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Geisterfahrer. Auf dem ehemaligen Flughafen in Tempelhof geht es für die Fahrer vor leeren Kulissen auch gegen den Uhrzeigersinn.

© Speedddpix/Imago

Runde rückwärts auf dem Tempelhofer Feld: Beim Formel-E-Rennen in Berlin sind keine Zuschauer zugelassen

Berlin ist in diesem Jahr „die einzige Formel-E-Metropole“ Europas, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Dafür gelten strikte Regeln.

Von Sabine Beikler

Seit ihrem letzten Rennen in Marrakesch Ende Februar war die elektrische Formel E wegen der Corona-Pandemie in der Zwangspause. Jetzt kehrt die Serie in Berlin zum Saisonfinale auf das Tempelhofer Feld zurück. Allerdings werden die sechs Rennen am 5./6., 8./9. und 12./13. August ohne Publikum und Medienvertreter als Geisterrennen ausgetragen.

Während beim Berliner Tennis-Turnier 200 Zuschauer und Journalisten im Hangar die Spiele anschauen konnten, bleibt die Formel E bei strikten Regeln. "Gesundheit und Sicherheit der Formel-E-Community und der Einwohner der Städte, in denen wir fahren, hat für uns oberste Priorität", sagte Alberto Longo, Formel-E-Mitbegründer und Sportdirektor, dem Tagesspiegel. Nur das unbedingt nötige Personal habe Zugang.

Maximal 1000 Personen

Die Begrenzung von maximal 1000 Personen einschließlich Streckenposten, medizinischen Betreuungsteams, Security und Lieferanten pro Veranstaltung ist auch für die Formel E bindend. Obligatorisch sind das Tragen von Masken und die Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Metern.

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Das frühere Flughafengelände bietet die ideale Infrastruktur, um das Gelände abzusperren und den Streckenkurs anzupassen. Nach Tagesspiegel-Informationen werden Rennen sechs und sieben am 5. und 6. August auf einer Streckenführung ausgetragen; die 24 Piloten fahren im Uhrzeigersinn. Die Rennen acht und neun am 8. und 9. August werden auf demselben Kurs organisiert. Nur müssen die Piloten diese Strecke im Gegenuhrzeigersinn fahren.

Könnte ein Nachtrennen geben

Für die letzten Rennen zehn und elf – und somit den Finalläufen dieser Saison – wird noch einmal ein anderer Kurs errichtet, der laut Formel E "besonders technisch herausfordernd für das Energiemanagement der Rennwagen" sein soll. Durch die veränderten Strecken-Layouts müssen Teams und Fahrer ihre Strategien ändern.

Strecke für die Rennen sechs und sieben.
Strecke für die Rennen sechs und sieben.

© Formel E

Aber nicht nur die unterschiedlichen Streckenvarianten an einem Austragungsort sind ein Novum bei der Formel E. Es könnte auf dem Tempelhofer Feld auch Nachtrennen geben. Über den genauen Zeitplan will die Formel E noch keine Auskunft geben. Das dürfte mit den noch laufenden Verhandlungen über die Übertragungsrechte der Fernsehsender zu tun haben.

Täglicher Temperatur-Check

Die strikten Regeln der Formel E haben auch enorme Auswirkungen auf die internationalen zwölf Teams, die in Berlin erwartet werden. Eine Sprecherin von Porsche erklärt auf Anfrage, dass das Personal der Formel E und die einzelnen Teams im so genannten "Bubble-System" arbeiten.

Strecke für die Rennen acht und neun.
Strecke für die Rennen acht und neun.

© Formel E

Kommen die Teams im Hotel an, muss sich jedes Mitglied im gemeinsamen Hotel einem Corona-Test unterziehen und sich in Quarantäne begeben, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Täglich müssen sich die Teammitglieder einem Temperaturen-Check unterziehen. Und während der neun Tage in Berlin ist für die Teams ein weiterer Covid-19-Test verpflichtend.

So wenig Austausch wie möglich

Die Teammitglieder bewegen sich in Gruppen an die Rennstrecke. Das gesamte Gelände ist in unterschiedliche Zonen eingeteilt. Die Formel-E-Organisatoren wollen so sicherstellen, dass sich die einzelnen Gruppen nur innerhalb der definierten Zonen aufhalten und so wenig wie möglich Austausch untereinander herrscht. Außerhalb der Rennstrecke und des Hotels ist kein Kontakt untereinander erlaubt. Einschließlich der zwei Fahrer pro Team und dem Teamchef sind laut Vorgaben der Formel E nur 21 Mitglieder pro Team zugelassen.

Strecke für Rennen zehn und elf.
Strecke für Rennen zehn und elf.

© Formel E

Berlin ist seit dem Start der Formel E vor sechs Jahren die einzige Stadt, die bisher regelmäßig im internationalen Rennkalender steht. Auch 2021 ist Berlin erneut als einziger deutscher Austragungsort der Formel E aufgeführt. Das Rennen ist nächstes Jahr am 19. Juni terminiert.

Berlin ist in diesem Jahr "die einzige Formel-E-Metropole" in Europa

In diesem Jahr sei Berlin "die einzige Formel-E-Metropole" in Europa, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Er sei froh, dass "in Tempelhof sämtliche verbleibende sechs Rennen der Saison gefahren werden“. Berlin präsentiere sich damit einmal mehr als "idealer Austragungsort". Die Stadt setze als "Schaufenster der Elektromobilität auf die neue Antriebstechnik".

Trotz der Corona-Krise will die Formel E an ihrem Konzept festhalten. "Die DNA der Rennserie sind Rennen auf Stadtkursen", sagte Sportdirektor Longo. Allerdings brauche man "alternative Optionen" wie Geisterrennen, da die Pandemie noch nicht vorbei sei. Man wolle jedoch wieder weltweit in den Städten die Rennen austragen.

Der Lockdown in der Pandemie habe auch eine "positive Korrelation zwischen der reduzierten Aktivität der Menschen und einer Verminderung der Emissionen" gezeigt. Umso wichtiger seien jetzt technologische Innovationen in der Elektromobilität, um saubere energetische Lösungen zu implementieren.

Nach den ersten fünf Rennen vor dem Finale in Berlin führt Techeetah-Pilot Felix da Costa die Gesamtwertung der Formel E an. Er liegt nur elf Punkte vor dem Zweitplatzierten Mitch Evans vom Team Panasonic Jaguar Racing. Bester Deutscher ist der 22 Jahre alte Maximilian Günther vom Team BMW i Andretti Motorsport. Die Abstände zwischen den Fahrern sind punktemäßig nur marginal. Bei den Rennen in Berlin ist also noch alles offen, wer auf das Podium kommt.

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