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Sport: Rot wie Currywurst

Wie der 1. FC Kaiserslautern die Pokalniederlage gegen die Bayern am Buffet verdaute

Berlin. Es war eine Viertelstunde nach Mitternacht, als Mario Basler das Weizenbierglas wegstellte und auf der Bühne des Grand Hotel Esplanade leise die Stimme erhob. „Ich durfte über drei Jahre in Kaiserslautern spielen, ich bin in der Pfalz geboren, und wisst ihr, ich habe …“, plötzlich herrschte Stille im Saal. Basler stand jetzt allein auf der Bühne und weinte.

Die Stimmung war schon vorher schlecht gewesen beim 1. FC Kaiserslautern. Nach der Niederlage im Endspiel des DFB-Pokals gegen Bayern München war die Mannschaft in dem Hotel am Lützowufer in Tiergarten eingetroffen. Gegen 22 Uhr zogen sich die Fußballprofis oben in ihren Hotelzimmern um und schlüpften in die beigen Dienstanzüge, dazu trugen sie hellblaue Hemden und rote Krawatten. „Lasst uns eine tolle Party feiern“, hatte René C. Jäggi, der Vorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, gesagt. „Hätte jemand vor einem halben Jahr gesagt, ihr schafft den Klassenerhalt und steht im Pokalfinale – wir hätten uns doch gefreut, oder?“

Wahrscheinlich hat Jäggi da nicht einmal Unrecht, aber Miroslav Klose saß mit derart finsterem Blick in der Lobby, dass ihn Horst Eckel, der 1954 mit Deutschland Weltmeister wurde, erst einmal in den Arm nahm. „Ich musste den Jungen trösten“, sagte Eckel später, „im Pokal-Finale war die Mannschaft äußerst schwach, na klar, aber die Jungs haben in den letzten Monaten doch Großes geleistet, oder?“ Klose nickte, lächelte, dann marschierte Eckel zum Büffet.

Der Klub hatte groß aufgefahren, Werner Hackmann, der DFL-Chef, war da, auch Gerhard Mayer-Vorfelder, der DFB-Präsident, und natürlich Kurt Beck, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident. Auf der Speisekarte standen „Champagnersüppchen mit Beeren“, „Austern mit Spinat überbacken“ oder als Snack einfach eine „Berliner Currywurst“, allerdings „aus der Porzellanschale“. Vorn, auf der Bühne, da tanzten dann „Stars in Concert“, und es war etwa 2 Uhr, als Mario Basler endlich mitwippte. Das Pokalfinale am Samstagabend war sein letzter Einsatz als Fußballprofi in der Bundesliga, Basler saß neunzig Minuten auf der Bank, und „das tut natürlich weh“, sagte Basler. „Aber es ist nun mal kein Wunschkonzert.“

Später dann, als Basler sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte, griff er noch ein letztes Mal zum Mikrofon und bedankte sich ausdrücklich „bei unseren Damen, die immer so toll unsere Klamotten und Trikots waschen. Schön, dass auch ihr mal in der ersten Reihe sitzt.“ Die Damen lächelten, Basler lächelte zurück. Es waren seine letzten offiziellen Worte als Bundesligaprofi. Bald fliegt Basler nach Katar, in seine neue Heimat.

André Görke

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