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Sport: Schleichender Abschied

Leverkusen verliert 1:2 in Bremen – und sucht Ersatz für Übergangstrainer Völler

Es hat Niederlagen gegeben, die Rudi Völler mehr schmerzten als die gestrige. Pleiten, nach denen Völler fuchsteufelswild wurde, mit dem Schiedsrichter schimpfte, gegen die Medien meckerte oder einfach seine ganze Enttäuschung entlud. Nach dem 1:2 (0:0) bei Werder Bremen am Samstag war beim Teamchef von Bayer Leverkusen von alledem nichts zu spüren. Nonchalant, beinahe unaufgeregt kommentierte der 45Jährige die Geschehnisse. „Wir haben gegen ein Topteam auf Augenhöhe gespielt“, befand Völler mit ruhiger Stimme, „das macht mir Mut.“ Dann lächelte er und zwinkerte.

Es mehren sich die Anzeichen, dass Rudi Völler noch eine Weile diese Rolle spielen wird. Mindestens für das Uefa-Cup-Spiel am Donnerstag in Sofia und die kommende Bundesliga-Partie gegen Arminia Bielefeld soll der eigentliche Sportdirektor der Teamchef sein, weil noch kein Trainer gefunden ist. „Wir sind noch von keinem Kandidaten zu 100 Prozent überzeugt“, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, „die Alternative, die uns allen gefällt, ist noch nicht gefunden.“ Am liebsten hätte es Holzhäuser gehabt, Völler in einer „einmaligen Stellung als Teamchef“ zu verpflichten, doch Völler reagiert darauf – und auf alle Ratschläge von außen – gereizt. „Ich bin alt genug, um zu wissen, was zum Wohle des Vereins am besten ist“, stellte er gestern erneut klar. Er sieht sich nicht als Fußball-Lehrer in Festanstellung, „jeden Tag auf dem Trainingsplatz zu stehen, ist nicht mein Ding, da verschleiße ich mich zu schnell.“

Völler, der zusammen mit Holzhäuser und Vorstandsmitglied Michael Reschke die Trainerfrage behandelt, wünscht sich „einen positiv Verrückten“, den Namen Matthias Sammer stufte er in der Rubrik „Topfavorit“ ein. Zu Michael Skibbe sagte er: „Er ist mein guter Freund und könnte das unabhängig von mir übernehmen.“ Eile gebiete die Situation indes nicht. „Wir haben bewiesen, dass das Schiff nicht untergeht, wenn wir die nächsten Tage noch keinen Trainer präsentieren.“

In der Tat: In Bremen beeindruckte das von Völler betreute Ensemble lange durch eine disziplinierte wie organisierte Spielweise, die dem Werder-Vorwärtsspiel gar nicht gut bekam. In einer vor allem in der zweiten Halbzeit recht unterhaltsamen Begegnung verdiente sich der Gastgeber den Sieg dank seines nimmermüden offensiven Engagements. Werder eroberte sich – wie so oft – ein deutliches Plus an Spielanteilen, Torschüssen oder Ecken, „deshalb war der Sieg am Ende verdient“, wie Nationalspieler Tim Borowski insistierte. Miroslav Klose glückte nach schwerem Fehler von Carsten Ramelow das 1:0, doch glich der frühere Bremer Simon Rolfes nach kollektiver Konfusion im Werder-Torraum zum 1:1 aus. „Da war das Spiel auf des Messers Schneide“, urteilte Völler treffend.

Und es hätte vor 37 265 Zuschauern im Weserstadion kaum ein Bremer Happy End gegeben, wäre nicht Ivan Klasnic in der 77. Minute ein sensationelles Tor geglückt. Nach Flanke des eingewechselten Aaron Hunt beförderte der Kroate mit einem artistischen Direktschuss den Ball ins Tor. „Sensationell“, urteilte selbst der regungslose Torwart Jörg Butt. „Das war gehobene Weltklasse von Ivan Klasnic“, lobte auch Völler, der bei der eigenen Mannschaft „fehlende Frische“ bemerkt haben wollte. Die soll spätestens am kommenden Donnerstag behoben sein. Dann will Leverkusen schließlich das Rückspiel im Uefa-Cup bei ZSKA Sofia gewinnen. Völler: „Wir müssen ein kleines Wunder schaffen.“ Mit ihm als ruhendem Pol auf der Trainerbank. Noch.

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