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Sport: Ruhe vor dem Sturm

In Suzuka verhindert ein Taifun erstmals in der Formel 1 ein Qualifying

Für einen Freitag an einem Grand-Prix- Wochenende ist es im Fahrerlager von Suzuka fast gespenstisch ruhig. Der Regen trommelt zwar heftig auf die Dächer, aber der sonst übliche Motorenlärm bleibt nahezu aus. Die Fahrer der zehn Rennställe sind mit ihren Formel-1-Boliden vorsichtig einige Trainingsrunden geschlichen, aber im Laufe des Tages sind die Pfützen und Bäche auf dem Asphalt zu tief geworden. Das Regentraining vor dem Großen Preis von Japan entscheidet Michael Schumacher klar zu seinen Gunsten. Dabei lag sein Rundenschnitt trotz Aquaplanings bei erstaunlichen 198,364 km/h. „Große Erkenntnisse gibt es nicht, denn es war zu nass“, sagte der siebenmalige Weltmeister hinterher. Weil der gestrige Regen der Vorläufer eines Taifuns ist, wird nun gar nicht mehr gefahren.

Nach langen Beratungen von Fahrern, Teamchefs und lokalen Politikern ist der Trainingstag am Samstag aus Sicherheitsgründen gestrichen und die Rennstrecke geschlossen worden. Das hat es in der Formel 1 noch nicht gegeben. Die Sicherheit für Fahrer und Zuschauer ist oberstes Gebot, nachdem der Wirbelsturm seinen Weg noch einmal geändert hat. Erst sollte der Taifun die Strecke in Suzuka um 250 Kilometer verfehlen, dann um 50 Kilometer. Jetzt sind es nur noch 30. „Das bedeutet, dass wir genau am Rande des Zentrums wären, wo die Windgeschwindigkeiten am höchsten sind“, sagen die Wetterexperten.

Obwohl gestern nahezu Windstille herrschte, war die Nervosität beim Veranstalter und den Teams spürbar. Bereits um 16 Uhr machen sie das Fahrerlager sturmfest. Taue werden gezogen und Netze gespannt, an der Boxenmauer bauen die Teams ihre Kommandostände ab, bringen alles in den Boxen in Sicherheit. Auch das Riesenrad im großen Vergnügungspark von Suzuka ist bereits stillgelegt worden. Alle rüsten sich für die Ankunft einer noch mächtigeren Kraft als es die Formel 1 ist. Das Unwetter ist bereits an die japanische Hauptinsel Honshu herangezogen – mit Windgeschwindigkeiten von über 300 km/h. Schon 80 Menschen sind in diesem Jahr in Japan Opfer der Naturgewalten geworden.

„Sowas habe ich noch nie erlebt“, sagte Michael Schumacher, „aber die Sicherheit geht vor, das haben wir immer wieder deutlich zum Ausdruck gebracht.“ Er nimmt die Absage des Qualifyings gelassen. „Dann werden wir uns jetzt halt eine Halle suchen und Fußball spielen, damit wir den Tag nicht so rumgammeln.“ Um 15 Uhr am Samstagnachmittag soll der Taifun bei Suzuka auf die Küste treffen, dann werden Wind und die sintflutartigen Regenfälle wohl ihren Höhepunkt erreichen. Bereits am Sonntag jedoch soll das Wetter wieder deutlich besser werden.

Die Verantwortlichen des Motorsport-Weltverbandes Fia verließen sich auf die Satellitenbilder, als sie den neuen, provisorischen Zeitplan für den Sonntag aufstellen. Ein Plan, der den Fans einen außergewöhnlichen Motorsporttag bietet. Sollte sich die Einschätzung der Meteorologen bestätigen und die Spur der Verwüstung nicht zu groß sein, würde zunächst am Sonntag die Vorqualifikation nachgeholt (2.00 bis 2.50 Uhr MESZ) werden, anschließend soll im Qualifying (3.00 bis 04.00 Uhr) die Startaufstellung für das Rennen ermittelt werden. Um 14.30 Ortszeit (7.30 Uhr MESZ) erfolgt dann wie geplant der Start.

Sollte es am Vormittag mit dem Qualifying entgegen den Erwartungen noch nicht klappen, die Bedingungen sich aber später deutlich verbessern, könnte man notfalls auch ohne weiteres Training fahren – zum Beispiel mit einer Startaufstellung nach dem Ergebnis des letzten Rennens in Schanghai. Das würde dem alten und neuen Weltmeister Michael Schumacher, der dort nur Zwölfter war, allerdings weniger gefallen.

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