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Malerisch. Rudern an der Oberbaumbrücke.

© Imago/Camera4

Rudern in Berlin: Die Champions League der Achter

Die Champions League der Ruderer will auf der Spree neue Fans für die Sportart gewinnen. Zum zweiten Mal veranstaltet sie ihr Saisonfinale.

Wo sonst am Sonntagmorgen erschöpfte Partygänger und tatendurstige Touristen aufeinander treffen, wird an diesem Wochenende Spitzensport geboten. Auf der Spree veranstaltet die Champions League der Ruder-Achter zum zweiten Mal ihr Saisonfinale. Von der Oberbaumbrücke starten die Boote flussabwärts in Richtung Stadtzentrum, das Ziel liegt vor der Arena am Ostbahnhof. Nur 350 Meter lang ist die Strecke, viel kürzer als die olympische Distanz von 2000 Meter. Die Veranstalter versprechen sich aber viel vom Sprint auf der Spree.

Wie viele andere traditonsreiche Sportarten kämpft auch das Rudern um Aufmerksamkeit, die Regattastrecken in der Peripherie sind in dieser Hinsicht zum Problem geworden. „Wir müssen sehen, dass wir als Sportart jung bleiben“, sagt Michel Hehlke, Geschäftsführer beim Berliner Landesruderverband (LRV) und Mitorganisator des Rennwochenendes. „Rudern in der Stadt ist wichtig für uns, um den Sport ins Bewusstsein der Leute zu bringen“, sagt Hehlke.

In Berlin treten am Wochenende 16 Männer- und zehn Frauen-Achter an der Eastside-Gallery an, dabei handelt es sich um Mannschaften von Klubs und Universitäten aus neun Ländern. Am Samstag zwischen 16 und 18 Uhr werden Zeitläufe ausgetragen, in denen die Paarungen für die Rennen am Sonntag ermittelt werden. Ab 9 Uhr morgens geht es dann auf zwei Bahnen im K. o.-System weiter, die Sieger der Läufe erreichen jeweils die nächste Runde bis zum Finale um 14 Uhr. Der Vorteil gegenüber dem traditionellen Ruder-Wettkampfformat: Das Publikum kann die Rennen ohne Fernglas von Start bis Ziel verfolgen, nach knapp einer Minute gibt es eine Entscheidung – die dank der Kürze der Strecke meist auch noch sehr knapp und spannend ausfällt. Alle Rennen werden im Internet per Livestream auf www.sportdeutschland.tv übertragen.

Für die Sportler bedeutet das neue Rennformat eine Umstellung

Für die Sportler bedeuten die publikumswirksamen Rennen im Vergleich zu den traditionellen Wettbewerben eine Umstellung. „Das ist völlig anderes Rudern“, sagte Hehlke, die Achter-Mannschaften müssten sofort „mit voller Schlagzahl losprügeln“. Die deutschen Vertreter sind gegenüber der internationalen Konkurrenz dabei durchaus im Vorteil: Sie kennen die 350-Meter-Distanz bereits aus der Ruder-Bundesliga. Nach sechs Renntagen setzte sich hier der Crefelder Ruder-Club vor der Frankfurter Rudergesellschaft Germania durch, beide Mannschaften gehören in Berlin zu den Favoriten. „Die Boote aus dem Ausland können wir hingegen nur sehr schwer einschätzen“, sagt Michael Hehlke. In anderen Ländern fehlt es an einem ähnlichen Wettbewerb wie der Bundesliga, einen einheitlichen Qualifikationsmodus für die Champions League gibt es noch nicht.

Auch wenn in Berlin durchaus Spitzenruderer in den Booten sitzen werden, ist der sportliche Wert der Rennen also schwer einzuschätzen. Sicher ist hingegen, dass das Publikum den Booten und Athleten so nahe kommt wie nirgendwo sonst. Der Eintritt ist frei, das terrassenartige Ufer vor der Großarena bietet viel Platz bis hinunter zum Wasser, die Veranstalter hoffen am Sonntag auf bis zu 20 000 Besucher. „Es geht nicht darum, neue Leute für den Deutschland-Achter zu rekrutieren“, sagt Michael Hehlke. „Sondern um zu zeigen: Rudern geht überall.“

Das Rudern in den Metropolen und Innenstädten liegt dem LRV-Geschäftsführer schon lange am Herzen – nicht als Ersatz für traditionelle Rennen, aber als wichtige Ergänzung. „Ich halte es auch bei Olympia für völlig falsch, irgendwo in der Pampa Ruderstrecken zu bauen“, sagt der 57-Jährige. Auch in anderen Sportarten hat sich diese Überzeugung mittlerweile durchgesetzt. „Weil wir es in 100 Jahren nicht geschafft haben, dass die Leute zu uns kommen, müssen wir den Sport zu den Leuten bringen “, sagte kürzlich Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbands. Einen besseren Platz als die Oberbaumbrücke kann man sich dafür in Berlin kaum vorstellen.

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