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Sport: Rundenlange Langeweile

Der neue Modus beim Training in der Formel 1 ist umstritten

Manama. Der Ärger war groß, also beschlossen die Verantwortlichen zu handeln. Der neue Qualifying-Modus in der Formel 1, nach dem zwei Einzelzeitfahren am Samstagnachmittag ausgetragen wurden und bei dem das erste nur dafür da ist, die Startreihenfolge für das zweite festzulegen, entpuppte sich schon beim ersten Versuch in Australien als Langweiler. Also kündigte man für Malaysia eine Änderung an. Doch die glorreiche Idee, das ganze Prozedere um eine Stunde vorzuverlegen und die beiden Sessions zeitlich zu entzerren, ist reine Kosmetik. „Das bringt unter Garantie so gut wie überhaupt nichts“, sagt Michael Schumachers Teamkollege bei Ferrari, Rubens Barrichello. „Das wird hier in Bahrein am Samstag genauso langweilig wie vorher. Für die Zuschauer genauso wie für uns Fahrer.“

Aus Angst, sich bei einem Ausrutscher beim ersten Versuch das Auto für den entscheidenden zweiten Versuch irreparabel zu beschädigen, fährt im ersten Anlauf sowieso niemand am Limit. Wer eigentlich verantwortlich ist für die Neuregelung, die nur Langeweile produziert und für die gesamte Formel 1 zur kommerziellen Katastrophe werden könnte, ist kaum herauszubekommen. Alle Seiten lehnen die Verantwortung dafür ab. „Das haben die Teamchefs letztes Jahr in Suzuka beschlossen“, heißt es beim Weltverband Fia. Doch das wird von den Teamchefs dementiert. Bei denen ist die Rede davon, dass das Fernsehen und der Halter der Vermarktungsrechte – also Bernie Ecclestone – das so gewollt hätten. Ecclestone selbst erklärte aber schon in Australien, diesen Modus hätte er von Anfang an für Blödsinn gehalten. Und bei den Fernsehanstalten will ihn jetzt auch keiner je so gefordert haben.

Wie man nun aus dem Fiasko wieder herauskommen kann? Williams-Technikchef Patrick Head sagt: „Zählt wenigstens die erste und zweite Session zusammen, sodass die erste genauso wichtig ist, und da alle voll fahren müssen, mit leerem Tank. Dann wären wenigstens alle einmal unter gleichen Bedingungen unterwegs.“ Formel-1-Puristen, darunter auch McLaren-Chef Ron Dennis, hätten am liebsten das alte System wieder, mit einer Stunde Qualifying und vier Reifensätzen pro Fahrer. Aber da schreien die Chefs der kleinen Teams, weil sie befürchten, dass ihre Autos dann zu selten ins Fernsehbild kommen. Und da für eine Änderung Einstimmigkeit gebraucht wird, steht zu befürchten, dass die Formel 1 mit dem Ärger noch eine Weile leben muss. Das aber kann sie sich gegenwärtig kaum leisten.

Immer mehr Kosten zu produzieren, den Fans dabei aber immer weniger zu bieten, das kann auf Dauer nicht gut gehen. „Es ist nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf“, sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Es müsse gespart werden in der Formel 1. Wenn man aber dann Haug und seinen Münchner Gegenpart bei BMW, Mario Theissen, fragt, ob denn etwa die neue Ein-Motoren-Regel der richtige Weg zum Sparen sei, dann bekommt man aus München ein „Ja“ und von Haug aus Stuttgart ein „Nein“. Hier wird das ganze Dilemma deutlich: In der Formel 1 sind sie sich fast nie einig, und daher wird sich so schnell nichts ändern. Wie sagte Bernie Ecclestone, einer der härtesten Gegner des derzeitigen Qualifyings, kürzlich: „Leider ist die Formel 1 keine Diktatur mehr!“

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