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Sport: Sanierung in Blassgelb-Weiß-Gestreift

Finanziell geht es bei Borussia Dortmund wieder aufwärts, jetzt fehlt nur noch der sportliche Erfolg

Wer hat das Sagen im Verein? Das Führungsduo Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke. Der Präsident Rauball (59), im Hauptberuf Rechtsanwalt, und Geschäftsführer Watzke (47), erfolgreicher Textilfabrikant aus dem ostwestfälischen Marsberg, haben Borussia Dortmund kurz vor der Havarie von ihren maßlosen Vorgängern Gerd Niebaum und Norbert Meier übernommen und in verblüffend kurzer Zeit wieder aufgerichtet. Der Sanierungsprozess ist zwar noch nicht abgeschlossen (den Verein drücken weiterhin 90 Millionen Euro Schulden), doch der Weg in eine sichere Zukunft ist geebnet.

Was hat sich verbessert? Die wirtschaftliche und die personelle Lage: Durch den Rückkauf des Stadions mit Hilfe eines Darlehens der Investmentbank Morgan Stanley, den Verkauf des Stadionnamens an die Versicherung Signal Iduna und einen lukrativen Sponsorenvertrag mit der Ruhrkohle AG hat der BVB neue finanzielle Gestaltungsmöglichkeiten. Den nutzen die Macher: Für Jan Koller (ablösefrei nach Monaco) und Tomas Rosicky (für rund zehn Millionen Euro zu Arsenal London) haben sie Alexander Frei (Stades Rennes) und Nelson Valdez (Werder Bremen) verpflichtet. Kommt – wie zu erwarten – auch noch der Brasilianer Tinga dazu, hätten die Dortmunder zwölf Millionen Euro in neues Personal investiert und dafür vor allem offensive Qualität gewonnen.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Sehr sicher. Bert van Marwijk (54) hat sich beim Führungsduo Respekt erworben, weil er selbst in den größten Insolvenzwirren nie gejammert, sondern stets loyal zu seinem Arbeitgeber gestanden hat. Das Publikum schätzt den Holländer, weil er offensiv spielen lässt und immer wieder junge Spieler einbaut. Und die Mannschaft vertraut ihm, weil er zwar distanziert ist und die Spieler offen kritisiert, dabei aber stets fair agiert. Sein Vertrag wurde daher vorzeitig am 26. Juli bis 2008 verlängert.

Welche Taktik ist zu erwarten? Van Marwijk wird vom 4-3-3-System mit zwei klassischen Flügelstürmern abrücken. Diese Formation hatte er seiner taumelnden Truppe in der Winterpause der Saison 2004/2005 mit Erfolg verordnet, um ihr Sicherheit zu geben. Nun wird der BVB mit einer 4-4-2-Formation agieren, weil die neuen Stürmer Frei und Valdez diese Ausrichtung bevorzugen. Dahinter wird Rosickys Nachfolger Steven Pienaar die Fäden ziehen, rechts und links in der Raute sollen David Odonkor und Florian Kringe wirbeln. Vor der Viererkette sichert wie gehabt Sebastian Kehl ab.

Welche Platzierung ist möglich? Das Saisonziel heißt „Rückkehr in den internationalen Wettbewerb“, konkret: Platz fünf. Das erscheint realistisch. Die Mannschaft ist immer noch jung und ambitioniert, aber erfahrener als in der vergangenen Saison (Platz sieben). Dazu kommen gestandene Profis, so dass es keine Utopie sein sollte, sich im Dunstkreis der führenden Klubs aus München, Bremen, Hamburg und Schalke zu positionieren.

Wer sind die Stars? Nach den Abgängen von Koller und Rosicky rücken die deutschen Nationalspieler in den Mittelpunkt: Metzelder, Odonkor und Kehl haben eine gute WM gespielt und müssen nun die Euphorie in den Ligaalltag retten. Der Südafrikaner Pienaar hat bereits schillernde Eigenschaften angedeutet. Und wenn sich Frei und/oder Valdez zum so sehnlich erwarteten Torjäger entwickeln, liegt ihnen die Dortmunder Fangemeinde automatisch zu Füßen.

Wie sind die Fans? Zurzeit verstimmt wegen der neuen blassgelb-weißen Trikots statt des traditionellen Schwarzgelb. 45 000 Dauerkarten kaufen sie trotzdem. Kein Klub in Europa zieht so viele Zuschauer zu seinen Heimspielen wie Dortmund. Weil der Klub ihres Herzens von der Hand in den Mund lebte und auf junge Kräfte setzen musste, haben die Fans zuletzt viel Geduld bewiesen. Doch nicht nur bei der Vereinsführung wachsen die Ansprüche. Schießen die Stürmer weiter vorbei, wird es Pfiffe geben.

Wer sind die WM-Helden? Das Dortmunder Publikum und David Odonkor. Eine Kulisse wie beim legendären 1:0 gegen Polen ist in der Geschichte des deutschen Fußballs einmalig. Daran ändert auch das dramatische Ausscheiden im Halbfinale gegen Italien nichts. Und bei Odonkor geraten die Zuschauer bekanntlich schon aus dem Häuschen, wenn er sich warmläuft.

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesliga

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