zum Hauptinhalt
Was trinke ich jetzt? Bis 2009 auch mal Coca Cola, zur Zeit nur Wasser.

© Reuters

Ronaldo, Coca-Cola und Katar: Die Sponsoren-Debatte bei der EM ist scheinheilig

Ronaldo schiebt die Cola weg. Aber wie wäre es, wenn einer der EM-Profis mal sagen würde, dass er nicht mit Katars Fluglinie fliegt? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Seit ein paar Tagen wissen wir es also mit Sicherheit. Wasser ist gesünder als Coca-Cola. Cristiano Ronaldo hat es der Welt nach dem ersten Spiel seiner Portugiesen mit einer geschickten Bewegung noch mal klar gemacht. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen die Ungarn hat er die Fläschchen wegegeschoben und seine Wasserflasche präsentiert. Angeblich führte diese Aktion dann zu einem milliardenschweren Einbruch der Coca-Cola-Aktie.

Das Lob für Ronaldo fiel groß aus, selbst Deutschlands Gesundheitsexperte Karl Lauterbach goutierte die Aktion des Fußballmillionärs aus Portugal. Wasser sei schließlich gesünder als Cola.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen und Ereignisse rund um die Europameisterschaft live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Aber das ist natürlich alles scheinheilig, die Europameisterschaft würde es ohne ihre großen Sponsoren in dieser Form nicht geben – Coca-Cola ist schon seit Jahrzehnten dabei.

Kein Wunder also, dass die Uefa nun klar gemacht hat, dass es so nicht geht, dass die Spieler so nicht weitermachen sollen – aus ihrer Warte. Schließlich hatte Frankreichs Star des Spiels gegen Deutschland, Paul Pogba, auch noch die grüne Flasche eines niederländischen Bierfabrikanten versteckt. Pogba ist Moslem und konsumiert keinen Alkohol.

Nicht auszudenken nämlich, wenn das so weitergehen würde: Man stelle sich vor, Manuel Neuer sagt demnächst, dass er auf keinen Fall mit Qatar Airways fliegt, sondern lieber mit Lufthansa. Das wäre dann der Supergau für seine von Katar gesponsorten Bayern und die Uefa. Denn Katar spielt in Europas Klubfußball und natürlich auch beim europäischen Turnier als Hauptsponsor eifrig mit seinem vielen Geld mit.

Im Jahr 2006 hat Ronaldo noch für Coca-Cola geworben

Die Zuschauenden haben keine Chance: Die Werbebanden während der Spiele, die Sponsorenwände hinter den Spielern bei den Interviews, die Einblendungen im TV. Die Qatar Airways sind omnipräsent.

Katar ist allerdings mehr als eine Luftfahrtgesellschaft, Katar ist auch eine Drohung. In dem Staat, in dem sie es mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen und das Wort Gleichberechtigung weniger wichtig ist, findet kommendes Jahr die Weltmeisterschaft statt. Es lässt sich wohl nicht mehr verhindern und sollte uns daran erinnern, diese EM noch zu genießen, bevor dann diesem Fußball der Kollaps in Fragen der Integrität droht, den der schmerzbefreite Weltverband Fifa aber schon irgendwie überdribbeln wird in diesem scheinheiligen Geschäft.

Ach so. Im Jahr 2006 hat Cristiano Ronaldo übrigens schon mal einen Werbespot für einen Softdrink gedreht. Coca Cola hieß der. Gut, dass ist 13 Jahre her. Und man wird ja seine Meinung auch mal ändern dürfen, zumal sich seitdem auch die Sponsoren bei Ronaldo geändert haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false