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Sport: Roque Santa Cruz: Zwischen Heimweh und Karstadt

Er ist noch nicht einmal 19 Jahre alt. Seine Gesichtszüge sind immer noch jungenhaft, und sein Auftreten ist immer noch brav und bescheiden.

Er ist noch nicht einmal 19 Jahre alt. Seine Gesichtszüge sind immer noch jungenhaft, und sein Auftreten ist immer noch brav und bescheiden. Nach einer Saison im Star-Ensemble des Deutschen Fußball-Meisters FC Bayern München hat sich für Roque Santa Cruz scheinbar nur wenig geändert. Doch der Druck auf den Jungstar aus Paraguay, dessen Verpflichtung sich der FC Bayern rund zehn Millionen Mark kosten ließ, ist größer geworden: Im vergangenen Jahr häufig nur Ergänzungsspieler, soll ihm möglichst bald der große Durchbruch gelingen.

Kein Wunder also, dass die Freude des Stürmers nach der glänzenden Vorstellung im Ligapokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern (4:1) riesig war. "Besonders schön ist mir das Tor zum 4:1 gelungen. So etwas gibt auch Selbstvertrauen für die neue Saison", meinte Santa Cruz, der allerdings nach wie mit gewissen Anpassungsproblemen zu kämpfen hat. "Ich habe manchmal Heimweh", gibt er unwumwunden zu, "aber im Moment sind meine Brüder bei mir zu Besuch, und das ist für mich sehr gut."

Sogar Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld, sonst ein Gegner jeglicher Einzelkritik, kam nach der Partie gegen Kaiserslautern nicht an einem Sonderlob vorbei: "Roque hat große Fortschritte gemacht. Er hat den Vorteil, dass er einige WM-Qualifikationsspiele mit Paraguay absolviert und deshalb durchgespielt hat. Er hat schon einen guten Rhythmus gefunden", sagte der Trainer.

28 Bundesliga-Spiele, davon die meisten nicht über die volle Distanz, und lediglich fünf Treffer - so lautete die Bilanz von Santa Cruz nach seiner ersten Saison in München. Ziemlich wenig für einen, der schon als Superstar angekündigt und sogar im Überschwang mit dem Holländer Marco van Basten verglichen wurde. Man kann das freilich auch anders sehen. Nämlich als eine ganz ordentliche Leistung für einen Buben in seinem Alter, der von zu Hause weggezogen ist, um auf der anderen Seite der Erdkugel seiner Arbeit nachzugehen und schließlich beim Rekordmeister aus München landete.

In den Reihen der vielen Exzentriker beim "FC Hollywood" wirkt der brave Polizisten-Sohn aus Paraguays Hauptstadt Asuncion, der zusammen mit seinem Cousin zunächst die Wohnung des ehemaligen Bayern-Stürmers Ali Daei (jetzt Hertha BSC) bezog, allerdings immer noch ein wenig fremd. Zwar gilt Santa Cruz als Mädchenschwarm, aber in Discos wird frau ihn vergeblich suchen. Bei Santa Cruz ist eine nächtliche Kneipentour so wenig vorstellbar wie eine Heiligsprechung von Mario Basler.

Eher pflegt er einen Lebenswandel, wie ein gutbürgerlicher Büroangestellter. "Abends gehe ich spätestens um zehn, halb elf ins Bett, denn um diese Zeit bin ich meistens müde", sagt er. Und gibt zu: "Ich bin nur sehr wenig unterwegs." Und was macht ein gutbezahlter Fußballprofi wie er in der Zeit, die ihm neben dem Fußball noch bleibt? Treuherzig anwortet Santa Cruz: "Manchmal schaue ich mich dann mit einem Cousin in der Münchner Fußgängerzone um, dann gehen wir zu Karstadt." Karstadt! Um so einen muss sich der FC Bayern nun wirklich keine Sorgen machen.

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