zum Hauptinhalt
Den Trainer abgeklatscht: Torschütze Jefferson Farfan lässt sich im Gegenzug von Felix Magath beklatschen.

© dpa

Schalke - Valencia 3:1: Magath siegt - und muss wohl bald gehen

Schalke schlägt Valencia in der Champions League 3:1 und steht im Viertelfinale. Trotzdem zieht Aufsichtsratschef Tönnies "die Reißleine", Trainer Magath muss wohl gehen. Im Internet unterschreiben Tausende Fans eine Pro-Magath-Petition.

Nach Informationen des „Kicker“ will sich der FC Schalke 04 sofort und nicht erst zum Saisonende von Trainer und Manager Felix Magath trennen. „Wir müssen die Reißleine ziehen. Völlig unabhängig von der Champions League. Im ganzen Verein brennt es lichterloh“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies dem Fachmagazin. Angeblich steht Griechenlands ehemaliger Trainer Otto Rehhagel Favorit für eine Interimslösung beim Champions-League-Viertelfinalisten bereit.

Und das alles verdichtet sich am Tag nach einem der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte. Während die Spieler den Einzug unter die besten acht Vereine in Europa ausgelassen feierten, verschwand Magath direkt nach dem Abpfiff in den Katakomben der Schalker Arena. Meldungen über eine bevorstehende Trennung - zum Saisonende oder früher -, die den ganzen Tag über gelaufen waren, kommentierte der Trainer und Manager so: „Davon weiß ich nichts. Mit mir hat niemand gesprochen. Es war ein langer Arbeitstag und jetzt freue ich mich über die tolle Leistung der Mannschaft. Deswegen gehe ich zufrieden nach Hause“, sagte der 57-Jährige. Offenbar teilen viele Schalke-Fans diese Zufriedenheit. Mehrere Tausend haben innerhalb nur eines Tages bereits eine Online-Petition unterzeichnet, die sich für einen Verbleib Magaths auf Schalke ausspricht.

Magath ging offenbar weiterhin davon aus, dass er seinen Vertrag bis 2013 erfüllen darf. „Ich mache hier meine Arbeit und das werde ich auch weiter tun. Diese Nebengeräusche interessieren mich nicht.“ Ihm sei immer klar gewesen, dass es auf Schalke ein "unruhiges Arbeiten" werden könnte. "Aber wie Sie an solchen Abenden sehen, kann unruhiges Arbeiten auch Spaß machen", sagte Magath auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Gleichwohl gilt es als sicher, dass der Aufsichtsrat dem Vorstandsmitglied Magath spätestens auf der turnusmäßigen Sitzung am kommenden Montag erklären wird, dass der Verein die Zusammenarbeit mit ihm beenden will. Von Clemens Tönnies gab es auch kurz vor der wichtigen Partie erneut kein Dementi. „Jetzt freuen wir uns auf das Spiel. Alle anderen Fragen beantworten wir später, in den nächsten Tagen“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende.

Jubel in Königsblau. Schalke schlägt Valencia und steht im Viertelfinale der Champions League.
Jubel in Königsblau. Schalke schlägt Valencia und steht im Viertelfinale der Champions League.

© dpa

Kurz nach diesen nebulösen Worten trat Schalke im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Valencia an. Und ließ sich tatsächlich nicht beirren. Obwohl Ricardo Costa die Spanier in Führung gebracht hatte, errang der Bundesligaklub in einem abwechslungsreichen Spiel, das in der zweiten Hälfte an Klasse gewann, am Ende ein 3:1. Dank der Tore von Jefferson Farfan (40./90. Minute) und Mario Gavranovic (52.) steht Schalke zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte im Viertelfinale des bedeutendsten Klubwettbewerbs im Fußball.

Nur einmal war die Aufregung vor einem Champions-League-Spiel des FC Schalke noch größer als an diesem Mittwoch. Das war am 11. September 2001 nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York. Ungeachtet der Spekulationen über die Zukunft des Trainers und Managers standen die sportlichen Vorzeichen gut für Schalke. Im Hinspiel hatte der Revierklub in Valencia ein 1:1 erreicht, ein solides Fundament also für die Partie in der Gelsenkirchener Arena, die mit 53.500 Zuschauern nicht ganz ausverkauft war.

Das Fundament erfuhr aber früh einen Riss. Verteidige Ricardo Costa lenkte eine Flanke von Mehmet Topal, der sich gegen Matip durchgesetzt hatte, mit dem Kopf ins Tor des FC Schalke; ausgerechnet Costa, ein alter Bekannter Magaths aus gemeinsamen Wolfsburger Zeiten. Die Heimelf hatte es zuvor versäumt, selbst in Führung zu gehen, als Mario Gavranovic, der den verletzten Stürmer Huntelaar ersetzte, den Ball freistehend in die Arme des Torhüters köpfte. In diesem Augenblick stand fest: Schalke würde mindestens zwei Treffer erzielen müssen, um die nächste Runde zu erreichen. Ein Kunststück, das die Mannschaft seit Wochen nicht fertig gebracht hat.

Unmittelbar nach dem Rückstand eröffnete ein Freistoß von Farfan Raul zwar eine Kopfballchance, danach aber sah es erst einmal nicht gut aus für Schalke. Im Gegenteil: Valencia gewann an Sicherheit und zog einige gefährliche Angriffe auf. Allerdings zeigte Torwart Manuel Neuer abermals, wie wertvoll er für Schalke ist, so etwa als er um einen Schritt schneller am Ball war als der heranstürmende Aritz Aduriz. Die Fans wussten natürlich schon vor dieser Rettungsaktion, was sie an Neuer haben. Tausende Anhänger hielten vor dem Spiel weiße Täfelchen hoch mit der Bitte "Manu, bleib". Zudem hing in der Nordkurve ein großes Transparent, das Neuer an seine Rolle als Identifikationsfigur erinnern sollte. "20 Jahre für Schalke am Ball - Weiter so". Neuer ist bei Bayern München und Manchester United im Gespräch. Erst einmal aber ging es für ihn und seine Mitstreiter darum, in der Champions League am Ball zu bleiben.

Neben viel Kritik gab es am Mittwochabend auch viele Solidaritätsbekundungen für Magath - und Torwart "Manu" Neuer haben sie ohnehin lieb auf Schalke.
Neben viel Kritik gab es am Mittwochabend auch viele Solidaritätsbekundungen für Magath - und Torwart "Manu" Neuer haben sie ohnehin lieb auf Schalke.

© Reuters

Vor und während des Spiels hatten tausende Fans in der Arena auch mit Magath-Sprechchören und Plakaten mit der Aufschrift „Pro Magath“ ihre Sympathie für den Coach bekundet. „Wir haben uns von der Diskussion nicht beeinflussen lassen und die richtige Reaktion gezeigt“, befand Torhüter Manuel Neuer.

Ein bloßes "Weiter so" hätte nicht genügt. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff stiegen die Chancen der Königsblauen wieder. Als nicht viel zusammenlief, brachte Farfan den Bundesliga-Zehnten mit dem Ausgleichstreffer ins Spiel zurück. Sein Freistoß besaß zwar viel Effet, schien aber nicht unhaltbar für Torhüter Vicente Guaita, der den Ball noch berührte, ihn aber nicht abwehren konnte. Der Treffer inspirierte die Schalker Anhänger, ihr altes Lied zu singen, mit dem sie den Uefa-Pokalsieg 1997 gefeiert hatten. Auch die Königsblauen auf dem Rasen kamen wieder in Schwung - und voller Tatendrang aus der Pause. Sieben Minuten nach dem Seitenwechsel setzte Gavranovic, dessen Schuss vom Innenpfosten ins Netz prallte, die Zeichen auf Sieg Schalke.

Nun stand Valencia, bei inzwischen hohem Tempo, wieder unter Zugzwang. Und brachte die Westfalen in Bedrängnis. Der umtriebige Aduriz traf erst das Außennetz und scheiterte dann, bei der bis dahin besten Chance, am hervorragend parierenden Neuer. „Da können wir uns bei Manuel bedanken“, sagte Magath später.

Valencias Trainer Emery brachte in Roberto Soldado als zweite Sturmspitze in die Partie. Doch das nützte letztlich nichts mehr. In der Nachspielzeit baute der stark spielende Farfan den Vorsprung mit seinem zweiten Treffer sogar noch aus und beseitigte die letzten Zweifel am Weiterkommen der Westfalen.

Der Einzug ins Viertelfinale der Champions League war zuvor erst einem Trainer des FC Schalke gelungen: Mirko Slomka vor drei Jahren. Einige Wochen später wurde er entlassen. (mit dpa)

Zur Startseite