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SCHIEDSRICHTER Marco Antonio Rodríguez: Straf Dracula

Wer sich ein Bild von Marco Antonio Rodríguez’ jüngsten Leistungen als Schiedsrichter machen möchte, sollte bei Youtube vorbeischauen, wo es eine Zusammenfassung entscheidender Szenen des WM-Qualifikationsspiels zwischen Honduras und Costa Rica zu sehen gibt. Rodríguez hatte, sagen wir mal, keinen guten Tag erwischt.

Wer sich ein Bild von Marco Antonio Rodríguez’ jüngsten Leistungen als Schiedsrichter machen möchte, sollte bei Youtube vorbeischauen, wo es eine Zusammenfassung entscheidender Szenen des WM-Qualifikationsspiels zwischen Honduras und Costa Rica zu sehen gibt. Rodríguez hatte, sagen wir mal, keinen guten Tag erwischt. Der Mexikaner verweigerte den Gastgebern ein Tor und übersah ein klares Foul im Strafraum. Dem Kollaps nahe, überzog der honduranische Kommentator Rodríguez mit Flüchen und Schimpfwörtern. „Ladrón“, Dieb, war noch das freundlichste.

Dabei gilt der 36 Jahre alte Rodríguez, der auch schon als Sportlehrer an der Deutschen Schule in Mexiko-Stadt gearbeitet hat und nun seit 13 Jahren Schiedsrichter ist, als einer der besten Referees seiner Heimat. In Mexiko gleichen Schiedsrichter aber ohnehin eher Scharfrichtern, die sich oftmals wie autoritäre Väter aufführen. Rodríguez ist dafür das beste Beispiel. Er ist streng und humorlos. Die Karten sitzen locker. Und Rodríguez hat eine besondere Abneigung gegen Spieler, die ihn kritisieren und ihm zu nahe kommen. Böse Zungen behaupten, mexikanische Schiris spielten sich gerne selbst in den Vordergrund. Auch da soll Rodríguez ein Vorbild seiner Zunft sein. In seiner Heimat ist er besser als „Chiquidrácula“, der „Kleine Dracula“ bekannt. So nennt ihn der Boulevard in Anspielung auf eine Figur aus einer Kindersendung im mexikanischen Fernsehen der achtziger Jahre. Tatsächlich erinnert Rodríguez mit seinen starrenden dunklen Augen, dem kantigen Gesicht und den streng nach hinten gekämmten Haaren sehr an Bram Stokers Grafen. Der Vampir-Vergleich stört Referee Rodríguez sehr: „Er verstößt gegen meinen Glauben.“ Denn mehr Zeit noch als auf dem Platz verbringt Rodríguez auf der Kanzel als Prediger einer evangelischen Freikirche. „Mein größtes Vorbild ist Gott“, bekennt er.

Für die Mexikaner, die so oft wie kein andres Team bei WM-Endrunden verloren haben, könnte Rodríguez in Südafrika nun selbst zum Vorbild werden. So bemerkte der Fußball-Autor Juan Villoro bereits: „Marco Antonio Rodríguez ist unsere beste Chance, ins WM-Finale einzuziehen.“ Klaus Ehringfeld

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