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Sport: Schalker Trudel

Der Bayern-Jäger aus Gelsenkirchen verliert in Kaiserslautern mehr als nur ein Fußballspiel

Es gibt Nachmittage, da will Ralf Rangnick auf überhaupt nichts wetten. Weder auf Fußballspiele noch auf die nächsten Trainingsleistungen seiner Mannschaft. Das mag daran liegen, dass er eigentlich nie wettet. Nur damals in England, als sich der junge Rangnick einst beim FC Southwick als Fußballspieler versuchte. „Da hab ich mal beim Windhundrennen gewettet.“

Der Trainer des FC Schalke hat also glaubhaft nachweisen können, dass er nicht ins Wettbüro rennt. Die Sache mit den Tipps in Sachen Trainingsleistungen seiner Mannschaft erscheint komplizierter. Oft genug in den letzten Wochen hätte er wetten können: Einen Tag redet er seinen Spielern ins Gewissen, am nächsten Tag geben sie mehr Gas, um wieder einen Tag später zurück ins Mittelmaß abzudriften. „Wie du trainierst, spielst du auch“, sagte Rangnick. So dürfte es ihn kaum gewundert haben, wie sein Team das Spiel am Betzenberg gestaltete: ohne Entschlossenheit. Beim 0:2 in Kaiserslautern entdeckte er lediglich eine Art „Scheinüberlegenheit“. Die erschöpfte sich in einem Eckenwettbewerb, den Schalke komfortabel mit 8:0 für sich entschied, und dem verschwenderischen Umgang mit Torchancen. Zu wenig für den Titelkandidaten Schalke, der vor der Winterpause noch erfolgreich vorgeführt hatte, wie er sein Ziel erreichen möchte.

„Vielleicht könnte man sagen, wir wären möglicherweise satt gewesen“, orakelte sich Gerald Asamoah durch alle Formen vorsichtiger Vermutungen, um anschließend sogar heilende Wirkungen dieser Niederlage auszumachen: „Vielleicht rüttelt uns das wach.“

Darauf hoffte an einem Tag der Rückschläge auch sein Trainer. „Es wäre schön, wenn mal alle im Training anwesend wären, wenn Sie verstehen.“ Rangnick sprach damit die Journalisten an und untersagte ihnen nicht ausdrücklich, den Begriff „schleichende Selbstzufriedenheit“ zu verwenden. Schon beim 2:1 über Bremen habe sich das angedeutet, als er nur mit Hälfte zwei zufrieden sein konnte. „Der eine wird zum Fußballer des Jahres gewählt, der nächste zum beliebtesten Spieler in Gelsenkirchen, der dritte zum besten Abwehrspieler in Buer“, sagte der Trainer und zog die Schultern hoch. Das passte, weil gerade in dem Moment ein Betreuer herbeieilte, um ihm auch noch den Ansteckpin des Sponsors abzunehmen, der vor einer anderen Kamera gebraucht wurde.

Rangnick steckte die Verluste der Dienstreise in die Pfalz mit Sarkasmus weg. Nächste Woche gegen Rostock muss er auf Asamoah und Levan Kobiaschwili wegen ihrer Gelbsperren verzichten. Und als Marcelo Bordon mit einer schmerzenden Achillessehne vom Rasen humpelte, ließ das weder für den Fortgang der Verfolgung von Spitzenreiter Bayern München noch für den weiteren Spielverlauf beim FCK Gutes vermuten. Der bis dahin beste Schalker droht länger auszufallen. Der Konkurrent aus Kaiserslautern nutzte die Schwächung vier Minuten nach Bordons Abgang zum 1:0 durch Ioannis Amanatidis. Keiner kann ernsthaft behaupten, die Pfälzer hätten unwiderstehlich gespielt. Sie spielten besser als in den Notzeiten zum Anfang der Saison, aber kaum so, um ambitionierte Schalker in die Knie zu zwingen.

Bei den Gästen machte sich zunehmend Frust breit. Der steigerte sich als Ailton allein an Thomas Ernst scheiterte und fast im Gegenzug der ehemalige Schalker Jochen Seitz gegen Mladen Krstajic einen Elfmeter herausholte, den Stefan Blank zum 2:0 verwandelte.

Schiedsrichter Stefan Trautmann, der den kurzfristig ins Zeugenschutzprogramm im Fall Hoyzer abkommandierten Lutz Michael Fröhlich vertrat, zeigte acht Gelbe Karten und Fingerspitzengefühl. „Die halbe Schalker Mannschaft hat das Spiel zu einem hässlichen gemacht“, stichelte Amanatidis. Diesmal zog Rangnick statt der Schulter nur die Brauen hoch: „Um hässlich zu sein, waren wir viel zu brav.“ Dann machte er sich auf in die Kabine, um seiner Mannschaft diese Beobachtung mitzuteilen.

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