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Toeloop des Grauens, Axel des Bösen. Am Schluss ihrer Kür gingen Sawtschenko und Szolkowy noch einmal volles Risiko, doch auch der Dreifach-Wurfaxel misslang.

© dpa

Update

Russen triumphieren im Eiskunstlauf: Sawtschenko und Szolkowy - auf Bronze gestürzt

Das deutsche Eiskunstlauf-Paar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy fällt zweimal und landet bei Olympia erneute nur auf Rang drei – 12 000 Russen bejubeln einen heimischen Doppelsieg.

Tschaikowskis Nussknacker-Suite wurde schon zu schöneren Anlässen gespielt als zur olympischen Kür von Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy. Schon nach dem Toeloop war der Traum vorbei vom Eiskunstlauf-Gold für die beiden Deutschen. Szolkowy stürzte. Es ging nur noch darum, Silber zu retten. Die Chemnitzer riskierten, wackelten, fielen abermals. Ein Drama. Den dreifachen Wurfaxel zum Abschluss wagten sie, kein Paar kann das sonst. Doch Sawtschenko konnte ihn nicht stehen. So wurde es nicht einmal Silber, sondern wie vor vier Jahren in Vancouver nur Bronze. Tatjana Wolossoschar und Maxim Trankow wurden am Mittwoch Olympiasieger im Paarlaufen. Ksenia Stolbowa und Fedor Klimow aus Russland schoben sich noch den Deutschen vorbei auf Rang zwei.

Es war eine riesige Enttäuschung für Sawtschenko und Szolkowy, mit der Nussknacker-Suite im akustischen Rücken hatten sie sich zu Höherem berufen gesehen. „Das ist unsere Musik“, hatte Szolkowy im Dezember gesagt. „Man stelle sich vor: Olympische Spiele. Letzte Gruppe. Es geht um die Goldmedaille.“ So weit war es am Mittwoch, aber dann passierte etwas, das sich die beiden Deutschen so nicht vorgestellt hatten. „Am Ende ist natürlich die Frage: Wenn der Axel geklappt hätte, hätte es dann noch gereicht?“, fragte Robin Szolkowy. „Mein Sturz am Anfang hat uns alles erschwert.“

Ihr Triumph im Grand-Prix-Finale von Fukuoka, als das Paar die Weltmeister Tatjana Wolossoschar und Maxim Trankow hinter sich lassen konnten, hatte den Optimismus bei den Chemnitzern wachsen lassen, es bei den Spielen in Sotschi ganz nach oben schaffen zu können. Doch dieser Optimismus bekam schon im Kurzprogramm einen Dämpfer. Sawtschenko und Szolkowy kamen auf eine neue Saisonbestmarke von 79,46 Punkten, der Abstand zu Wolossoschar und Trankow betrug aber bereits mehr als fünf Punkte.

Das deutsche Paar hatte bei der Kür immerhin den Vorteil, dass die beiden Russen vorlegen mussten, während die Chemnitzer den Abend als letztes Paar abrunden durften. Wolossoschar und Trankow liefen ihre Kür zu „Jesus Christ Superstar“ und feierten danach schon vor der Bekanntgabe der Preisrichter-Punkte ihre Goldmedaille. Trankow rutsche auf Knien über das Eis und ließ sich nach vorn fallen, schließlich legte er seinen Kopf aufs Eis. Wolososchar schlug ihre Hände vor den Kopf – das für so viel Theatralik dankbare russische Publikum tobte. Dabei hatten die Russen Probleme beim Wurf-Rittberger gehabt, es wirkte auch nicht alles synchron, was synchron hätte sein müssen.

Die Sieger kamen auf 236,86 Punkte, Sawtschenko und Szolkowy bekamen nur 215,78 Punkte nach ihrer verpatzten Kür, die nur die viertbeste des Abends war. Woran lag es, dass das Paar von Trainer Ingo Steuer so bedenklich wackelte? An sich hätten sie sich gut gefühlt, sagte Robin Szolkowy. „Wir sind aufs Eis gegangen, hatten keine wackeligen Beine, hatten normalen Schwung im Training.“ Und dann lächelte er bemüht entspannt: „Es mag platt klingen, aber so ist das im Sport. Da funktioniert nicht alles immer dann, wenn es funktionieren muss.“ Und dann schüttelte er doch den Kopf. „Ehrlich gesagt, weiß ich immer noch nicht, was da passiert ist.“ Aljona Sawtschenko sagte: „Das ist einfach sehr hart für uns.“

Seit 2003 sind die beiden Chemnitzer ein Paar auf dem Eis und mit dem nicht unumstrittenen Trainer Steuer ein Trio neben der Eisfläche. 30 ist sie und 34 Jahre sind die beiden inzwischen alt. Ob sie ihre Karriere fortsetzen, ließen sie am Mittwoch noch offen. Szolkowy sagte: „Wir müssen das erst mal sacken lassen. Dann sehen wir weiter.“

Vier Mal Weltmeister und vier Mal Europameister sind sie geworden, die Deutschen gelten als das Paar, das die anspruchsvollsten Vorstellungen zeigen kann – und für das große Risiko bisweilen bezahlen muss. Bei der Blumenübergabe im Eisberg-Palast hatten beide Mühe, ihre Tränen zu unterdrücken. Ein trauriger Abschied von der olympischen Bühne für das beste deutsche Eiskunstlaufpaar seit Jahrzehnten, das sich mehr hätte verdienen können bei Olympischen Spielen.

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