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Sport: Rückschlag am Netz

Das Berliner Tennisturnier German Open zahlt künftig weniger Preisgeld – trotzdem droht ein Defizit

Berlin – Hans-Jürgen Jobski nimmt die Warterei gelassen hin. Nützt ja nichts, sich aufzuregen, nur weil in London ein paar wichtige Leute des Welt-Frauen- Tennisverbands WTA immer noch nichts entschieden haben. „Bis Ende der Woche“, sagt Jobski, „wird wohl ein Beschluss gefasst sein.“ Dann weiß der Präsident des LTTC Rot-Weiß, ob sein Verein im nächsten Jahr die German Open als Frauen-Tennisturnier der zweithöchsten Kategorie ausrichten darf.

Und dann muss am wichtigsten Punkt gearbeitet werden: Wie verhindert man ein Defizit des Turniers? Die Preisgelder werden auf 650 000 Euro halbiert, das ist schon mal ein Anfang. Dafür müssen aber auch weniger Spielerinnen aus den Top Ten in Berlin antreten.

Jobski und Rot-Weiß haben als Turnierausrichter, streng genommen, mit der Vermarktung nichts zu tun. Aber natürlich beschäftigt sich die Klub-Führung intensiv mit dieser Frage, schließlich geht es um die Zukunft einer Traditionsveranstaltung. In diesem Jahr sollte sich Rot-Weiß kurzfristig sogar an der Sponsorensuche beteiligen, obwohl dafür der Deutsche Tennis Bund zuständig war. „Aber der hat uns im Regen stehen lassen“, sagt Jobski.

Der Rot-Weiß-Chef will nach dem Debakel von 2004 (900 000 Euro Defizit) weg von der Suche nach ganz großen Geldgebern. „Wir wollen lokale Sponsoren, wir wollen eine von Berlin geprägte Veranstaltung.“ Modeunternehmen oder Fluggesellschaften mit Berlin-Bezug, so etwas schwebt ihm vor. Die Feinarbeit sollen Fachleute machen. „Wir denken zum Beispiel auch daran, zu IMG Kontakt aufzunehmen.“ IMG hatte bis 2003 die German Open vermarktet. Dann zog sich das Unternehmen zurück. Christian Pirzer, der IMG-Chef von Deutschland, hatte resigniert festgestellt: „Die German Open lassen sich, auch mittelfristig, nicht vernünftig vermarkten.“

Deshalb ist ein Anruf bei IMG wohl ziemlich sinnlos. Pirzer winkt beim Stichwort „T-2“ ab. „IMG hat kein Interesse an der Vermarktung eines T-2-Turniers in Berlin, weil auch so ein Wettbewerb nicht zu vermarkten ist. Es ist nur zu finanzieren, wenn öffentliche Gelder zugeschossen werden.“ Die Rechnung ist einfach: Ohne hohe Preisgelder nur wenige Starspielerinnen, ohne Stars kein Fernsehen, ohne Fernsehen keine Sponsoren.

Und das Fernsehen würde auch bei einem T-2-Turnier nicht auftauchen. Die ARD hat sich schon 2003 zurückgezogen, und da besaßen die German Open noch die höchste Kategorie. „Durch den T-2-Status wird der sportliche Reiz eher noch geringer“, sagt Jochen Sprentzel, der Sportchef des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Nur wenn eine deutsche Spielerin in die Weltspitze vordringt, würde das Turnier möglicherweise interessant. „Aber da ist ja niemand in Sicht.“ Und deshalb „würden wir aus heutiger Sicht die German Open bestimmt nicht in Sondersendungen übertragen“.

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