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Schalke 04: Sie haben sich wieder lieb

Felix Magath vereint Team und Fans. "34 Punkte, das ist etwas, was wir uns nicht einmal erträumt hatten“, sagte der Schalker Trainer nach dem 1:0 über Mainz 05.

Während der Erzrivale Borussia Dortmund vierzig Kilometer weiter östlich im Rathaus den hochoffiziellen Teil seiner Hundertjahrfeier beging, feierten Fußballspieler und Fans des FC Schalke 04 in der Arena auf volkstümliche Art. Die Spieler tanzten ausgelassen. Anlass war das 1:0 über den FSV Mainz 05, der dritte Sieg in Serie. Die Schalker hatten nun die Gewissheit, mindestens als Bundesliga-Zweiter in die kurze Winterpause gehen zu können. Ihr Zwischenzeugnis fällt besser aus als alle erwartet hatten, Spieler und Trainer eingeschlossen, die ja von Berufs wegen zur Zuversicht angehalten sind.

Nicht einmal Felix Magath, der gefeierte Initiator des Aufschwungs, hatte mit dieser Bilanz gerechnet. Im Frühjahr noch als Meistermacher des VfL Wolfsburg gefeiert, führte er binnen eines halben Jahres eine mit jungen, frischen Kräften eiligst generalüberholte Schalker Mannschaft in die feinsten Kreise der Liga zurück. Magath bemisst den Wert seines Schalker Wirkens allerdings nicht in erster Linie nach dem Tabellenplatz. „34 Punkte, das ist etwas, was wir uns nicht einmal erträumt hatten“, sagte der Schalker Trainer. „Das ist überragend, das ist die Zahl, an der ich alles messe.“ Ein Platz unter den ersten fünf bleibe trotzdem das Saisonziel.

Der Erfolg, aber auch dessen Zustandekommen, hat Spieler und Fans wieder zueinander geführt. Die Mannschaft erscheint in diesen Wochen nicht mehr als Haufen schwer trainierbarer Einzelunternehmer, sondern als starke Gemeinschaft, die Magaths Maxime verinnerlicht hat. Der Trainer predigt harte Arbeit als obersten Leitsatz. Die Profis folgen ihm. Und die Fans auch. „Wir haben eine gigantische Stimmung“, sagt Magath, der sich vor der Saison und auch noch nach den ersten Spielen darüber gewundert hatte, wie unterkühlt, zuweilen abweisend die sonst für ihre Inbrunst bekannten Anhänger des FC Schalke ihrer Lieblingsmannschaft gegenüberstanden. Auch die Anhänger dürfen sich inzwischen wieder als Teil eines großen Ganzen fühlen, nicht nur aus ihrem Selbstverständnis heraus, sondern vom Meister selbst bestätigt. Ohne den Zuspruch der Fans „hätten wir mit Sicherheit weniger Punkte“, sagt Magath.

So nüchtern er wirken mag – Magath hat offenbar ein Gespür dafür, Emotionen zu wecken und zu bedienen. Arbeit, Kampf, Ausdauer – das schätzen Enkel und Urenkel der Kumpel auf den Rängen immer noch am meisten. Wenn diese Parameter stimmen, verzeihen sie den Spielern so manches. Dann kommt der Spaß von ganz allein, auch ohne den Esprit eines schönen Kurzpass-Spiels. In Schalke zählt mehr Handwerk als Kunst.

Richard Leipold

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