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Sport: Schalke vs. Dortmund: Der Rachefeldzug für Andreas Möller

Die Frage hatte das Niveau, das fast alle Fragen besitzen, die atemlose Fernsehreporter Sekunden nach Spielschluss am Spielfeldrand stellen. In der kalten Luft des Gelsenkirchener Parkstadions stand Michael Meier, der Manager von Borussia Dortmund, ein bisschen die Schultern hochgezogen, ein wenig den Kopf gesenkt, kurz: in einer Haltung, die Abwehr signalisiert.

Die Frage hatte das Niveau, das fast alle Fragen besitzen, die atemlose Fernsehreporter Sekunden nach Spielschluss am Spielfeldrand stellen. In der kalten Luft des Gelsenkirchener Parkstadions stand Michael Meier, der Manager von Borussia Dortmund, ein bisschen die Schultern hochgezogen, ein wenig den Kopf gesenkt, kurz: in einer Haltung, die Abwehr signalisiert. Ein TV-Reporter hielt ihm ein Mikrofon unter die Nase und fragte: "Schalkes Manager Rudi Aussauer hat vor dem Spiel verkündet: In dieser Saison besiegen wir Dortmund dreimal, zweimal in der Bundesliga, einmal im Pokal. Was sagen Sie dazu?" Ja, was soll Meier zu solch einer sinnfreien Frage sagen? "Assauer hat zu zwei Dritteln recht", antwortete Meier. Das war trockener Humor. Nicht schlecht als Replik.

Aber trotzdem nicht die richtige Tonlage. Nicht bei Dortmund jedenfalls. Mit Galgenhumor konnten sie nichts anfangen an diesem Mittwochabend. Nur mit dem Kammerton B, B wie Brüllen. Oder mit Kommentaren auf Grabesstimmen-Niveau. Sie hatten einfach zu viel eingesteckt, zu viele Schläge. 1:2 verloren, rausgeflogen aus dem Pokal, gegen Schalke, ausgerechnet gegen Schalke. Vorher malen sie den Borsigplatz pinkfarben an, als dass sie eine Niederlage gegen Schalke ohne tiefe Sinnkrise hinnehmen. Aber Dortmund hatte ja nicht bloß verloren, Dortmund wurde vorgeführt, zeitweise jedenfalls. Der Hauptzeuge der Anklage spuckte jedenfalls Gift und Galle: "Dass wir zweimal gegen Schalke verloren haben, ist zum Kotzen. Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft nicht wollte", tobte Giuseppe Reina. Er wollte, er hatte in der dritten Minute das 1:0 für Dortmund erzielt. Die wollten irgend wann nicht mehr. So sah es zumindest aus. "Das war eine Kollektiv-Angelegenheit. Und die war absolut negativ", schimpfte Meier später. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc wurde noch deutlicher: "Das war eine Nicht-Leistung."

Falsch. Es war eine erbärmliche Leistung von Dortmund. Miserabel im Spiel nach vorne, miserabel im Abwehrverhalten, miserabel im Mittelfeld. Dortmunds Trainer Matthias Sammer blieb nur der tonlose Kommentar: "Wir haben kollektiv versagt." Dortmunds 2:0-Heimsieg über Hertha BSC täuscht. Der BVB besitzt nicht die Stärke, die man von ihm erwarten kann. Und Matthias Sammer, eigentlich eine Notlösung, ein Trainer, der aus reiner Verzweiflung zum Messias hochgejubelt wurde, ist noch nicht der Mann, der ein solches Starensemble führen kann. Er besitzt Autorität, keine Frage. Aber die ist nicht unbedingt in der Spielweise der Dortmunder zu erkennen. Am Mittwochabend spielte sein Team lustlos, mitunter sogar disziplinlos. Sammers Handschrift? Zu erkennen war nur ein Gekritzel.

Schalke und Dortmund trennen im Moment Welten. Das Hinspiel in der Bundesliga hatte Schalke schon 4:0 gewonnen, und am Mittwoch war die Überlegenheit der Schalker beeindruckend. Torjäger Ebbe Sand spielte überragend und traf zum Ausgleich. Nico van Kerckhoven besorgte das 2:1, und Andreas Möller brillierte mitunter mit exzellenten Pässen. Oder er schoss bei einem Freistoß den Ball an den Pfosten. Und Jörg Böhme spielt stark wie gewohnt.

Dortmund hat sich schlicht überschätzt. Der BVB hatte geglaubt, er sei stark genug, um ungestraft massiv sticheln zu können. Michael Meier reizte Schalke, doch sein Team knickte unter dem Gegenschlag ein. Andreas Möller, hatte Meier erklärt, sei noch immer ein Dortmunder, er solle am Mittwoch gefälligst für seinen alten Klub spielen. Möller, die Reizfigur der Schalker Fans, wurde instrumentalisiert. Aber die Schalker Mannschaft scharte sich um den Spielmacher. Das hatte Meier unterschätzt. "Wenn er etwas gegen mich gesagt hätte, o.k. Aber er hat sich den Andy rausgepickt, das ist unfair", sagte Assauer. Die Antwort konnte er getrost seiner Mannschaft überlassen.

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