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Sport: Schläge für das Selbstbewusstsein

Tiger Woods findet zurück an die Weltspitze und liegt bei den British Open in Führung

Uneinsehbar liegt das 14. Grün oben in den Dünen am Strand von Hoylake, es markiert das Ende eines Par-4-Loches mit 411 Metern. Von hier drang am Freitagmittag ein langanhaltendes „Ah“ gefolgt von Jubel zum Klubhaus des Royal Liverpool Golf Club. Der Blick auf das Leaderboard offenbarte den Grund: Tiger Woods hatte sich mit einem spektakulären Schlag von Chris Di Marco abgesetzt. Mit einem Eagle am 14. Loch hatte sich er sich einen Vorsprung von drei Schlägen erarbeitet, weil Di Marco gleichzeitig an Loch 17 ein Bogey spielte.

Tiger Woods ist bei den British Open auf dem Weg zurück zu alter Größe. Ein Birdie an Loch 16 bedeutete am Ende eine 65er Runde für Tiger Woods. Damit baute er am frühen Nachmittag des zweiten Tages die Führung auf Di Marco aus, der mit drei Schlägen Rückstand auf Rang drei liegt. Doch sicher darf er sich nicht fühlen. Dem Südafrikaner Ernie Els gelang ebenfalls eine 65er Runde, weshalb er mit 133 Schlägen nur einen Schlag hinter Woods auf Rang zwei liegt. Der Deutsche Bernhard Langer verpasste mit 148 Schlägen den Cut.

Nach zwei verpatzten Major-Turnieren zu Beginn des Jahres wirkt Woods erstaunlich selbstbewusst. Nur sechs Turnierrunden hat der Weltranglistenerste seit dem Tod seines Vaters Earl Woods Anfang Mai gespielt. Bei den US Open in Winged Foot verpasste er den Cut, bei den Western Open vor zwei Wochen aber spielte er schon wieder um den Sieg.

Neben Ernie Els zählt nun auch Di Marco zu seinen härtesten Konkurrenten. Dieser ist für seine kämpferische Spielweise bekannt. In Liverpool hat er noch zusätzliche Motivation von Tom Lehman bekommen. Der Ryder-Cup-Kapitän der USA teilte ihm mit, dass ihm für die Qualifikation zum Ryder Cup noch einige gute Turnierrunden fehlten. Den Wettkampf zwischen Amerika und Europa im September in Dublin aber will Di Marco auf keinen Fall verpassen: „Ich habe drei Mal für mein Land gespielt und wenn Du da einmal dabei warst, willst Du das immer wieder machen“, sagte er.

Wie Woods hat auch Di Marco in den letzten Monaten mit Problemen gekämpft. Ein Sturz beim Skifahren im März führte zu schweren Rückenproblemen. „Dann habe ich zu früh wieder angefangen und mir alle möglichen Schwungfehler eingehandelt, weil ich die Schmerzen kompensiert habe.“ Ein Putterwechsel führte zu weiteren Problemen, der Tod der Mutter am vierten Juli machte die Konzentration aufs Golf schwer. Sein Start bei den British Open aber stand nie in Frage. „Sie wäre völlig angenervt, wenn ich hier nicht spielen würde“, sagte Di Marco. Nun ist es an der Zeit, erstmals einen Major-Titel zu gewinnen.

Den hat ihm Tiger Woods 2005 beim US Masters in der Finalrunde genommen. Auch bei den British Open ist der 30-Jährige in der Form vom Freitag nur schwer zu besiegen. „Ich habe den Flug des Balles wirklich gut kontrolliert“, sagte Tiger Woods. Ein derartig erstklassiges Spiel mit den Eisen hat man überhaupt nur selten gesehen. Einmal vielleicht. „Im Jahr 2000 in Pebble Beach waren sie auch ziemlich gut“, erinnert sich Woods. Damals gewann er die US Open mit 15 Schlägen Vorsprung.

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