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Rückzug: Schwimm-Präsident Beckmann geht

Ralf Beckmann, Präsident des Deutschen Schwimm-Verbands, wird im Februar 2006 aus seinem Amt ausscheiden. Grund sind offenbar Differenzen mit der Verbandsführung.

Essen/Hamburg - Der Deutsche Schwimm-Verband muss sich nach dem überraschenden Rückzug von Ralf Beckmann einen neuen Cheftrainer suchen. Der 59-Jährige wird das DSV-Angebot auf Vertragsverlängerung nicht annehmen und spätestens Ende Februar 2006 als Cheftrainer und Sportdirektor ausscheiden. Seine Entscheidung gab Beckmann am Donnerstag zum Auftakt der deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Essen bekannt. Unterschiedliche Positionen zwischen Verbandsführung und dem Chefcoach konnten seit Beginn der Verhandlungen im März nicht ausgeräumt werden. «Ich möchte nicht etwas vertreten müssen, für das ich nicht selber hundertprozentig einstehe», sagte Beckmann der dpa.

Beckmann beklagt «nicht mehr tragbare Belastungen» durch den langen Schwebezustand und geht mit einigen Vorstellungen von Präsidentin Christa Thiel wegen innerbetrieblicher Abläufe nicht konform. Differenzen gab es auch wegen der Laufzeit des Vertrages. Der DSV hat ihm eine Verlängerung um zwei Jahre und neun Monate angeboten, Beckmann bestand auf einem erneuten Fünf-Jahres-Vertrag.

Die bei seinem Amtsantritt nach der Pleite der Schwimmer bei Olympia 2000 in Sydney vertraglich fixierte Machtfülle im vereinten Amt von Cheftrainer und Sportdirektor war ehrenamtlichen Spitzenfunktionären ein Dorn im Auge. Für Beckmann, der die Schwimmer in die Erfolgsspur zurückführte, ist diese «Geschäftsordnung» aber unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. Eine Rückkehr in alte Strukturen vor den Spielen in Peking 2008 ist für ihn nicht akzeptabel. Beckmann: «Der vom DSV-Präsidium bevorzugte und der von mir künftig erwünschte Führungsstil ist mit mir nicht umsetzbar.»

Beckmann sieht zudem in der Rücknahme des neu entwickelten Wettkampfkonzeptes 2005 - 2008 eine Einmischung des Fernsehens in innere Angelegenheiten. «Wir müssen uns mit einer erzwungenen Ersatzlösung auf Peking vorbereiten.» Für Fernsehgelder in geschätzter Höhe von 350.000 Euro hatte die DSV-Führung das von dem zuständigen Gremium einstimmig beschlossene Papier zurückgenommen.

Der Rückzug ist Beckmann schwer gefallen: «Das ist keine Entscheidung, über die man sich freut. Du hast die Sache nicht ganz zu Ende gebracht. Peking wäre eine Abrundung gewesen.» Und: «Es ist eine Entscheidung des Verstandes.» Die Kurzbahn-EM vom 8. bis 11. Dezember in Triest dürfte Beckmanns letzte Station als Cheftrainer sein. Zum 1. März 2006 wird er wieder seine Arbeit bei der Stadt Wuppertal aufnehmen. Seine DSV-Bilanz: «Nach Sydney ist es mit dem Schwimmsport aufwärts gegangen. Das ist das nackte Ergebnis. Es gibt eine erhebliche Modernisierung. Generell sind solide Strukturen und ein Fundament da, auf das man bauen kann.» Dass der Verband sportpolitisch «weltweit an Gewicht gewonnen» habe, sei in erster Linie ein großer Verdienst von DSV-Chefin Thiel.

In Zukunft und speziell mit Blick auf die Olympischen Spiele 2008 stehe der Verband aber vor großen Herausforderungen. Beckmann: «Wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen, dann müssen wir vorhandene Handlungsreserven nutzen.» Nach Peking werde es einen radikalen Umbruch geben. Jetzt muss sich der Verband schon für die Vorbereitung auf Olympia 2008 einen Neuen suchen. (tso/dpa)

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