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Sport: Rundum zufrieden

Warum sich Borussia Mönchengladbach über die 2:3-Niederlage gegen Dortmund freuen konnte

Christian Hochstätter, der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, hat sich in den vergangenen Tagen ein bisschen gewundert. Der Fußball-Bundesligist ist noch gar nicht richtig in sein neues Stadion umgezogen, da hat Hochstätter „schon warnende Stimmen“ vernommen, dass so ein neues Zuhause auch ein Fluch sein könne. Gemeinsam mit Trainer Holger Fach hat der Sportdirektor vor dem ersten Spiel im neuen Borussia-Park immer wieder gegen solche Prophezeiungen angeredet, und gestern Nachmittag muss er sich früh bestätigt gefühlt haben. Sieben Minuten waren gegen Dortmund vorüber, als Ivo Ulich den Ball zum 1:0 für die Gladbacher über die Linie drückte. Auch Fach hatte „keinen Unterschied zum Bökelberg“ ausgemacht. Dass die heimischen Borussen am Ende 2:3 gegen Dortmund verloren, lag jedenfalls nicht am neuen Stadion.

Es lag an der spielerischen Qualität der Dortmunder, die angesichts der jüngsten Misserfolge leicht unterschätzt wird. Doch schon vor einer Woche, beim 1:2 gegen Wolfsburg, hatte der BVB überzeugt und sich viele Chancen erarbeitet. In Mönchengladbach waren es deutlich weniger, dafür lag die Verwertungsquote weit höher. Zweimal gerieten die Dortmunder in der ersten Hälfte in Rückstand, doch zur Pause führten sie 3:2. Erst glich Niclas Jensen mit einem abgefälschten Freistoß zum 1:1 aus, dann machten Koller und Ewerthon innerhalb von vier Minuten nach Hausweilers Tor aus einem 2:1 ein 2:3. Vielleicht hatten sich die Gladbacher Spieler von der Euphorie der 54 000 Zuschauer zu lange gefangen nehmen lassen. „Eine Mannschaft wie Dortmund nutzt das aus“, sagte Gladbachs neuer Kapitän Christian Ziege.

Wie gut ihr Spiel sein kann, zeigten die Dortmunder vor dem 3:2. Tomas Rosicky eroberte den Ball, lief seinem Gegenspieler Markus Hausweiler davon, passte den Ball in den Lauf von Evanilson, der hängte Ziege ab und flankte an den langen Pfosten, wo Ewerthon den Spielzug erfolgreich vollendete. „Wenn du weiter so Fußball spielst, hast du auch die Chance, Deutscher Meister zu werden“, sagte Dortmunds Kapitän Dede.

So schnell geht das in Dortmund. Bei einer Niederlage wäre die große Krise ausgebrochen, „jetzt ist alles euphorisch“, sagte der neue Trainer der Dortmunder, Bert van Marwijk. Der Holländer glaubt an seine Mannschaft, und auf Dauer traut er ihr zu, dass sie seine Ideen vom Fußball umsetzt. „Er hat sehr gute Vorstellungen“, sagte der starke Dortmunder Spielmacher Rosicky, „aber es wird dauern, bis wir sie alle kapiert haben.“ Van Marwijk will, dass seine Mannschaft auch auswärts ihr Spiel spielt und nicht nur reagiert. Das könnte der entscheidende Unterschied zur vorigen Saison werden. „Wir haben weniger Angst“, sagte Dede. In der zweiten Halbzeit allerdings zogen sich die Dortmunder weit zurück und überließen ihrem Gegner die völlige Gestaltungshoheit.

So kamen die Gladbacher nach der Pause noch zu guten Chancen. Dortmunds Torhüter Warmuz verhinderte gegen Oliver Neuville mit einem grandiosen Reflex den Ausgleich. „Man sieht, dass wir ohne Probleme mitgespielt haben“, sagte Gladbachs Trainer Holger Fach. Trotz der Niederlage war er nach dem Spiel erstaunlich gut gelaunt: „Wir sind fußballerisch besser geworden, und wir werden weiter besser.“

Gladbachs Trainer hat bei den Neuverpflichtungen in erster Linie Wert auf spielerische Qualität gelegt. Das macht sich jetzt durchaus schon bemerkbar, trotz der Niederlage. Auch als es hektisch und in der neuen Arena ungewohnt laut wurde, verloren die Gladbacher nicht ihre Linie. „Die Zuschauer und die Mannschaft haben das neue Stadion direkt angenommen“, sagte Fach.

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