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Sport: Schläge unter Schmerzen

Tiger Woods gewinnt acht Wochen nach einer Knieoperation die US Open

San Diego - Selbst eine längere Pause und ein schmerzendes Knie konnten Tiger Woods nicht außer Form bringen. Acht Wochen nach seiner Knie-Operation gewann der 32 Jahre alte Superstar die 108. US Open der Golfprofis im Stechen gegen seinen amerikanischen Landsmann Rocco Mediate und damit zugleich seinen 14. Titel bei einem Major-Turnier. Im Play-off über 18 Löcher lagen beide erneut gleichauf, im Sudden Death setzte sich der Weltranglistenerste dann am 19. Loch durch. Nach vier Runden auf dem Par-71-Kurs im Torrey Pines Golfklub bei San Diego in Kalifornien hatte das Duo je 283 Schläge erreicht. Nach dem besonderen Reglement dieses mit sieben Millionen Dollar dotierten Grand Slams musste der Sieger über eine volle Extrarunde ermittelt werden. Woods, der erst am 18. Loch seinen Rückstand egalisiert hatte, kassierte 1,3 Millionen Dollar für seinen 65. Titelgewinn auf der US-PGA-Tour. Deutschlands vielversprechend gestartete Golf- Hoffnung Martin Kaymer aus Mettmann war am Sonntag nach seiner schwächsten 77er-Turnier-Runde noch vom 19. auf den 53. Platz zurückgefallen.

Mit einem Birdie-Putt aus vier Metern hatte Woods den 45 Jahre alten Außenseiter Mediate in der vierten Runde erst mit dem letzten Schlag in das Stechen gezwungen. Der Engländer Lee Westwood (284) verpasste als Dritter mit einem Schlag Rückstand das Play-off. Im Klubhaus am Fernseher sitzend konnte Mediate mit ansehen, wie sich Woods humpelnd und offensichtlich immer wieder von stechenden Knieschmerzen geplagt mit dem letzten Schlag in die Verlängerung des Turniers und damit in die Zusatzrunde rettete. Erst vor acht Wochen waren dem alle überragenden Golfer der Gegenwart Knorpelteile aus dem linken Knie entfernt worden. Aber wie von Geisterhand geführt rollte der Ball des Superstars langsam auf das 18. Loch zu, drehte eine halbe Ehrenrunde auf der Kante und kullerte dann doch noch hinein.

„Unglaublich, aber ich habe es geahnt“, sagte Mediate, der wie ein Tiger im Käfig vor dem Fernsehgerät auf und ab gelaufen war. Im Gegensatz zu der Nummer eins hat der 157. der Weltrangliste noch nie ein Turnier dieser Qualität gewinnen können. Mediate hatte 1999 bei den Phoenix Open mit dem damals 23-jährigen Woods in der finalen Runde gespielt und einen seiner bisher fünf US-PGA-Tour-Titel gewonnen.

Woods war nach einer unglaublichen dritten Runde am Samstag – unter anderem mit zwei Eagles (zwei Schläge unter Par) und einem Birdie (ein Schlag unter Par) auf den letzten fünf Löchern – mit einem Schlag Vorsprung auf Mediate in die letzte Runde gegangen. Ab dem 15. Grün konnte der Amerikaner nur noch humpelnd und unter Schmerzen spielen. „Es wird schlimmer mit den Schmerzen, und ich kenne nicht die direkte Ursache. Aber es sticht immer erst, wenn ich den Ball treffe, so dass ich den Schwung mit dem Schläger noch normal ausführen kann“, erklärte Woods hinterher. Fast entschuldigend hatte er nach einer der faszinierendsten Runden seiner unglaublichen Karriere die Hände gehoben: Das Publikum war da schon völlig außer Rand und Band geraten.

Dabei lief es für Woods anfangs überhaupt nicht optimal. Wie schon an den Tagen zuvor hatte er den ersten Abschlag verzogen, kassierte wieder ein Doppel-Bogey (zwei Schläge über Par) und gab die Führung ab. Nach neun Löchern lag Woods gleichauf mit Mediate, aber einen Zähler hinter Westwood. Doch weder der Engländer noch Mediate konnte sich entscheidend absetzen, bis Woods am letzten Loch sein außergewöhnliches Können demonstrierte. dpa

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