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Der Norden ist oben. Hansa Rostock hat sich in der Dritten Liga konsolidiert und bei den letzten Heimspielen mehr als 20.000 Fans mobilisiert.

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Rostock-Manager Beinlich: "Wir sind zwischen Intensivstation und Reha"

Hansa Rostock steht vorzeitig als Aufsteiger in die Zweite Liga fest. Im Interview erklärt Manager Stefan Beinlich, weshalb er sich still freut und warum Hansa kein Ostverein ist.

Herr Beinlich, haben Sie Hansa Rostocks direkten Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga schon gefeiert?

Nein, nicht wirklich. Nach dem Spiel am Ostersonntag gegen Bayern München II haben wir in der Kabine ein Bier zusammen getrunken. Die Mannschaft hatte ja auf dem Weg nach München während einer Kaffeepause auf einem Rastplatz von dem glücklichen Umstand erfahren. Die Aufstiegsfeier, die sparen wir uns auf: für das letzte Heimspiel der Saison in drei Wochen, das mit knapp 29 000 Zuschauern ausverkauft ist.

Zu den letzten Spielen von Hansa kamen mehr als 20 000 Zuschauer, der Zuschauerschnitt liegt mittlerweile bei 13 000. Wie erklären Sie sich die Begeisterung?

Ich glaube, die Menschen spüren, dass hier wirklich eine Mannschaft auf dem Platz steht. Sie honorieren die harte, ehrliche Arbeit. Hinzu kommt: Hansa Rostock ist ein Aushängeschild für die Region, ein Leuchtturm für das wirtschaftsschwache Land Mecklenburg-Vorpommern. Ich freue mich sehr darüber, dass der Verein endlich wieder vor allem positiv wahrgenommen wird.

Zweimal sind Sie bereits mit Rostock aufgestiegen – als Spieler in die Erste Bundesliga, 1995 und 2007. Ist dieser Aufstieg in die Zweite Bundesliga mit den beiden ersten Aufstiegen vergleichbar?

Überhaupt nicht. Bei den ersten beiden Aufstiegen war ich Spieler. Da stand ich auf dem Platz und konnte meine Emotionen ausleben, auch in solchen besonderen Momenten. Jetzt, als Sportlicher Leiter, habe ich eine ganz andere Funktion und eine wesentlich größere Verantwortung. Ich freue mich sehr über den Erfolg, aber es ist eine stillere Freude.

Stefan Beinlich.
Stefan Beinlich.

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Vor einem Jahr befand sich Hansa Rostock in der größten Krise seit der Vereinsgründung vor 45 Jahren: Der Klub war nicht nur aus der Zweiten Liga abgestiegen, sondern stand auch vor der Insolvenz. Die Lizenz für die Dritte Liga erhielt der Verein nur dank einer Landesbürgschaft für einen millionenschweren Kredit. Wie haben Sie es trotzdem geschafft, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen?

Wir haben bei Vertragsverhandlungen immer gehofft, dass das Wetter gut ist und die Spieler schon deshalb ganz begeistert vom maritimen Rostock sind (lacht). Aber im Ernst: Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass ein Spieler nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich zu uns passt; dass alle Teamspieler sind, einige aber auch das Zeug zum Führungsspieler haben; dass die Altersstruktur stimmt und sich eine Hierarchie herausbilden kann. Nicht zuletzt hatten wir offensichtlich ein glückliches Händchen, was auch daran lag, dass Trainer Peter Vollmann die Ligen eins bis vier sehr gut kennt. Als wir mit den Planungen für die Drittliga-Saison anfingen, hatten wir gerade mal ein halbes Dutzend Spieler unter Vertrag. Dass es so gut laufen würde, damit war absolut nicht zu rechnen.

Eigentlich wollte sich der Verein zunächst konsolidieren und erst ein Jahr später die Rückkehr in den Profifußball anstreben. Was sind jetzt die nächsten Ziele von Hansa?

Im ersten Jahr geht es nur darum, die Klasse zu halten. Dafür steht uns ein Gesamtetat von voraussichtlich 13 Millionen Euro zur Verfügung. Danach möchten wir uns in der Zweiten Bundesliga etablieren. In drei, vier Jahren haben wir hoffentlich die Chance, um den Aufstieg in die Erste Liga mitzuspielen. Aber wir werden uns auch in Zukunft einschränken müssen. Wie hat unser Finanzvorstand Sigrid Keler gesagt: Die Not-OP ist geglückt, jetzt befinden wir uns zwischen Intensivstation und Reha.

Hansa Rostock hatte sich als einziger Klub aus der ehemaligen DDR dauerhaft in der Ersten Bundesliga etabliert. Ist das Image des Ostklubs noch zeitgemäß?

Ich sehe Rostock nicht als Ostklub. Die Wende ist jetzt über 20 Jahre her, da passt das einfach nicht mehr, auch wenn bei nicht wenige Menschen auf beiden Seiten leider noch immer eine Mauer in den Köpfen existiert. Meine drei Töchter zum Beispiel – die Zwillinge sind 14 Jahre alt, die jüngere Tochter ist acht – kennen die DDR nur aus Erzählungen. Sie können mit Kategorien wie „Ost“ und „West“ nicht mehr viel anfangen.

Welches Bild von Hansa Rostock sagt Ihnen denn zu?

Wir sind ein Nordklub von der Ostseeküste, ein Verein mit maritimen Flair. Der Klub leugnet seine Vergangenheit nicht, er ist auch stolz auf sie, etwa auf das Jahr 1991, als Hansa Rostock als letzter Meister der DDR-Oberliga und Pokalsieger in die Bundesliga aufstieg. Trotzdem achten wir nicht so sehr auf die Vergangenheit, sondern planen für die Zukunft. 2010 ist die Hansa-Kogge untergegangen. Ich hoffe, dass sie jetzt wieder unsinkbar ist.

Das Gespräch führte Kerstin Hebeler.

Stefan Beinlich, 39, ist Manager des Fußball-Drittligisten Hansa Rostock. Als Spieler stieg er mit Hansa zweimal – 1995 und 2007 – in die Bundesliga auf.

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