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Sport: Schleunigst ins Ziel

Warum der Berlin-Marathon so schnell ist

Berlin - Die Strecke ist genauso lang wie an jedem anderen Ort der Welt, aber dennoch kommen die Läufer beim Berlin-Marathon besonders schnell ans Ziel. Davon kann zum Beispiel Sammy Korir erzählen. Er ist 2003 in Berlin gelaufen, beim wohl bisher schnellsten Marathon überhaupt. Der Kenianer wurde in 2:04:56 Stunden Zweiter, und außer dem damaligen Sieger Paul Tergat ist noch kein Mensch schneller gelaufen als er. Das hat auch Haile Gebrselassie beeindruckt. Weil der Äthiopier selbst vorhat, einmal den Weltrekord im Marathon zu brechen, startet er am Sonntag ebenso wie Korir in Berlin.

Mit ihrem schnellen Kurs haben sich die Berliner weltweit einen Namen gemacht, und wenn schon in New York, London, Chicago mehr Läufer am Start sind, so hält doch Berlin immerhin den Geschwindigkeitsrekord. Berlin hat die beste Grundlage, damit die Läufer nicht zu lange auf der Strecke bleiben. Das hat verschiedene Gründe. Etwa diese: Der Kurs ist flach, er hat kaum Steigungen, es geht nur selten um die Kurve, und auch der Bodenbelag kommt den Läufern sehr entgegen. Den Weltrekord der Frauen hat die Britin Paula Radcliffe 2003 zwar in London aufgestellt in 2:15:25 Stunden, aber der Berliner Renndirektor Mark Milde sagt lachend: „Wenn sie bei uns gelaufen wäre, hätte sie bestimmt weniger als 2:15 gebraucht.“

Auch in diesem Jahr hat sich Milde mit seinem Team wieder bemüht, es allen Läufern recht zu machen. 39 636 haben sich für den Sonntag angemeldet, darunter 8194 Frauen. Sie kommen aus 105 Ländern, das sind so viele wie nie zuvor beim Berlin-Marathon. Bei der Streckenführung denkt Renndirektor Milde aber nicht nur ans Tempo: „Auf der einen Seite wollen wir einen schnellen Kurs haben, aber auf der anderen Seite auch einen attraktiven.“ Für viele Teilnehmer ist der Berlin-Marathon schließlich eine gelaufene Stadtbesichtigung. Weil der Berlin-Marathon aber seinen guten Ruf als besonders eilige Veranstaltung behalten soll, hat Milde einige Entscheidungen treffen müssen. „Es wäre zwar schöner gewesen, am Gendarmenmarkt vorbeizulaufen anstatt durch die Hochhausschluchten der Leipziger Straße, aber darauf verzichten wir, um einen schnelleren Kurs zu haben.“ Im Zweifel ist die Geschwindigkeit wichtiger, als es die Sehenswürdigkeiten sind.

Doch auch die Freizeitläufer wollen sich nicht zu lange unterwegs aufhalten und schätzen die Vorteile in Berlin. Den guten Untergrund etwa. Im Gegensatz zu amerikanischen Strecken gibt es mehr Asphalt und weniger Beton. „Die Kraftübertragung und die Federung von Asphalt sind einfach besser“, sagt Milde.

Besonders schnell zu sein ist eine gute Werbung für einen Marathon, deshalb haben sich beispielsweise Veranstalter aus Österreich etwas ausgedacht: den „Tirol Speed Marathon“. Er führt vom 1370 Meter hohen Brennerpass hinab ins 575 Meter gelegene Innsbruck. Doch viel Gefälle heißt nicht gleich viel Tempo. Der Kenianer Eric-Chepkwony Kiptoon gewann in diesem Jahr in 2:22:42 Stunden. An anderen Orten hat er nur um die 2:14 Stunden gebraucht. „Das Gefälle bedeutet eine zusätzliche Belastung“, sagt Milde.

Außerdem muss beim Thema Tempo noch übers Wetter geredet werden. Haile Gebrselassie wünscht sich 12 bis 16 Grad, keinen Wind und vor allem keinen Regen. Am Sonntag könnte es jedoch ein gutes Stück wärmer werden, was einen neuen Weltrekord nicht gerade wahrscheinlicher macht. Als Paul Tergat 2003 die bis heute gültige Bestzeit von 2:04:55 Stunden aufstellte, waren es beim Start nach Mildes Erinnerung 9 Grad und im Ziel 16.

Um den schnellsten Weg zum Ziel gibt es zwischen den großen Marathons einen harten Wettbewerb und jede Menge Gerüchte, mit welchen Mitteln die Zeiten verkürzt werden. In einer Stadt sollen die Veranstalter überlegt haben, die Läufer je nach Windrichtung links- oder rechts herum auf die Strecke zu schicken. Und bei einem Weltrekordversuch habe ein Veranstalter einer Läuferin einfach mit einem Auto Windschatten geboten.

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