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Wilhelm

© ddp

Saisonbeginn: Biathlon: Schnee im Sommer, Steine im Winter

Langlauf im Juli und Treppentraining an der Sprungschanze: Wie sich die deutschen Biathletinnen auf die heute beginnende Olympiasaison vorbereitet haben.

Berlin - Als die deutschen Biathletinnen im Juli in Oberhof Langlaufen gehen durften, waren sie glücklich. Minus vier Grad und Schnee mitten im Sommer! Endlich wieder Mützen und Handschuhe! Echte Ski statt Skiroller! Die neue Skihalle für nordischen Wintersport hatte es ihnen angetan, die Sportlerinnen „waren begeistert“, erzählt Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang. Er ließ den traditionellen Gletscherlehrgang am Dachstein ausfallen und trainierte mit dem Team im Oktober zehn Tage in Oberhof. „In der Halle haben wir immer gleiche Bedingungen, am Dachstein kann es wunderbare Tage geben, aber auch Nebel“, erklärte Müssiggang vor dem Weltcupauftakt in Östersund, bei dem die Frauen am Mittwoch mit dem Einzelrennen über 15 Kilometer beginnen (17 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport).

Magdalena Neuner wird wegen eines Infekts in Schweden fehlen – eine Vorsichtsmaßnahme, damit sie die Krankheit in der Olympiasaison nicht verschleppt. Beim zweiten Weltcup nächste Woche in Hochfilzen soll sie aber wieder dabei sein. Die Hoffnungen in Östersund ruhen nun auf Kati Wilhelm, Andrea Henkel, Martina Beck und Simone Hauswald, die alle wie auch Neuner die vergangene Saison im Gesamtweltcup zwischen Platz zwei und neun beendeten. 26 Mal liefen die deutschen Frauen im Weltcup unter die ersten drei, bei der WM zu Jahresbeginn in Pyeongchang (Südkorea) sicherten sie sich sechs Medaillen. Damit ergibt sich die Zielsetzung von selbst. „Natürlich wollen wir vorne dabei sein“, sagt Müssiggang, ohne eine bestimmte Zahl von Siegen, Podestplätzen oder Olympiamedaillen als Vorgabe zu machen. Der Saisonhöhepunkt sind die Winterspiele im Februar in Vancouver, doch die Vorbereitung war nicht explizit auf Olympia abgestimmt. „Wir haben ja in jedem Jahr eine WM oder Olympia. Es gab keinen Grund, die normale Vorbereitung komplett über den Haufen zu werfen“, erzählt Müssiggang. Auch Weltmeisterin Kati Wilhelm setzt auf Altbewährtes. „Auf Olympia versuche ich mich insofern speziell vorzubereiten, indem ich möglichst wenig Spezielles mache“, sagte sie in einer Mitteilung des Deutschen Skiverbands (DSV). „Es würde ja auch nur wenig Sinn machen, ausgerechnet im wichtigsten Winter all das, was sonst gut funktioniert hat, infrage zu stellen.“

Kleinere Neuheiten gab es aber doch. Die Trainingsgruppe um Andrea Henkel quälte sich mit Schnellkraft-Übungen und machte Ein- und Zweibeinsprünge an der Treppe der Oberhofer Sprungschanze. Ihre Teamkollegin „Sabrina Buchholz konnte erst einmal eine Woche lang nicht mehr geradeaus gehen“, wird Henkel in der DSV-Mitteilung zitiert.

Außer müden Beinen brachte die Vorbereitung die Sehnsucht nach Tageslicht mit sich. Drei Wochen trainierte das deutsche Team zuletzt in Muonio, einem schneesicheren Ort in Lappland, nördlich des Polarkreises. Von da aus flogen Henkel und Wilhelm direkt nach Östersund. Dort fanden sie etwas mehr Licht – und suchten dafür weißen, nicht zu weichen Schnee. Eineinhalb Stunden war Kati Wilhelm unterwegs auf der letztlich erfolgreichen Suche nach besseren Trainingsbedingungen ohne Steine und Dreck. Es ist halt Dezember in Schweden. Und nicht Juli in Oberhof.

Helen Ruwald

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