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Wo kommt der denn her? Frankfurts Torhüter Ralf Fährmann foult Raúl beim Versuch eines Abschlags elfmeterreif.

© dapd

Schalke - Frankfurt: Es bleibt unruhig auf Schalke

Schalke siegt durch kuriose Tore 2:1 gegen Frankfurt – nun steht der Gipfel Magath gegen Tönnies an. Können den Trainer die jüngsten Sieg noch retten?

Nach dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League hatte Felix Magath gesagt, auch unruhiges Arbeiten, wie es in Schalke üblich ist, „kann durchaus Spaß machen“. Über einen Mangel an Unruhe kann der Trainer des FC Schalke sich auch nach dem kuriosen 2:1 gegen Eintracht Frankfurt nicht beklagen. Und der nächste Härtetest folgt für Magath in der Verlängerung außerhalb der Arena. Clemens Tönnies, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, hat den Trainer und Manager für Sonntag zu einem „klärenden Gespräch unter Männern“ eingeladen. Eine auf Dauer tragfähige Versöhnung steht nicht unbedingt zu erwarten. Vielleicht aber werden die verbalen Kampfhandlungen eingestellt, die den Klub in den vergangenen Tagen durchzogen haben – oder es wird gar ein Burgfriede geschlossen, der (mindestens) bis zum Saisonende hält.

Vor dem Spiel gegen Frankfurt hatte Magath angekündigt, er werde seine „Arbeitsweise nicht ändern“, sondern gedenke, wie gewohnt und wie geplant weiterarbeiten bis zum Auslaufen seines Vertrages im Juni 2013. Magath gab sich am Samstag selbstbewusst. Auf die Frage, ob er in der nächsten Saison noch Trainer des FC Schalke sei, antwortete er: „Wer sonst?“

Nach dem Höhenflug in der Champions League und dem Einzug ins Viertelfinale tauchte Schalke schwerfällig in die Erdatmosphäre ein. Den Führungstreffer verdankten die Schalker einem schweren Fehler des Frankfurter Torhüters. Ralf Fährmann verlor den Ball im eigenen Strafraum beim Versuch eines Abschlags leichtfertig an das Schlitzohr Raúl und wusste sich dann nur mit einem Foul zu helfen. Den Strafstoß nutzte Jurado zum Führungstreffer – auf diesen ersten Höhepunkt mussten die gut 61 000 Zuschauer bis zum Ende der ersten Hälfte warten.

Kurz nach der Pause machte Fährmann seinen Fehler mit einer Rettungsaktion gegen Gavranovic wieder gut und hielt die Eintracht im Spiel. Die Schalker drückten und drängten in der zweiten Hälfte, gerieten aber nach einer Reihe vergebener Chancen vorübergehend aus dem Tritt und mussten sogar den Ausgleich hinnehmen. Georgios Tzavellas erzielte im neunten Spiel das erste Rückrundentor für Frankfurt, es war eigentlich eine Flanke aus über 70 Metern, die durch Freund und Feind hindurchhoppelte ins Tor. Und als ob das alles nicht schon kurios genug gewesen wäre, wechselte Magath auch noch Angelos Charisteas ein, den weithin belächelten Stürmer aus dem Winterschlussverkauf. Eine Minute später nutzte der Grieche seinen ersten Ballkontakt zum Siegtor. Plötzlich lachte niemand mehr über Charisteas, aber vielleicht Magath über Tönnies, zumindest innerlich.

Der Chef des Aufsichtsrates verfolgte das alles vermutlich daheim am Fernseher. Er war dem Stadion – angeblich wegen einer Erkältung – ferngeblieben. Tönnies hatte dem Trainer vorgeworfen, „sozial inkompetent“ zu sein und einen „unmenschlichen Umgang“ mit Vereinsangestellten zu pflegen. Deshalb müsse der Klub die „Reißleine ziehen“. Das überzeugende 3:1 gegen den FC Valencia aber hatte Magaths Position offenbar ein wenig stabilisiert. Wie es heißt, steht das Thema „Abberufung des Vorstandssprechers“ zunächst einmal nicht auf der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung, die an diesem Montag stattfinden sollte.

Ob das Weiterkommen in der Champions League und der knappe Sieg über Frankfurt genügen, den Aufsichtsrat von seinen Trennungsabsichten abzubringen, wird erst das Gespräch zeigen, in dem Tönnies dem Trainer „nicht als Kontrahent, sondern als Kontrolleur“ begegnen will, wie er sagt.

Magath aber ist nicht der Typ, der sich gerne kontrollieren lässt. Kompromisse zu schließen fällt ihm schwer. Dies wird aber beim Gespräch mit Tönnies notwendig werden, zumal keines der beiden Alphatiere sein Gesicht verlieren will.

Wie brisant die Lage im Verein ist, wie sehr die Personalie Magath polarisiert, lässt sich auch anhand der gespaltenen Reaktionen der Fans in dieser Angelegenheit ersehen. Manche von ihnen nutzten das Stadion vor dem Anpfiff zu einer Art Demonstration. Sie hielten Transparente hoch. „Pro Felix – gegen Tönnies“ lautete eine der Botschaften. Andere sprachen sich gegen den Trainer aus: „1000 Freunde statt 1 Diktator“, „Niemals FC Magath“ oder „Heiler Klub statt starker Mann“. Am Montag wird sich wohl entscheiden, in welche Richtung es weitergeht beim FC Schalke 04.

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