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Sport: Ruhe in der Boxengasse

Formel-1-Rennen in Deutschland sind gesichert – scheinbar

Berlin. Leider steht dieses riesige Hotel im Weg. Ohne den Betonklotz könnte Walter Kafritz aus seinem Büro direkt auf die Rennstrecke des Nürburgrings blicken. Die Zentrale der Nürburgring GmbH steht auf dem Streckengelände, und Kafitz ist der im Moment „überaus gelassene“ Geschäftsführer der GmbH. Völlig entspannt ist Kafitz, weil er sicher ist, dass auch in Zukunft auf dem Nürburgring Formel-1-Rennen stattfinden werden. Das ist ein bemerkenswerter Satz in diesem knüppelharten Geschäft. Denn Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat gerade verkündet, dass 2003 zum letzten Mal ein Grand-Prix im österreichischen Spielberg stattfinden wird. Österreichs Gesundheitsminister hatte sich nämlich dafür eingesetzt, das ab 1. Oktober 2006 generell in der Formel 1 geltende Tabakwerbeverbot EU-weit auf spätestens 31. Juli 2005 vorzuziehen. Die Betroffenen in Spielberg, sagt Ecclestone, können sich „nun beim Gesundheitsminister bedanken“.

Da Deutschland bekanntermaßen auch in der EU ist, könnte das Aus theoretisch auch den Nürburgring und den Hockenheimring, die zweite deutsche Formel-1-Rennstrecke, treffen. Aber Kafitz sagt bloß: „Beide Strecken werden in absehbarer Zeit ihre Rennen behalten.“ Schließlich besitzt Kafitz ja einen mächtigen Verbündeten: die Bundesregierung. Die klagt gegen das Tabakwerbeverbot und wird dabei von Kafitz und seinem Kollegen der Hockenheimring GmbH mächtig unterstützt. „Das sieht man auch in der Zentrale des Motorsport-Weltverbands Fia.“

Bei der Fia sieht man aber vor allem nackte Zahlen. BMW, Mercedes, die Schumacher-Brüder, hohe TV-Quoten, Zuschauermassen – Deutschland ist als Wirtschaftsfaktor für die Formel 1 viel zu wichtig, als dass Ecclestone in diesem Fall beleidigt sein könnte. Außerdem spielt die Tabakwerbung bei den deutschen Grand-Prix sowieso keine große Rolle. Erlaubt sind Logos nur auf den Fahrzeugen und auf den Overalls des Boxenpersonals. Der Rest der Strecke ist für die Zigarettenindustrie Tabuzone. Und selbst die Zugeständnisse sind lediglich eine Ausnahme. In Deutschland gilt ansonsten ein generelles Tabakwerbeverbot bei Sportveranstaltungen.

60 Millionen Euro fließen jährlich durch die Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring in die Region, rund 3000 Arbeitsplätze hängen in der Eifelregion mit dem Rennsport zusammen. „Ein Aus für Formel-1-Rennen wäre für die Region ein harter Schlag“, sagt Kafitz. Für die Eifel noch mehr als für die Gegend um den Hockenheimring.

Kafitz ist in engem Kontakt mit Ecclestone. 2004 läuft der Vertrag der Nürburgring GmbH mit der Fia aus, und „im neuen Kontrakt müssen Dinge wie das Tabakwerbeverbot geklärt werden“. Kein Problem, sagt Kafitz noch. Und sollte es doch zum Schlimmsten kommen, bitte, er ist vorbereitet: „Natürlich haben wir einen Plan B.“ Aber der, sorry, ist Betriebsgeheimnis.

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