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Sport: Rostocker JägerlateinVeh redet nicht von der Spitze

– und nicht vom Abstiegskampf

Bochum. Hansa jagt die Bayern. Zumindest auf dem Papier sieht es so aus. Nach vier Siegen aus fünf Spielen liegt Rostock nur einen Punkt hinter dem Rekordmeister. Trainer Armin Veh kontert Fragen wie die nach dem Jagdinstinkt seiner Profis so trocken, wie seine Elf beim 1:0 beim VfL Bochum aufgetreten ist. „Wir wissen, was wir können, aber da oben haben wir normalerweise nichts zu suchen. Am Ende der Saison werden wir nicht dort stehen." So schön der anhaltende Ausnahmezustand sich für die Rostocker anfühlen mag: Sie rüsten sich für den Alltag, dessen Wiederkehr ihnen nur als eine Frage der Zeit erscheint.

Also wie immer Abstiegskampf? Diesen vertrauten Begriff meidet Armin Veh ebenso wie das Jägerlatein, das manche Leute ihm in den Mund legen wollen. Also bemüht der Trainer eine Umschreibung, die nicht besonders originell klingt, aber ohne das auf den Index gesetzte Unwort auskommt. „Wir wollen am Ende drei Mannschaften hinter uns lassen", sagt er. Deshalb sei der Sieg so wichtig gewesen, gerade gegen eine Mannschaft wie Bochum, die er früher oder später in der Region erwarte, in der die Rostocker sich „normalerweise aufhalten". Schon wieder „normalerweise". Für die glücklichen Gewinner Rostock und auch für die untröstlichen Verlierer aus Bochum scheint manches, was in der Bundesliga als unumstößlich gilt, vorübergehend außer Kraft gesetzt. Und Publikum wie Protagonisten fragen sich Woche für Woche: Wie lange noch?

Neururer will dünnere Pfosten

Die Bochumer hätten sich am Sonntag gewünscht, alles wäre „normal" gelaufen. Dann hätten sie gegen Hansa Rostock gewonnen, ziemlich hoch sogar. Die Westfalen stürmten famos, doch sie hatten einen dieser Tage erwischt, an denen sich Unvermögen und Pech auf rätselhafte Weise ergänzen. „Unsere Chancenverwertung ist kläglich gewesen", sagte Mannschaftskapitän Dariusz Wosz. Ob er und seine Mitstreiter es aus drei oder aus dreißig Metern versuchten: das einzige, was ihnen in ihrem zuweilen hektischen Bemühen fehlte, war Präzision. Den auffälligen Widerspruch zwischen Spielverlauf und Ergebnis wussten die beiden Trainer nicht einmal ansatzweise zu erklären.

„Es gibt keine Erklärung dafür", sagte Armin Veh. Auch sein beredsamer, zuweilen geschwätziger Kollege Peter Neururer wußte das Rätsel nicht zu deuten, das die „grandios nach vorn spielende" Bochumer Mannschaft sich selbst und allen anderen aufgegeben hatte. „Was soll man da erklären?" sagte der Trainer des VfL. „Bei dünneren Pfosten wären einige Bälle reingegangen." Dennoch will er die Aluminiumbalken im Ruhrstadion unverändert lassen, schon aus praktischen Gründen. "Wenn sie dünner wären, könnte man nicht so gut zielen."

Hansas René Rydlewicz, dessen Schuss von Bachirou Salou den letzten Kick zum Siegtor bekam, hielt sich mit solchen Theorien nicht lange auf. „Die Bochumer haben viele Chancen vergeben“, sagte der in diesen Tagen sehr starke Rostocker. „Es war ein glücklicher Sieg für uns, aber das interessiert in ein paar Tagen keine Sau mehr." Für den Rest der Woche gilt das Interesse der Rostocker dem nächsten Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Richard Leipold

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