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Sport: Rücktritt in der Klinik

Die schwer verletzte Skiläuferin Hilde Gerg gibt heute das Ende ihrer Karriere bekannt

Berlin - Zwei Orte hätten sich in diesem Winter für die Skirennfahrerin Hilde Gerg angeboten, um ihr Karriereende bekannt zu geben. Åre in Schweden zum Beispiel, am 19. März nach dem letzten Weltcuprennen dieses Winters. Oder, noch schöner, San Sicario in den Alpen vor Turin. Am 19. Februar vielleicht, wenn bei den Olympischen Spielen ihre Spezialdisziplin Super-G entschieden sein wird. Doch eine sportliche Karriere lässt sich nicht immer bis zum Ende durchplanen, und so wird sie ihr Karriereende an einem Ort bekannt geben müssen, den sie bislang sicher nicht auf der Rechnung hatte: In der Wolfart-Klinik in Gräfelfing bei München.

An diesem Ort wird die Olympiasiegerin Hilde Gerg aus Lenggries heute Mittag das Ende ihrer Karriere bekannt geben. „Ich bin sehr frustriert“, sagte die 30-Jährige der „Bild“-Zeitung, „aber es hat keinen Zweck mehr.“ Die Knieverletzung, die sie in der vergangenen Woche im Training in Copper Mountain, Colorado, erlitten hat, hat sich als zu schwerwiegend herausgestellt. „Sie hat sich einen Impressionsbruch des Schienbeinkopfes im rechten Knie, einen Abriss des Außenmeniskus sowie eine Teilruptur des hinteren Kreuzbandes zugezogen“, sagte der Kniespezialist Erich Rembeck. Am Samstag hat er Hilde Gerg bereits operiert. „Sie wird einige Tage in der Klinik bleiben, ehe sie mit Reha-Maßnahmen beginnen kann“, sagt Rembeck. Am Ende dieser Maßnahmen werden keine Rennen mehr stehen.

So geht die Karriere einer der besten deutschen Skirennläuferinnen zu Ende. 1998 hatte Hilde Gerg im Slalom Olympiagold gewonnen, in der Kombination gewann sie Bronze. Vor dreieinhalb Jahren erlebte sie in Salt Lake City mit Platz vier in der Abfahrt und Platz fünf im Super-G die größte Enttäuschung ihrer Karriere. Sie wird keine Chance mehr bekommen, diese Bilanz noch zu verbessern.

Für die alpine Abteilung des Deutschen Skiverbandes bedeutet ihr unfreiwilliger Rücktritt einen weiteren Rückschlag. Der Verband musste bereits den Abschied von Florian Eckert und Max Rauffer hinnehmen. Für die Olympischen Spiele in Turin bleiben nun nur noch Maria Riesch und Martina Ertl als Medaillenkandidaten im Kader. Wenn sie sich nicht verletzen.

Am vergangenen Mittwoch beim Super-G-Training ist der folgenreiche Sturz passiert. Beim Übergang vom Steilen ins Flache verkantete sie den Innenski und stürzte. „Es war klar, dass da mehr kaputt war“, sagte Cheftrainer Wolfgang Maier. Nach einer ersten Untersuchung in Vail flog sie von Denver nach München, um sich dort operieren zu lassen.

Gerg musste in ihrer Karriere mehrere harte Rückschläge verkraften. Vor fünf Jahren brach sie sich nach einem Sturz das Schien- und Wadenbein, doch mit einem Titannagel im Bein kehrte sie in den Weltcup zurück. 2002 stürzte sie im Dezember ebenfalls in den USA schwer und zog sich einen Kreuzbandriss im Knie zu. Danach äußerte sie bereits erste Rücktrittsgedanken. Doch schon einen Monat später raste sie in Cortina bereits wieder auf den dritten Platz. Jetzt aber will und kann sie nicht mehr.

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