zum Hauptinhalt
Penkner

© dpa

Rudern: Der neue Mann am Stöckchen

Den Deutschland-Achter kennt jeder. Die Männer, die ihn vorantreiben, bleiben nahezu unbekannt. Acht Ruderer und ein Steuermann müssen für den Erfolg zu einer Einheit verschmelzen. Doch nur der Schlagmann bekommt eine gewisse Aufmerksamkeit, aktuell ist das Andreas Penkner.

Penkner ist nach dem Debakel im Juni beim Weltcup in Luzern auf die Position gerückt, nachdem der Achter mit zehn Sekunden Rückstand auf Sieger Kanada ins Ziel gekommen war. Danach wurde fast die ganze alte Besatzung rausgeworfen. „Ich bin einer von acht Ruderern im Boot. Ich habe einen Rollsitz, ein Stemmbrett und einen Riemen wie die anderen auch. Ich muss genauso am Stöckchen ziehen“, sagt Penkner. Das klingt bescheiden, allerdings sagt ein langjähriges Mitglied der Achter-Besatzung, dass Penkner intern mitunter sehr wohl ziemlich offensiv seine Ansprüche anmeldet.

Die Mannschaft hat aktuell entschieden, dass er „auf Schlag“ sitzen soll. Er habe sich aus der Diskussion herausgehalten, sagt Penkner. „Wir haben festgestellt, dass wir mit ihm schon mit niedrigen Frequenzen recht schnell unterwegs waren“, sagt Steuermann Peter Thiede. Penkner rudert mit einer anderen Riemenausrichtung (Steuerbord) als sein kurzzeitiger Vorgänger Matthias Flach (Backbord). Durch den Wechsel blieb keiner der acht Ruderer an seinem Platz. „Wir fühlen uns jetzt deutlich wohler“, sagt Sebastian Schmidt, mit 23 Jahren einer der jüngsten Ruderer im Boot. Jeder könne sich jetzt optimal einbringen. Und das sei schließlich das Entscheidende.

Genauso sieht es auch Trainer Christian Viedt. Seit dem großen Schnitt Anfang Juni ist er verantwortlich für das wichtigste Boot des Deutschen Ruderverbands. Denn auch der langjährige Bundestrainer Dieter Grahn hat keine operative Verantwortung mehr für den Achter. Sein bisheriger Assistent Viedt macht das jetzt. Etwas Vergleichbares hat es so kurz vor Olympischen Spielen noch nicht gegeben. Viedt blieben nur knapp acht Wochen, um ein starkes Boot zu formen. Es ist ein Experiment, und keiner weiß, wie es ausgehen wird.

Und was Penkner als Schlagmann erreichen kann, ist auch nicht völlig klar. Der 25-Jährige saß zwar schon bei der WM 2005 auf Schlag, er wurde dort neu positioniert, weil das Boot bei Olympia 2004 schlecht abgeschnitten hatte. Bei der WM 2005 sagte Penkner: „Wir wollen Gold.“ Die Saison war gut gelaufen, die Erwartungen hoch. Aber dann erreichte das Flaggschiff nur Platz drei, die Besatzung war an der Psyche gescheitert. „Das Problem ist, dass ein paar Leute unbedingt Gold wollten. Doch Gold ist nicht planbar“, sagte Penkner damals. Aber dieses Gold wollte auch er. Doch jetzt sagt Viedt: „Er hat damals seine Sache sehr gut gemacht.“

Penkner spricht meist ruhig und überlegt. Im Boot aber gilt er als Typ, der aggressiv losfahren kann. „Außerdem kann er seine Vorstellung an die Mannschaft bringen. Er lässt sich nicht von den anderen rudern“, sagt Viedt. Penkner sieht seine Rolle sehr viel nüchterner. Es gebe bestimmte Frequenzen für den Start, die Strecke und den Endspurt. „Meine Aufgabe ist es, möglichst gleichmäßig zu rudern", sagt er. Sonst gibt es wirklich nichts Besonderes? „Doch. Auf Schlag sieht man dem Steuermann ins Gesicht.“

Jürgen Bröker

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false