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Ute Groth von der DJK TuSA 06 Düsseldorf findet, dass die Strukturen im DFB veraltet sind.

© dpa/ Henning Schoon

Rücktrittsforderungen gegen DFB-Präsidenten: „Wie kann Fritz Keller noch ein Vorbild sein?!“

Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ute Groth spricht über Fritz Keller, fehlende Fortschritte und die Abgründe des Deutschen Fußball-Bundes.

Ute Groth von der DJK TuSA 06 Düsseldorf wollte 2019 die erste Frau an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) werden. Bei der Wahl war sie chancenlos gegen Fritz Keller.

Frau Groth, Fritz Keller dürfte in Kürze sein Amt als DFB-Präsident los sein. Sie hatten vor zwei Jahren erfolglos kandidiert. Wieder Interesse?
Ha ha, vielleicht überlege ich es mir. Aber ernsthaft: Ich denke, dass ich mir das wohl eher nicht noch einmal antun werde, wenn man sieht, wie die sich im Verband bekriegen.

Sollte Keller zurücktreten?
Ich denke schon, dass er das sollte. So ein Vergleich geht gar nicht. In der Funktion als DFB-Präsident sollte Keller ein Vorbild für die Millionen Mitglieder sein. Wie geht das noch, wenn er einen Kollegen mit dem Nazi-Richter Freisler vergleicht?

Keller reiht sich in eine ganze Reihe gescheiterter DFB-Präsidenten ein.
Das ist richtig. Es ist ein Trauerspiel. Und das hat viel damit zu tun, dass der DFB in der Spitze ein geschlossenes System ist und den unverstellten Blick von außen gar nicht erst zulässt.

Sie hatten es ja vor zwei Jahren probiert mit Ihrer Bewerbung.
Richtig. Aber es war im Nachhinein unglücklich, dass ich nicht im Bilde über die Strukturen war, die vorherrschten. Nur wer schon eine Macht in Kreis- und Landesverbänden mitbringt, hat Chancen bei der Präsidentenwahl. Wer von außen kommt wie ich damals, der braucht im Grunde gar nicht erst anzutreten.

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Wollten Sie den DFB mit Ihrer Kandidatur provozieren?
Nein, das war schon ernst gemeint. Ich hatte ja zumindest Vorstandserfahrung durch meine Arbeit im katholischen Sportverband DJK. Und frische Ideen hatte ich, wie ich fand, auch. Aber in diesen Zirkel kommt jemand Externer nicht rein. Und man sieht ja jetzt, was aus den verquarzten Strukturen erwächst.

DFB-Präsident Fritz Keller steht nach dem Nazi-Vergleich in der öffentlichen Kritik.
DFB-Präsident Fritz Keller steht nach dem Nazi-Vergleich in der öffentlichen Kritik.

© dpa/ Patrick Seeger

Zumindest sind offenbar keine Frauen erwünscht. Oder könnte sich das nach dem mutmaßlichen Scheitern Kellers ändern?
Das glaube ich nicht. Schauen Sie sich doch mal die Landesverbände an. An der Spitze stehen ausschließlich Männer. Ich musste das ja auch beim Bundestag vor zwei Jahren miterleben. Nur Männer, und wenn mal jemand wie Hannelore Ratzeburg sprechen durfte, dann nach der Pause, als schon zwei Drittel der Anwesenden weg waren. Man muss sich da nichts vormachen: Die wenigen Frauen im DFB sind meist Alibi-Frauen. Wirklich was zu sagen haben sie meist nicht, sie erfahren keine Wertschätzung.

Was muss passieren, damit sich das ändert?
Von oben wird nicht viel passieren. Aber von unten tut sich einiges. In den Vereinen kommen immer mehr Frauen in verantwortliche Positionen. Der Druck von unten könnte schon einiges bewirken.

Fritz Keller war vor zwei Jahren mit dem Versprechen angetreten, den verstaubten und belasteten DFB etwas durchzulüften. Hat er das geschafft?
Nein. Ich sehe keine Fortschritte. Doch! Warten Sie! Die leitenden DFB-Angestellten bekommen höhere Gehälter. Sonst produziert der DFB hin und wieder Broschüren. Auch zum Thema Corona. Aber da kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Die Handreichungen des DFB zum Infektionsschutz zum Beispiel kamen viel zu spät, und die darin formulierten Maßnahmen für den Sport im Freien waren komplett übertrieben. Die DFB-Spitze hätte in diesem Punkt großen Einfluss auf die Basis nehmen können. Aber es kam viel zu wenig.

Hatten Sie nach Ihrer Kandidatur mal wieder Kontakt zu Herr Keller?
Ich schon. In dem Jahr, in dem er DFB-Präsident wurde, habe ich ihm eine Weihnachtskarte geschrieben.

Ist ja nett. Kam etwas von ihm zurück?
Nein.

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