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Der Präsident der Italienischen Fußballspielergewerkschaft Damiano Tommasi.

© dapd

Saisonstart fällt aus: In Italien wird gestreikt

In Italien fällt der Saisonstart der Serie A aus – die Profis streiken, weil die Klubs ihre Kader ausdünnen wollen.

„Streikt nicht!“, bettelte schon die „Gazzetta dello Sport“ auf ihrer Titelseite – und verließ in ihrer Sorge um den Saisonauftakt der Serie A die neutrale Position, die Medien eigentlich zukommt. Doch es half nichts: Der erste Spieltag der Serie A wird verschoben. Verbandspräsident Giancarlo Abete hatte sich noch um eine Einigung bemüht und den Vereinen einen Garantiefonds von 20 Millionen Euro zur Bezahlung der neuen Extrasteuer in Aussicht gestellt. „Unsere Position ist klar. Es gibt keinen Spielraum für Verhandlungen“, sagte jedoch Liga-Präsident Maurizio Beretta. Die Sondersteuer beläuft sich bei einem Gesamtgehaltsaufkommen der Spielerkader aller 20 Vereine von ca. einer Milliarde Euro auf 50 Millionen Euro, schätzte die „Gazzetta dello Sport“. Als möglicher Ausweichtermin wurde der 21. Dezember genannt. Weil nun vor den EM-Qualifikationsspielen Anfang September kein Spieltag mehr möglich ist, befürchtet Abete „einen Schaden für die Nationalmannschaft“ und sagte: „Ich schäme mich als Bürger für dieses Resultat“.

Das lange Geplänkel zwischen Spielervertretern und Vereinen um ein neues Rahmenvertragswerk hat sich zum harschen Konflikt ausgeweitet. Die Fronten sind verhärtet. „Ich sehe keinen Spielraum für Verhandlungen“, sagte am Donnerstagmorgen Liga-Präsident Maurizio Beretta, bevor er sich zu Verhandlungen zurückzog. „Wir spielen nicht, wenn der Vertrag nicht unterschrieben ist“, hielt Spielergewerkschafts-Präsident Damiano Tommasi dagegen und verteilte gleichzeitig Beruhigungsbonbons. „Was macht es denn, wenn der erste Spieltag verschoben wird? Da haben die Mannschaften eine Woche mehr Vorbereitungszeit.“

Ganz so einfach ist die Sache natürlich nicht. Vor allem den Sendern Sky und Mediaset, die in diesen Wochen verstärkt um Abonnenten werben, käme eine Verschiebung ungelegen. Da die Einnahmen aus Fernsehrechten den Hauptanteil der Klubbudgets (etwa 63 %) ausmachen, könnte der Einfluss der Sender zum Zünglein an der Waage werden.

Momentan fetzen sich die Kontrahenten aber noch. Die Vereinspräsidenten wollen unbedingt in das neue Vertragswerk den Passus einfügen, dass die Spieler allein verantwortlich für das Abführen der von Finanzminister Tremonti vorgeschlagenen Besserverdienendensteuer von de facto 5 Prozent sind. Inzwischen hat die AIC zwar eingewilligt, dass die Spieler dies übernehmen. In dem Kompromisspapier vom Mittwoch fehlte aber die Verpflichtung, was die Wut der Klubverantwortlichen auslöste. „Die Spieler sollen sich keine Yacht für zwei Millionen Euro, sondern eine für 1,95 Millionen kaufen oder am besten gleich mit einem einfachen Boot fahren, so wie ich “, spottete Parmas Sportdirektor Pietro Leonardi.

Der zweite Streitpunkt betrifft den Versuch der Vereine, die Kader in unterschiedliche Trainingsgruppen aufzuteilen. Das solle streng nach trainingsmethodischen Vorstellungen geschehen, versichern sie. Die Profis und ihre Vertreter vermuten aber, dass vor allem die Spieler aussortiert werden sollen, für die der Verein keine Verwendung mehr hat. Sie fürchten ein Absinken des Marktwertes dieser Spieler sowie Mobbinggefahr.

Tatsächlich hat sich in den letzten beiden Jahren der Druck auf Spieler, einen Vereinswechsel zu schlechteren Konditionen anzunehmen, stark erhöht. Die Klubs, die wegen des Financial Fairplay keine neuen Schulden aufnehmen dürfen, versuchen durch Verkäufe Spielraum zu gewinnen. Doch weil die potentiellen Käufer ebenso sehr aufs Geld achten und die Spieler eher nicht zu Gehaltsabstrichen zu bewegen sind, gibt es einen Stau auf den Trainingsplätzen. Der aktuelle Konflikt ist folglich eine direkte Folge der Verschwendungspolitik der Vergangenheit.

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