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Sport: Schalkes Debakel

Der Vizemeister unterliegt dem Aufsteiger Eintracht Frankfurt mit 0:6 Toren

Nach einer halben Stunde war es Zeit für ein wenig Entspannung. Die Fans der Frankfurter Eintracht sangen bereits „Schade, Schalke, alles ist vorbei“, und Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel setzte sich zum ersten Mal während des Spiels kurz auf seine Bank. Innerhalb von zwei Minuten hatte seine Mannschaft, die zuletzt auch in der FußballBundesliga erstaunlich erfolgreich gewesen war, den Ligakonkurrenten aus Gelsenkirchen in der zweiten Runde des DFB-Pokals mit zwei schnellen Toren überrascht. Am Ende gewannen die Frankfurter gar 6:0 (2:0) und zogen triumphal in die nächste Runde ein. Für die Schalker, die in der Bundesliga als einzige Mannschaft noch nicht verloren haben, war es ein Debakel.

Immerhin 33 150 Zuschauer in der Frankfurter WM-Arena, unter ihnen auch der am Nachmittag von den Bundesligaklubs zur nationalen Präsenz verpflichtete Bundestrainer Jürgen Klinsmann, sahen ein temporeiches Spiel, in dem die Gäste mit zunehmender Dauer konditionelle und gedankliche Schwächen offenbarten, während sich die Gastgeber in einen Rausch rannten. „Wir haben verdient gewonnen und einige wunderschön herausgespielte Tore erzielt“, sagte Trainer Funkel, dessen Mannschaft in den ersten neun Spielen der Bundesligasaison ganze vier Tore erzielt und nun nach dem 6:3 gegen Köln wieder sechsmal getroffen hatte. „Wir haben die Euphorie aus dem Köln-Spiel mitgenommen und gut ausgenutzt“, sagte der Frankfurter Jermaine Jones.

In einem zunächst offenen Offensivduell konnten sich beide Mannschaften eine Reihe von Tormöglichkeiten erarbeiten. Die spielentscheidende Idee hatte schließlich Ioannis Amanatidis. Unter den Augen seines Nationaltrainers Otto Rehhagel schob der griechische Nationalspieler den Ball quer durch die Schalker Abwehr zu Alexander Meier, der zur Frankfurter Führung verwandelte. Den nächsten Angriffszug der Gastgeber schloss der Schweizer Benjamin Huggel nach einer Vorlage seines Landsmanns Christoph Spycher erfolgreich ab. „Nach diesen beiden Toren sind wir in ein Debakel geraten, wie ich es nicht akzeptieren kann“, sagte Schalkes Coach Ralf Rangnick. Er kündigte an, am heutigen Mittwoch mit seiner Mannschaft „Tacheles zu reden“.

Anlass dafür bot vor allem die zweite Halbzeit. Denn nach der Pause bäumte sich der Vizemeister und Pokalfinalist nur wenige Minuten auf. Schalkes eingewechselte Sturmspitze Sören Larsen versäumte es dabei mehrmals, den Anschlusstreffer zu erzielen. Die Eintracht verlegte sich dagegen auf Konterfußball im eigenen Stadion. Noch einmal Spycher, noch einmal Meier und auch noch Francisco Copado sowie Patrick Ochs schlossen die immer sehenswerteren Spielzüge erfolgreich ab. Die Schalker Abwehr bot dagegen ein Bild läuferischer Lustlosigkeit und spielerischer Desorientiertheit. „Die haben in unserem eigenen Strafraum mit uns Jojo gespielt“, beklagte der sichtlich deprimierte Schalker Torwart Frank Rost.

Als die Frankfurter Zuschauer sich längst rituell zur La Ola von den Sitzen erhoben, bekam Schalke noch einen Elfmeter zugesprochen. Gustavo Varela trat nach Diskussionen innerhalb der Mannschaft um den richtigen Schützen schließlich zum Schuss an, drosch den Ball aber meterweit über das Tor. Danach setzte sich auch Schalkes Trainer Ralf Rangnick auf seine Bank – und gab sich seiner Resignation hin.

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