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Sport: Rot-Weiß im Verbund mit dem Mercedes-Team

Berlins erste Tennisadresse reduziert ihren Mannschafts-Etat und nutzt Kontakte zu Boris BeckerVON DIETMAR WENCK BERLIN.Die vergangene Tennis-Bundesligasaison brachte für den LTTC Rot-Weiß nichts als Enttäuschungen.

Berlins erste Tennisadresse reduziert ihren Mannschafts-Etat und nutzt Kontakte zu Boris BeckerVON DIETMAR WENCK BERLIN.Die vergangene Tennis-Bundesligasaison brachte für den LTTC Rot-Weiß nichts als Enttäuschungen.Die Damen des Klubs stiegen ebenso in die zweite Spielklasse ab wie die Herren.Hinzu kam, daß in den letzten beiden Jahren die Finanzierung der Bundesliga-Aktivitäten durch Sponsoren, Förderkreise und Zuschauereinnahmen nicht glückte.Der Verein mußte draufzahlen.Es habe "Denkanstöße" von unzufriedenen Mitgliedern gegeben, gibt Rot-Weiß-Geschäftsführer Eberhard Wensky zu: "So ging es nicht weiter.Wir müssen einen anderen Kurs fahren." Der Saisonetat, der 1996 (Damen-Bundesliga, Herren-Regionalliga) 700 000 DM betragen hatte und 1997 gar auf über eine Million DM (beide Mannschaften in der Bundesliga) gewachsen war, wurde für die kommende Spielzeit auf 380 000 DM zusammengestrichen.Der gesamte Bereich soll mit Hilfe einer Sport-GmbH aus dem Klub ausgegliedert und das finanzielle Risiko für ihn damit beseitigt werden.Vorerst werden keine teuren Spieler und Spielerinnen verpflichtet.Auf die Jugend wird gesetzt."Kurzfristig wollen wir uns ein bißchen bescheiden", sagt Wensky.Ein besonderer Coup ist den Berlinern trotzdem geglückt: Es wurde eine Kooperation zwischen dem LTTC Rot-Weiß und dem Mercedes-Junior-Team von Boris Becker vereinbart. Die Kontakte kamen über den langjährigen Bundesligaspieler Markus Zoecke zustande.So wie der neue deutsche Teamchef Boris Becker seinen alten Spezi Carl-Uwe Steeb als Kapitän für das Daviscup-Team eingespannt hat, so hat er mit dem Berliner einen weiteren Weggefährten aus vergangenen Daviscup-Zeiten zu sich geholt. Dafür mußte der nach Verletzungen seine Karriere vorzeitig abbrechende Zoecke jedoch nach München umsiedeln, wo er nun das Büro des Mercedes-Junior-Teams leitet.Derzeit ist er mit den jungen Spielern als Betreuer in den USA unterwegs."Wir haben einen Fuß in der Tür", sagt der Rot-Weiß-Geschäftsführer.Um sie noch ein Stückchen weiter zu öffnen, wurde vereinbart, daß die vier Becker-Schützlinge Guinor Ghedina, Boris Bachert, Daniel Leßke und Björn Phau mehrmals im Jahr zum Training nach Berlin kommen.Hier können sie mit den Rot-Weißen Lars Rehmann, Ulrich-Jasper Seetzen, Lars Übel, Christian Grünes, Florian Jeschonnek (vom Grunewald TC gekommen) und Andreas Strauchmann, nun mit 23 Jahren der älteste in der Mannschaft ist, zusammenarbeiten.Der dreimalige Wimbledonsieger Becker ist - was vielen kaum noch bekannt sein dürfte - seit 1985 Mitglied bei Rot-Weiß.Bis 1987 war er für die Bundesliga spielberechtigt, gespielt hat er nicht.Das einzige offizielle Match in dieser Zeit für den Berliner Klub bestritt Becker in Form eines Schaukampfes gegen Slobodan Zivojinovic auf der Anlage des LTTC.Der Klub hat daran gutes Geld verdient. "Wir bieten dem Mercedes-Team neben München eine zweite sportliche Heimat", erklärt Wensky.Natürlich nicht ganz uneigennützig: "Es ist vereinbart, daß sie für uns spielen können, wenn sie Zeit haben.Es gibt eine richtige Kooperation zwischen Rot-Weiß und dem Becker-Team, ohne jedes finanzielle Risiko." Wobei als Mitspieler momentan nur Ghedina und Bachert in Frage kommen, die anderen beiden gehen noch zur Schule.Sie würden im zweiten Rot-Weiß-Team eingesetzt, das ebenfalls in der Regionalliga startet.Das würde dem Verein sicher im Augenblick sportlich nicht gerade viel weiterhelfen. Aber wer die Bedeutung von Boris Becker im deutschen Tennis kennt, der weiß: Eine Zusammenarbeit mit ihm kann irgendwann einmal viel mehr wert sein.Zumal dann, wenn sich in naher Zukunft der Wunsch Eberhard Wenskys erfüllen sollte, wieder ein attraktives Männerturnier an die Hundekehle zu holen.

DIETMAR WENCK

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