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Kaum zu stoppen. Barcelonas Gerard Piqué (rechts) kriegt Roms Stürmer Edin Dzeko nicht zu fassen.

© Lingria/Reuters

Rom gegen Liverpool in der Champions League: Edin Dzeko und die Mission Finale

Nach der Sensation gegen Barcelona will Rom auch die Elf von Jürgen Klopp besiegen. Dabei sind die Italiener mehr denn je von ihrem routinierten Stürmer abhängig.

Ganz kurz entwischt Edin Dzeko ein Lächeln. In den Katakomben des Stadio Paolo Mazza soll der Torjäger der Roma eigentlich über den 3:0-Sieg bei Spal Ferrara sprechen. Doch die locker erfüllte Pflichtaufgabe in der Liga interessiert wenige Minuten nach dem Abpfiff am Samstag niemanden mehr. Ob er denn die Gesänge der mitgereisten römischen Fans gehört habe, wird der 32 Jahre alte Bosnier gefragt. „Ja, hab ich“, antwortet Dzeko gewohnt nüchtern und lächelt. Auftrag verstanden. „Dzeko, portace in finale“ – bring uns ins Finale.

Seit dem sensationellen 3:0 gegen den FC Barcelona im Viertelfinalrückspiel gibt es in Rom nur noch ein Thema, zumindest auf der gelb-roten Seite der Stadt: die Champions League. Das Halbfinalhinspiel am Dienstag beim FC Liverpool (20.45 Uhr, Sky) ist das wichtigste Ereignis der jüngeren Vereinsgeschichte. Seit zehn Jahren hat die Associazione Sportiva Roma keinen nennenswerten Titel gewonnen. Vor allem international gab es wenig zu feiern. Ein Messepokal, zwei Endspiele im Uefa- und Landesmeisterpokal, alles mehr als 25 Jahre her. Das war’s. Später machte sich die Roma mit 1:7-Niederlagen gegen Manchester United (2007) und Bayern München (2014) bei ihren gelegentlichen Teilnahmen eher zum Gespött. Alles vergessen. „Man darf mich für verrückt halten, aber ich will nach Kiew“, sagte Trainer Eusebio Di Francesco. Und Dzeko soll die Roma ins Finale schießen.

Dabei war der Bosnier im Januar schon fast weg. Der FC Chelsea wollte ihn mit einem fürstlichen Gehalt und einer für sein Alter absurd hohen Ablösesumme – italienische Medien sprachen von 50 Millionen Euro plus Michy Batshuayi für Dzeko sowie Emerson Palmieri – zurück auf die Insel locken. Der Transfer schien nur noch eine Frage von Tagen zu sein, doch Dzeko zögerte. Er wolle Champions League spielen und fühle sich in Rom wohl, sagte er und lehnte ab. „Chelsea ist ein großer Klub, aber sie sind gegen Barcelona rausgeflogen und wir stehen im Halbfinale. Ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen“, sagte Dzeko dem englischen „Telegraph“.

1984 verlor Rom im Finale gegen Liverpool

Damit die Träume vom ersten Champions-League-Finale seit 1984 – damals unterlag die Roma im eigenen Stadion im Elfmeterschießen ausgerechnet dem FC Liverpool – wahr werden, wird es vor allem auf Dzeko ankommen. Auch wenn der Bosnier wettbewerbsübergreifend mit 20 Treffern nicht an seine überragende Torausbeute der Vorsaison herankommt, hängt offensiv in dieser Saison noch mehr von ihm ab. Exemplarisch für seine herausragende Bedeutung war das 3:0 gegen Barca. Dabei schoss Dzeko nicht nur das frühe 1:0 und holte den Elfmeter vor dem 2:0 clever heraus, sondern behauptete weite Bälle immer wieder gegen mehrere Gegner und ermöglichte es dem Team so aufzurücken. Mit dem Rücken zum Tor gibt es kaum einen geschickteren Stürmer in Europa. Auch seine Abschluss- und Kopfballstärke hat er seit seiner Zeit in Wolfsburg, als er den VfL 2009 zusammen mit Grafite erstmals zur deutschen Meisterschaft schoss, nicht eingebüßt.

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Seine leicht abgesackte Trefferquote hat vor allem mit einem Spieler zu tun, der seit dem Sommer 2017 beim jetzigen Halbfinalgegner spielt. Der Wechsel von Mohamed Salah nach Liverpool hat der Roma zwar 42 Millionen Euro in die klammen Kassen gespült, Dzeko aber auch seinen besten Vorbereiter genommen. „Momo ist ein toller Typ und ihm gelingen in der Premier League herausragende Dinge“, sagt Dzeko. „Ich freue mich für ihn, aber er fehlt uns.“

Die Hinspiele in Achtel- und Viertelfinale verlor Rom jeweils

Ohne Salah ist das Spiel der Italiener etwas langsamer und berechenbarer. Während sich das in der Liga bemerkbar macht, wo die Römer als Tabellendritter mit Lokalrivale Lazio und Inter Mailand um die Teilnahme an der Champions League kämpfen, wirkt das Team international reif wie lange nicht.

Trainer Di Francesco, der als Spieler 2001 mit der Roma Italienischer Meister wurde, hat die Mannschaft so stabilisiert, dass sie auch in schwierigen Situationen ruhig bleibt. Im Achtelfinale gegen Schachtjor Donezk und im Viertelfinale gegen Barcelona verlor die Roma jeweils das Hinspiel im fremden Stadion. Das soll gegen die Mannschaft von Jürgen Klopp im Idealfall nicht passieren. Wenn doch, wird in der italienischen Hauptstadt aber niemand in Panik verfallen. Schließlich hat die Roma immer noch zwei Trümpfe in der Hand. Das Stadio Olimpico, in dem das Team in dieser Champions-League-Saison noch kein Gegentor kassiert hat, und den Mann mit dem klaren Auftrag: Edin Dzeko.

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