualität auf, die die 7500 Zuschauer auf dem Centre Court nach wie vor zum Raunen brachte. Doch Delbonis war nicht zufällig so weit gekommen, der Linkshänder machte mit aggressivem Topspin-Spiel Federer das Leben schwer. Der Argentinier ließ Federer vor allem bei seinen Aufschlagspielen keine Chance.

Der Schweizer dagegen wackelte beim 5:6, rettete sich nach der Abwehr von zwei Satzbällen noch in den Tiebreak. Dort verspielte er jedoch eine 4:2-Führung und einen Satzball. Der zweite Durchgang verlief ähnlich, Federer tat sich oft schwer beim eigenen Service und mit den krachenden Aufschlägen seines Gegners. Die Zuschauer gaben ihr Bestes, um ihren Liebling ins ersehnte Finale zu tragen, doch Delbonis schlug im zweiten Tiebreak die Passierbälle wie entfesselt, um sich das erstes Endspiel seiner Karriere zu sichern. Federer dagegen blieb nur ein Trost: „Drei Matches zu gewinnen hat gut getan für die Moral.“

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