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Am Pranger. Herthas Manager Michael Preetz hat kein Verständnis für die Anschuldigungen aus Kalifornien.

© Friso Gentsch/dpa

Rundumschlag von Jürgen Klinsmann: So reagiert Michael Preetz auf die Vorwürfe

Der Manager von Hertha BSC äußert sich zu den harten Anschuldigen des Ex-Trainers. Klinsmann-Nachfolger Alexander Nouri gibt sich überrascht.

Michael Preetz und Alexander Nouri betraten wort- und grußlos den Medienraum. Preetz, Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha, ließ seinen Blick einmal über das Auditorium schweifen. Er hatte seine Lippen fest zusammengepresst, die Mundwinkel wiesen nach unten. Jeder andere Gesichtsausdruck wäre auch unglaubwürdig gewesen.

Hertha BSC hat gerade schlechte Laune, und daran ist wieder einmal Jürgen Klinsmann schuld, der ehemalige Trainer. Schon mit seinem Rücktritt vor zwei Wochen hat er den Klub in heftige Turbulenzen gestürzt. Und das Nachbeben an diesem Mittwoch ist kaum weniger heftig ausgefallen.

„Im Prinzip hat er keinen von seiner Kritik ausgenommen“

Klinsmann hat noch einmal heftig ausgeholt, mit einem Protokoll seiner knapp elf Wochen als Trainer der Berliner, das in der aktuellen Ausgabe der „Sport Bild“ erschienen ist. Es liest sich wie eine wütende Generalabrechnung mit dem gesamten Klub.

„Es ist unstrittig, dass der Verein Schaden nimmt“, sagte Preetz, der Klinsmanns Vorwürfe „mit großer Betroffenheit zur Kenntnis genommen“ hat. „Im Prinzip hat er keinen von seiner Kritik ausgenommen.“

Der Medienraum war am Mittag wieder einmal außergewöhnlich gut besetzt. Eigentlich hatte Hertha zur Pressekonferenz eingeladen, um über das anstehende Spiel bei Fortuna Düsseldorf zu reden, das Duell des Tabellen-16. gegen den 14.

Aber Herthas Pressesprecher merkte zurecht an, dass das große Interesse wohl „nicht allein unserem Spiel“ galt. Dabei ist es ein immens wichtiges Spiel. Sollte Hertha verlieren, würde der Abstand auf die Abstiegsränge weiter schrumpfen, auf dann nur noch mickrige drei Punkte.

Was wohl noch kommt? Trainer Alexander Nouri (r.) und Performance-Manager Arne Friedrich erleben gerade turbulente Tage bei Hertha BSC.
Was wohl noch kommt? Trainer Alexander Nouri (r.) und Performance-Manager Arne Friedrich erleben gerade turbulente Tage bei Hertha BSC.

© Paul Zinken/dpa

Aber die schwierige sportliche Situation ist durch Klinsmanns Einlassungen komplett in den Hintergrund gedrängt worden – und macht das Unterfangen für Trainer Nouri und seine Mannschaft vermutlich nicht einfacher.

Das Gute ist: Sie kennen eine solche Situation schon von Klinsmanns Holterdipolter-Rücktritt. Im ersten Spiel, nur vier Tage danach, gewann Hertha 2:1 beim SC Paderborn. Klinsmanns Flucht habe das Team „ein Stück weit noch mehr vereint“, sagt Nouri. „Die Reaktion der Mannschaft auf dem Platz war genau richtig.“

Genauso soll es auch am Freitagabend in Düsseldorf sein. Es werden dann auch einige Spieler auf dem Platz stehen, die von Klinsmann – offenbar im Rahmen einer Marktwertanalyse des Kaders für den Investor Lars Windhorst – heftig abgewatscht worden sind.

Karim Rekik zum Beispiel, der angeblich „nicht leidensfähig“ ist. Oder der ehemalige Düsseldorfer Dodi Lukebakio, der für seinen früheren Trainer „eher unter der Rubrik Fehleinkauf von Preetz“ eingeordnet werden müsse. So wie einige andere, die laut Klinsmann für Hertha keinen Mehrwert versprächen.

Für Nouri ist die Gemengelage schwierig

Auch für Nouri ist die Gemengelage schwierig. Er ist nur dank Klinsmann bei Hertha gelandet, hat eng mit ihm zusammengearbeitet und mit ihm sogar im selben Hotel logiert. Nouri und sein Trainerteam wurden von Klinsmann noch einmal als Top-Leute gelobt, mit denen er weiter in Kontakt stehe. Nouri dementierte dies. Klinsmann habe dem Team vor dem Spiel am vergangenen Wochenende lediglich viel Glück gewünscht. Von dessen jüngsten Einlassungen zu Hertha wurde Nouri nach eigener Aussage „genauso überrascht wie alle anderen auch“.

Hertha war am Montag von der „Sportbild“ um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten worden. Der Klub reagierte lediglich mit einem kurzen Statement: „Abgesehen davon, dass nahezu sämtliche darin enthaltenen Vorwürfe und Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen, ist uns auch im Interesse von Jürgen Klinsmann daran gelegen, diese Personalie zu einem würdigen Ende zu bringen. Deshalb werden wir uns als Verein auch nicht an einer derartigen öffentlichen Kontroverse beteiligen.“

Wie Berliner Schmuddelwetter. Ungefähr so viel hält Herthas Ex-Coach Jürgen Klinsmann von Manager Michael Preetz.
Wie Berliner Schmuddelwetter. Ungefähr so viel hält Herthas Ex-Coach Jürgen Klinsmann von Manager Michael Preetz.

© Britta Pedersen/dpa

Präsident Werner Gegenbauer wandte sich am Mittwoch per E-Mail an die Vereinsmitglieder, bezeichnete Klinsmanns Vorwürfe darin als absurd, falsch oder einfach unsinnig, wollte sich zu Details allerdings nicht äußern.

Manager Preetz bekräftigte diese Linie am Mittag, sagte aber auch: „Wir behalten uns rechtliche Schritte vor.“ Die „gleichermaßen widerlichen wie unverschämten Angriffe“ auf die Medienabteilung und die Mannschaftsärzte wies Preetz „auf das Schärfste“ zurück. „Das ist perfide, das ist ungehörig.“

Er selbst war von Klinsmann ebenfalls heftig kritisiert worden. „Sie können sicher sein: Ich halte das aus. Ich bin stabil“, sagte Preetz. Ob er Klinsmanns Attacke als Putschversuch gedeutet habe, wurde Herthas Manager noch gefragt. „Ich kann nicht einordnen, ob es ein Putschversuch war“, antwortete Michael Preetz. „Aber wenn, dann kann man festhalten, dass es nicht funktioniert hat.“

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