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Sport: Rollenspiel

Mit neuem Material starten die Inline-Skater in Berlin – und bleiben vielleicht zum ersten Mal unter einer Stunde Laufzeit

Berlin. Elegant nach vorn gebeugt, die Beine im gleichmäßigen, rasanten Wechselschritt nähern sich die Inline-Skater dem Zuschauer beim Berlin-Marathon. Und eh man sich versieht, sind sie auch schon wieder vorbei. Geschwindigkeiten von über 40 km/h erreichen die Besten. Und jetzt soll es noch schneller gehen? „Es hat in dieser Saison eine Materialveränderung gegeben“, sagt Anne Titze-Göhl, Deutschlands beste Speed-Skaterin, die am Sonntag zum sechsten Mal in Berlin an den Start gehen wird. Von den traditionellen 80 mm haben viele Skater auf 84 mm große Rollen und längere Schienen umgestellt. „Viele technische Neuheiten sollten durchgesetzt werden, vergeblich. Aber an diesen Rollen scheint etwas dran zu sein“, sagt Titze.

„Die großen Rollen sind wesentlich schneller in der Endgeschwindigkeit“, bestätigt Christoph Zschätzsch, der neben seinem Bruder Benjamin der aussichtsreichste deutsche Skater in dem Rennen ist. Das ist vor allem für die Spitzenfahrer von großer Bedeutung, denn vorne entscheiden zumeist Hundertstelsekunden im Endspurt über Sieg und Niederlage. Daher fahren fast alle Männer der internationalen Weltspitze mit ihnen.

Bedeutet das nicht, dass die Stunden-Schallmauer bei den Herren in diesem Jahr endlich fallen kann? Bislang hat noch kein Skater die 42,195 Kilometer in weniger als einer Stunde bewältigt. „Das kann schon sein, da wir zumindest im Endspurt dieses Mal schneller sein können“, sagt Zschätzsch. „Aber eigentlich ist das mehr eine taktische Frage. Keine Mannschaft will für eine andere das Tempo machen und am Ende keine Kraft mehr für den Endspurt haben.“

Der Nachteil der Rollen ist, dass sie schwerer sind als die kleineren zuvor. „In einem Marathon machen ein paar Gramm mehr schon viel aus“, sagt Zschätzsch. Bei den Frauen entscheiden sich daher viele dagegen. Dass Anne Titze-Göhl nicht mit den neuen Rollen fährt, hat bei ihr allerdings nichts mit dem Gewicht zu tun. „Ich habe einfach keine mehr bekommen“, sagt sie. Auch Christoph Zschätzsch hat in ganz Europa danach gesucht. „Die Hersteller hatten nicht mit diesem Erfolg gerechnet und zu wenige Rollen produziert.“ Jutta Meier

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