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Unter Beobachtung. Roger Federer kämpft mit seinen zwei Konkurrenten um die ewige Grand-Slam-Krone.

© Paul Zimmer/Imago

Roger Federer und das Comeback nach 14 Monaten: Zurück auf dem Velo

Roger Federer gibt nach fast 14 Monaten sein Comeback in Doha. Der Schweizer Tennisstar stapelt dabei erst einmal tief.

Er hat dem Tennis gerade doch gefehlt. Roger Federer kehrt nach fast 14 Monaten Verletzungspause zurück auf die Profitour, beim Turnier in Doha trifft der Schweizer nach einem Freilos in der ersten Runde entweder auf Jeremy Chardy aus Frankreich oder Daniel Evans aus Großbritannien.

„Die Erwartungen sind sehr tief. Ich weiß, dass die Menschen Titel als Maßstab nehmen. Für mich ist es aber schon ein Erfolg, wenn ich mehrere Spiele bestreiten kann“, sagte der 39-Jährige am Sonntag kurz vor seinem Comeback.

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Sein letztes offizielles Match bestritt er im vergangenen Januar im Halbfinale der Australian Open gegen Novak Djokovic. Es folgten eine erste Knieoperation, die Corona-Pause im Tennis und ein zweiter Eingriff am Knie. „Der Schmerz ist unter Kontrolle. Ich kann wieder an fünf, sechs Tagen in Folge für zweieinhalb Stunden am Stück trainieren“, sagte Federer und räumte etwaige Bedenken aus, dass er das Tennisspielen verlernt haben könnte. „Das ist für mich wie Velo fahren“, sagte der Vater von vier Kindern, der die viele Zeit mit seinen Sprösslingen in der Pause sehr genossen hat.

Während seiner zweiten längeren verletzungsbedingten Auszeit zog Rafael Nadal mit dem Sieg bei den French Open nach Grand-Slam-Titeln mit Federer gleich. Der Spanier hat nun ebenfalls 20 und Novak Djokovic hat durch seinen Triumph kürzlich bei den Australian Open nun 18 Erfolge bei den wichtigsten Turnieren vorzuweisen. Ein Antrieb für den Schweizer, noch einmal zurückzukehren? „Für sie sind die Rekorde vermutlich eine größere Sache als für mich. Für mich steht aber mein Spiel und meine Gesundheit im Vordergrund“, sagte er in Doha.

Schon einmal kehrte er nach einer langen Verletzungspause zurück, 2016 hatte Federer nach Wimbledon ein halbes Jahr aussetzen müssen – ebenfalls nach einer Knie-Operation. Bei seiner Rückkehr siegte er im Folgejahr direkt bei den Australian Open. „Als ich damals zurückkam, war ich komplett gesund und habe mir keine großen Fragen gestellt, ob es Rückschläge geben könnte“, meinte Federer und geht davon aus, dass es diesmal deutlich schwieriger werden könnte, wieder auf ein Topniveau zu kommen.

33 Siege braucht er noch um die Bestmarke von Jimmy Connors zu überbieten

Angesichts seines für Profisportlerverhältnisse fortgeschrittenen Alters und der momentanen Unwägbarkeiten durch die Corona-Pandemie wäre es nicht überraschend gewesen, wenn Federer seine Karriere beendet hätte. Zumindest darüber gesprochen habe er mit der Familie schon. Aber: „Ich habe das Gefühl, meine Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich möchte wieder vorne mitspielen, gegen die Besten und hoffentlich gewinnen“, sagte er dazu.

33 Siege braucht er noch um die Bestmarke von Jimmy Connors zu überbieten, der 1274 Matches in seiner Karriere gewann und auch mit 109 Turniersiegen den Rekord hält. Hier steht Federer im Moment bei 103. Es sind Meilensteine, die der Schweizer im Blick hat. Aber sollte er am Ende seiner Laufbahn diese Marken nicht erreicht haben und womöglich auch nicht Rekordsieger bei den Grand Slams sein, ist das für ihn kein Drama. „Natürlich will man alle Rekorde behalten, aber Rekorde sind da, um gebrochen zu werden“, sagte er.

Das Turnier in Wimbledon ist das erklärte Ziel

In den kommenden Monaten bekommt er es allerdings nicht nur mit seinen Dauerrivalen Djokovic und Nadal zu tun, auch die junge Generation im Tennis meldet Ansprüche an. Federer weiß das und hat auch deswegen einen Plan für sein Comeback. „Für mich geht es vor allem ums Knie. Wie fühle ich mich auf der Tour? Es sind meine ersten Schritte zurück zur Normalität“, erklärte er.

Das Turnier in Wimbledon ist das erklärte Ziel, bis dahin will er wieder bei 100 Prozent sein – „und dann geht die Saison richtig los für mich“, sagte Federer. Und er hofft auch, dass dann wieder Zuschauer in den Tennisstadien dieser Welt dabei sein können.

In Doha werden es in dieser Woche immerhin bis zu 2000 sein und doch ist für Federer bei seiner Rückkehr auf den Tennisplatz vieles anders. „Für mich ist alles neu: die Bubble, das Leben im Hotel. Es werden spannende Monate. Aber vielleicht überrasche ich mich selbst“, meinte er.

Die Familie wird nicht mitreisen, was Niederlagen aber einfacher machen könnte: „Wenn ich in der ersten Runde verliere, ist es super, weil ich dann schneller wieder Zuhause bin. Wenn ich weit komme, ist es auch schön.“

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