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Zwei Hände an der Schale. Sahin hatte großen Anteil am Meistertitel des BVB. Foto: dpa

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Sahin vor dem Abschied: Das Herz, die Seele, die Millionen

Dortmund kämpft wohl vergeblich um Nuri Sahin. Der Mannschaftskapitän steht vor einem Wechsel zu Real Madrid

Im Internet kursiert seit einigen Monaten ein Foto, das den kleinen Nuri Sahin zeigt, wie er als Balljunge im Dortmunder Stadion hinter der Bande steht und mit seinen Helden Tomas Rosicky, Jan Koller und Ewerthon ein Tor in der Champions League bejubelt. Sahin, der Deutsch-Türke aus dem sauerländischen Meinerzhagen, spielt seit dem zarten Alter von zwölf Jahren für Borussia Dortmund. Es gibt im überdrehten Zirkus Bundesliga nicht viele Profis, die sich dermaßen mit ihrem Klub identifizieren wie er. Der heute 22-Jährige hat immer wieder betont, wie sehr ihm die Borussia am Herzen liegt. Als er vor einigen Jahren für eine Saison an Feyenoord Rotterdam ausgeliehen wurde, empfand er das als Degradierung, später, nach seiner Rückkehr, verkündete er, er könne sich vorstellen, in seiner Karriere nur noch im Dortmunder Trikot aufzulaufen. Doch nun wird die Liebe offenbar auf eine schwere Probe gestellt.

Sämtliche Beteuerungen könnten schon bald hinfällig werden. Schon lange heißt es, Real Madrid wolle Sahin in die spanische Hauptstadt lotsen. Und bei einem Angebot des bedeutendsten Klubs der Welt kommt selbst ein Profi ins Grübeln, der ein vermeintlich schwarz-gelbes Herz in sich trägt. „Ende der Woche werden sich mein Berater, Trainer Klopp, Sportdirektor Zorc und Geschäftsführer Watzke zusammensetzen und eine Entscheidung treffen“, hat Sahin verkündet. Die spanische Sportzeitung „Marca“ hatte am Montag gemeldet, Real und Sahin hätten sich auf einen Wechsel geeinigt. Am Mittwoch erklärte Sahins Dortmunder Mitspieler Lucas Barrios den Transfer nun für beschlossene Sache. „Die Real-Anhänger werden Sahin genießen, er ist ein sehr guter Spieler. Der Deal ist perfekt. Es ist ein wichtiger Kauf für Real“, sagte der Stürmer bei „Radio Marca“. Sahins Berater Reza Fazeli wollte dagegen eine Einigung mit dem spanischen Traditionsverein nicht bestätigen. „Ich weiß nicht, warum Herr Barrios das sagt. Er ist nicht der Berater von Nuri“, sagte Fazeli. Zum aktuellen Stand der Vertragsgespräche wollte sich er sich nicht äußern.

"Der Deal ist perfekt", sagt Sahins Mitspieler Lucas Barrios

Beim neuen Deutschen Meister haben sie alles getan, ihre mitreißende junge Mannschaft langfristig zu binden. Michael Zorc hat es geschafft, die Verträge aller Leistungsträger bis ins Jahr 2014 zu verlängern, der Kontrakt von Sven Bender läuft sogar bis 2016. Sahin hat sich bis 2013 gebunden, allerdings heißt es, die Vereinbarung beinhalte gleich zwei Ausstiegsklauseln: Bei einem Angebot aus dem Inland könne der Mittelfeldstratege für sechs Millionen Euro wechseln, beim Ruf eines europäischen Spitzenklubs für den doppelten Betrag. Allem Anschein nach ist Sahin hin und her gerissen. Es gibt wohl keinen Profi, den ein Angebot aus Madrid kalt lässt. Zudem soll das jährliche Gehalt von derzeit 1,5 auf vier Millionen Euro nach oben schnellen. Sahins Kumpel Mesut Özil kickt bereits für Real, mit Fazeli haben beide den gleichen Berater. Das alles spricht für einen Wechsel.

Andererseits hat Sahin immer wieder betont, es sei sein Lebenstraum, mit dem Verein seines Herzens in der Champions League zu spielen. Es heißt, dass sich die BVB-Spieler gegenseitig versprochen haben, als Team zusammenbleiben zu wollen, was im modernen Profifußball ein schon beinahe kitschiger Anachronismus wäre. Dieser Pakt wäre bei einem Abschied hinfällig. Sahins Wechsel zu Real wäre ein schwerer Schlag, Borussia Dortmund würde die Seele seines Spiels verlieren. Der türkische Nationaltrainer Guus Hiddink riet Sahin, „noch ein paar Jahre in Dortmund zu spielen. Dieser Klub tut ihm gut.“ Sahin sei noch jung, er habe also „noch viel Zeit in seiner Karriere“. (mit dpa)

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