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Sport: Schalke gegen Köln: Möller war dem Druck noch nicht gewachsen

So schnell mutiert ein Andreas Möller auf Schalke nicht von der Reiz- zur Kultfigur. Das braucht Zeit, Szenen und Tore.

So schnell mutiert ein Andreas Möller auf Schalke nicht von der Reiz- zur Kultfigur. Das braucht Zeit, Szenen und Tore. Die zu schießen, hat der so umstrittene Neue zu seinem Einstand verpasst. Und was für eine Chance hatte der "Überläufer" vom Erzfeind Borussia Dortmund, gute Stimmung für sich zu machen. Allein stürmte Möller aufs Kölner Tor zu, hatte sich den Ball selbst geschickt vorgelegt - und schoss dann völlig mutlos. "Mir hat in diesem Moment die Lockerheit gefehlt", bekannte Möller. Aber: "In drei, vier Wochen werde ich so eine Chance verwerten. Absolut." Schalke siegte dennoch 2:1 gegen den 1. FC Köln, weil Ebbe Sand und Emile Mpenza aus zwei Szenen, die eigentlich keine Chancen waren, zwei spektakuläre Tore machten. Dank ihrer "individuellen Klasse", wie Kölns Trainer Ewald Lienen den beiden Stürmern attestierte.

Andreas Möllers unbestrittene individuelle Klasse wurde von der gespannten Atmosphäre und den Erwartungen der 62 000 im ausverkauften Parkstadion unterdrückt. "Ich glaubte, das ganze Stadion schaut nur auf mich und hatte Angst, etwas falsch zu machen." Dabei war die Stimmung auf den Rängen eher wohlwollend als feindselig, sieht man von einigen wenigen Anti-Möller-Transparenten ab. Dem Publikum hatte der neue Star manchen Anlass gegeben, Missfallen lauthals kundzutun. Doch er kam nicht nur glimpflich davon, sondern traute seinen Ohren nicht, als ihn plötzlich - gegen Ende des Spiels - "Andy-Andy"-Sprechchöre bei einem Freistoß anfeuerten. "Das war fantastisch, überragend." Dennoch: Hoch über das Tor drosch Andreas Möller den Ball.

Der Sensible wurde mit dem Druck noch nicht fertig. Und der war schon sehr groß nach all den negativen Berichten der letzten Wochen mit Schlagwörtern wie "Explosionsgefahr" und "Pulverfass". Andreas Möller ließ sich Zeit, eine Stunde lang nach dem Abpfiff, bis er aus der Kabine und vor den Pulk der Reporter trat. "Fangen wir an", sagte er scheinbar tapfer und stelte sich dem zweiten Teil seines Schalker Bundesligadebüts. Er ging erst mal auf die die positiven Eindrücke ein. Möller erzählte, "der Empfang war super" und "ich bin hervorragend integriert" und "die Mannschaft hat hervorragend gespielt und gekämpft". Das war zwar leicht übertrieben, machte aber die selbstkritische Einschätzung leichter. "Ich habe noch nicht gezeigt, was möglich ist." In der ersten Halbzeit vor allem habe er noch nicht den Rhythmus gefunden, wie er sich das vorgestellt habe. Wer seine Eck- und Freistöße gezählt hatte, kam damit ungefähr auch auf die Anzahl seiner Ballkontakte in den ersten 45 Minuten. "Ich habe nicht häufig genug den Ball gefordert."

Als alles vorbei war, wirkte der sensible Möller erleichtert. "Es gab keine Beschimpfungen, und die Mannschaft hat mich immer mehr gesucht." Nun wird sich alles finden. Da ist Andreas Möller optimistisch. "Ich bin ja schließlich nicht nur für ein Spiel nach Schalke gekommen."

Hartmut Scherzer

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