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Sport: Schief gelaufen

Von Klaus Rocca Berlin. Als seine Mannschaftskameraden gestern Vormittag zum Trainingsplatz gingen, stieg Marko Rehmer in sein Auto und machte sich auf den Weg zum Mannschaftsarzt.

Von Klaus Rocca

Berlin. Als seine Mannschaftskameraden gestern Vormittag zum Trainingsplatz gingen, stieg Marko Rehmer in sein Auto und machte sich auf den Weg zum Mannschaftsarzt. Spätestens nach der Untersuchung durch Ulrich Schleicher wusste Rehmer: Es wird noch geraume Zeit dauern, bis er mit seinen Kameraden von Hertha BSC gemeinsam trainieren kann. Der Nationalspieler wird auch in den kommenden Wochen Stammgast in der Spandauer Rehabilitationsklinik sein. „Das ist schon deprimierend“, kommentiert Rehmer.

Dabei sah es schon vor Wochen danach aus, als ob der 30-Jährige nach seinem Kapsel- und Bänderriss und wochenlanger Zwangspause wieder fit wäre. Teamchef Rudi Völler nahm ihn mit der Zuversicht nach Japan und Südkorea, auf ihn bauen zu können. Im Achtelfinalspiel gegen Paraguay schien der Herthaner endlich so weit zu sein. Der Schein trog. Rehmer, längst nicht fit und zusätzlich leicht lädiert, war der große Unsicherheitsfaktor in der Abwehr. Völler blieb nichts anderes übrig, als ihn zur Pause aus dem Spiel zu nehmen. Fortan war Rehmer nur noch WM-Statist.

Was Herthas Verantwortliche nicht sonderlich tangiert hätte, wäre er fit nach Berlin zurückgekehrt. „Da wird Marko bei der WM von den besten Ärzten und Physiotherapeuten behandelt – und dann ist er nicht spielfähig“, bemängelt Dieter Hoeneß. „Da ist etwas schief gelaufen.“ Herthas Manager will deshalb demnächst beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorstellig werden. Freilich nicht, um wie im Falle Bayern Münchens und Sebastian Deisler beim DFB Schadenersatzforderungen zu stellen. Hoeneß will nur seine Ansicht kundtun, der DFB-Stab habe bei der Behandlung Rehmers nicht im Interesse des Vereins Hertha BSC gewirkt.

Als Huub Stevens bei Hertha das Kommando übernahm, begab sich Rehmer für einige Tage in die Obhut des DFB-Physiotherapeuten Klaus Eder in Donaustauf. Danach wollte er in die Karibik zum zweiwöchigen Urlaub fahren, doch wegen des zu befürchtenden Jetlags rieten ihm Hoeneß und Stevens ab. Sie wollten, dass Rehmer gleich nach seiner Rückkehr voll ins Training einsteigen kann, um gegenüber den Mannschaftskameraden nicht zu sehr ins Hintertreffen zu geraten.

Rehmer flog also nach Kreta, mit Hausaufgaben im Gepäck. Sein Pech: Joggen war nicht nur wegen der enormen Hitze mit rund 40 Grad kaum möglich, sondern vor allem wegen der noch immer auftretenden Schmerzen bei Belastung. Also radelte Rehmer, um sich halbwegs fit zu halten. „In unserem Ferienhaus gab es außerdem einen Kraftraum.“

Am späten Montagabend, nach der Rückkehr, musste Rehmer ahnen, dass es nichts wird mit dem sofortigen Einstieg ins Hertha-Training. Gestern diagnostizierte Ulrich Schleicher neben den Gelenkproblemen noch eine Sehnenscheidenentzündung. Heute wird Herthas Abwehrspieler zwar leichtes Lauftraining absolvieren, doch die ärztliche Behandlung an den Nachmittagen bleibt ihm nicht erspart. „Notfalls lasse ich mir gegen die Schmerzen Spritzen geben“, sagt Rehmer. Wohlwissend, dass Spritzen nur betäuben, nicht die Ursachen bekämpfen können. „Ich will aber dabei sein, wenn es losgeht.“ Beim Saisonstart am 9. August wird es wohl ohne Marko Rehmer losgehen.

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