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Sport: Sanfter Rempler

Die deutsche Nationalmannschaft verliert erstmals unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann: 1:3 in Südkorea

Fünf Minuten vor dem Spielende läuft Michael Ballack zum Elfmeter an. Die deutsche Nationalelf liegt zu diesem Zeitpunkt vor 45 775 Zuschauern im „Asean Main Stadium“ gegen Südkorea mit 1:2 in Rückstand. Und Michael Ballack, der Mannschaftskapitän, kann in seinem 50. Länderspiel die drohende Niederlage abwenden. Schon die erste Führung der Südkoreaner hatte er in der ersten Halbzeit mit einem schönen Freistoßtor ausgeglichen, doch diesmal scheitert Ballack mit seinem schwach geschossenen Strafstoß am Torwart. Zwei Minuten später schießen die Südkoreaner das Tor zum ihrem 3:1 (1:1)-Sieg. Für die deutsche Elf ist es die erste Niederlage im sechsten Spiel unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

Der verschossene Elfmeter war eine Schlüsselszene, verloren aber hat nicht Michael Ballack das Spiel. „Natürlich muss ich den Elfmeter reinmachen“, sagte hinterher der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler vom FC Bayern, „dann steht es 2:2, und wir spielen höchstwahrscheinlich unentschieden. Aber wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und wurden für die wenigen Fehler bestraft.“ Jürgen Klinsmann, der nach dem vergebenen Elfmeter nur einmal kurz sein Gesicht verzog, wollte nach dem Spiel weder seinem Kapitän noch seiner Mannschaft Vorwürfe machen. „Diese Niederlage ist kein Beinbruch. Natürlich wären wir lieber als Sieger vom Platz gegangen. Trotzdem bin ich zufrieden mit der Leistung und dem Engagement der Mannschaft.“

Engagement war den meisten deutschen Spielern nicht abzusprechen, mal abgesehen von den drei Stuttgarter Spielern, die der Bundestrainer nach einem Uefa-Cup-Spiel am vergangenen Mittwoch nach Asien hatte nachfliegen lassen. Sowohl die beiden Außenverteidiger Andreas Hinkel und Philipp Lahm als auch Stürmer Kevin Kuranyi wirkten übermüdet. Hinkel hatte mit den schnellen Südkoreanern solche Probleme, dass ihn Klinsmann zur Pause auswechselte.

Überhaupt machte die deutsche Abwehr um die beiden Innenverteidiger Christian Wörns (Dortmund) und Arne Friedrich einen unsicheren Eindruck. Vor allem der Berliner hatte entscheidenden Anteil an den Gegentoren. Der Führung der Südkoreaner nach einer Viertelstunde ging ein schlampiges Zuspiel von Kuranyi auf Ballack voraus. Gegen den Volleyschuss von Kim Dong Jin war Oliver Kahn machtlos. Der Münchner war auch später am zweiten Gegentor schuldlos, das Lee Dong Gook Mitte der zweiten Halbzeit per Seitfallzieher erzielte.

Nachdem Michael Ballack noch in der ersten Halbzeit zum 1:1 ausgleichen konnte, hatte die deutsche Mannschaft ihre beste Phase. Einen Freistoß des Münchners Bastian Schweinsteiger lenkte ein Südkoreaner an den Pfosten, und Kuranyi schoss einen Ball aus zwei Metern Entfernung über die Latte. Ansonsten blieb das Spiel der Deutschen fahrig und fehlerhaft. Der Spielaufbau war zu langsam und unstrukturiert, sodass keine Spielfluss entstehen konnte. In der Halbzeitpause hatte Klinsmann ein höheres Spieltempo gefordert. Doch die Südkoreaner standen robust in der Abwehr (Klinsmann: „Die haben sich hinten eingebunkert und uns ausgekontert“), und setzten auf schnelle Tempogegenstöße. Der letzte Konter führte drei Minuten vor dem Abpfiff zum 3:1 durch Cho Jae Jin.

Für die deutsche Elf und Jürgen Klinsmann ist die erste Niederlage seit dem Sommer eine neue Erfahrung. Die spürbaren Auswirkungen der Reisestrapazen aber wollte der Bundestrainer „nicht als Entschuldigung oder Alibi“ gelten lassen. Gegen Thailand werden einige Spieler pausieren, auch Michael Ballack.

Moritz Müller-Wirth[Busan]

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