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Sport: Ruhe in Frieden

Frank Bachner über die Nachrufe auf Marco Pantani Der italienische Radprofi Marco Pantani ist tot, und dass seine Mutter Staatsanwälten die Schuld daran gibt, muss man ertragen. Sie darf behaupten, ihr Sohn sei tief depressiv geworden, weil er wegen Sportbetrugs angeklagt worden ist.

Frank Bachner über die

Nachrufe auf Marco Pantani

Der italienische Radprofi Marco Pantani ist tot, und dass seine Mutter Staatsanwälten die Schuld daran gibt, muss man ertragen. Sie darf behaupten, ihr Sohn sei tief depressiv geworden, weil er wegen Sportbetrugs angeklagt worden ist. Ein trauernde Mutter hat das Recht auf eine undifferenzierte Betrachtung. Der Respekt vor Frau Pantani verlangt aber nicht, ernsthaft auf ihre Argumentation und die ihrer Claqueure einzugehen.

Es ist schon grotesk, was da alles zu hören ist. Das belgische Rad-Idol Eddy Merckx etwa behauptet, Pantani sei ein Justizopfer. Nein, Pantani war zumindest im gleichen Maße Täter wie Opfer. Er war Teil des Systems Radsport, und in diesem System gehört der Einsatz von Dopingmitteln zum Alltag. Pantani wurde 1999 wegen eines erhöhten Hämatokritwertes vom Giro d’Italia ausgeschlossen. Das spricht dafür, dass er mit Epo gedopt hatte. Später wurden in seinem Hotelzimmer Insulinspritzen gefunden.

Natürlich muss es einen, der die Heldenrolle verinnerlicht hatte, tief treffen, wenn er ausgerechnet beim Giro, vor seinen Landsleuten, gebrandmarkt wurde. Aber dafür war allein Pantani verantwortlich. Niemand hat ihn dazu gezwungen, Drogen zu nehmen.

In Italien haben die Politiker den Kampf gegen Doping in die Verantwortung der Justiz übergeben, nachdem Sportfunktionäre jahrelang weggesehen hatten. Marco Pantani wurde das Opfer dieser Entwicklung. Den größten Respekt vor seinem Tod erweist ihm deshalb, wer ihn in Frieden ruhen lässt.

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