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Sport: Rückkehr ohne Jubel

Der Hamburger SV unterliegt 1:2 in Nürnberg – Ailton hat keine Torchance

Am Ende hatte sich die Aufregung doch ein wenig gelegt. Gerade noch 14 Hamburger Fans harrten in eisiger Kälte vor dem Kabinentrakt des Nürnberger Franken-Stadions aus, aber den, der gern ihr neuer Liebling werden würde, sahen sie nur für Sekunden. Ailton winkte kurz und verschwand, dick vermummt, im Mannschaftsbus. Richtig heiße Leidenschaft sieht anders aus. Sie wäre auch zu schön gewesen, die Geschichte vom Bundesliga-Heimkehrer, der mit dem ambitionierten Hamburger SV dem souveränen Tabellenführer FC Bayern München Angst macht. Aber Thomas Doll mochte davon nach der 1:2 (0:0)-Niederlage zum Rückrunden-Auftakt beim 1. FC Nürnberg nichts hören. „Es ist mir völlig egal, wer Deutscher Meister wird“, sagte Hamburgs Trainer. „Wir sehen es nicht als unsere Aufgabe an, die Nation glücklich zu machen.“

Doll wollte bloß klarstellen, dass er sich und seinem Klub auch nach der Verpflichtung des brasilianischen Torjägers Ailton höchste Ansprüche nicht andichten lassen mag. „Wir wollen nicht gierig werden“, erklärte Doll. Er spielte damit wohl auch auf die Erwartungen an Ailton an, der sich in Nürnberg mühte, aber so gut wie gar nicht auffiel. Nicht ein Mal schoss er aufs Nürnberger Tor. „Schade“ sei das gewesen, sagte Ailton. „Aber es wird nächste Woche besser, wir arbeiten gut zusammen.“ Mit Ailton kam der Niederländer Nigel de Jong von Ajax Amsterdam zum HSV. Er deutete beim Debüt zumindest an, welch Gewinn er für den Tabellenzweiten sein könnte. „Wir haben Qualität verpflichtet, aber beide Spieler brauchen noch Zeit“, sagte Doll.

Die Hamburger blieben ohne die mit jeweils sechs Saisontreffern erfolgreichsten Torschützen Rafael van der Vaart (Knöcheloperation) und Sergej Barbarez (Gelb-Sperre) in der Offensive einiges schuldig – trotz Ailton. Bezeichnenderweise resultierte der etwas glückliche Führungstreffer aus einem Eigentor des Nürnbergers Andreas Wolf . „Danach hätte ich mir mehr Souveränität gewünscht“, monierte Doll. Er habe sich „im falschen Film“ gewähnt. Denn die abstiegsgefährdeten Nürnberger reagierten nach dem Rückstand mutig, drängten den HSV in die Defensive und machten mit den Toren von Ivan Saenko und Stefan Kießling den erst dritten Heimsieg perfekt.

Richtig glücklich waren auch sie trotzdem nicht, weil Nürnberg zwar das Spiel gewann, aber seinen großen Hoffnungsträger schon wieder verlor. Marek Mintal, Torschützenkönig der Vorsaison und in dieser Eigenschaft Nachfolger von Ailton, kehrte nach viermonatiger Verletzungspause nur für zwei Minuten ins Team zurück, ehe er umknickte und sich den im August gebrochenen Mittelfuß wieder verletzte. Ein neuerlicher Bruch wird befürchtet; eine sichere Diagnose soll es heute geben.

So schaute Nürnbergs Trainer Hans Meyer am Ende trauriger drein als Doll. „Ailton hat sich sein Tor für nächste Woche aufgehoben“, sagte Doll. Dagegen muss Meyer nun einen neuerlichen langen Ausfall Mintals befürchten. „Ich würde den Sieg gegen ein Remis tauschen, wenn Marek dafür gesund wäre“, sagte er. Der Tag der Torjäger war es gestern in Nürnberg nicht.

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