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Sport: Schlimmer als ein Unentschieden

Nach dem Pokal-Aus verliert Hertha BSC auch in der Bundesliga – in Hamburg unterliegen die Berliner 1:2

Es wäre eine tolle Geschichte geworden. Als Christian Müller in der 69. Minute auf das Tor des Hamburger SV zulief, hätte er sein zweites Bundesligator erzielen können. Und Hertha BSC hätte vielleicht zum ersten Mal in dieser Saison ein Bundesligaspiel gewonnen. Doch Müller scheiterte an HSV-Torwart Martin Pieckenhagen, es stand weiter 1:1. Am Ende verlor Hertha nach den fünf Unentschieden in den ersten fünf Spielen erstmals in dieser Saison, der HSV besiegte Hertha in der AOL-Arena 2:1 (1:1) und ist jetzt nicht mehr Tabellenletzter.

„Wir haben wegen eines individuellen Fehlers verloren“, sagte Falko Götz. „Das ist sehr, sehr ärgerlich.“ Herthas Trainer meinte nicht die Chance von Müller, und die Kritik bezog sich auch nicht auf Fredi Bobic, der eine Minute vor Müller freistehend vor Pieckenhagen eine viel bessere Chance vergeben hatte. Götz sprach von jener Szene in der 80. Minute, als der Hamburger Stürmer Emile Mpenza an der linken Außenlinie zwar den Ball hatte, aber eigentlich keine richtige Anspielstation. Doch Michael Hartmann, der gestern überraschend in der Startformation der Berliner stand, ließ Mpenza den Ball zu Christian Rahn spielen. Der hatte freistehend genügend Zeit, einen scharfen Pass an den Fünfmeterraum zu spielen, und dort rutschte Naohiro Takahara in den Ball und erzielte das 2:1 für die Hamburger. „Das war ein dilettantischer Anfängerfehler“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Niko Kovac.

Der Japaner Takahara, der nach einer langwierigen Blutkrankheit zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf stand, hatte den HSV bereits nach drei Minuten in Führung gebracht. Nach einer Ecke von Rahn und einer Kopfballverlängerung kam Takahara frei vor dem Tor zum Kopfball und ließ Hertha-Torhüter Christian Fiedler keine Chance. In den ersten Minuten schienen die Berliner vor 43169 Zuschauern da weiterzumachen, wo sie vier Tage zuvor bei der blamablen 2:3-Niederlage im DFB-Pokal beim Regionalligisten Eintracht Braunschweig aufgehört hatten. Doch dann fanden die Berliner ins Spiel, und in der 12. Minute war es der 20-jährige Christian Müller, der den Ausgleich erzielte. Nach einem schönen Zuspiel von Marcelinho hob Müller den Ball überlegt über Pieckenhagen hinweg in den Winkel des Tores. Der erst am dritten Spieltag der Bundesliga zum ersten Mal bei den Profis eingesetzte Müller lief jubelnd zu Herthas Physiotherapeuten David de Mel. „Ich war 13 Monate an der Ferse verletzt, er hat mich wieder fit gemacht“, sagte Müller, der sich nach dem Spiel aber nicht mehr über sein Tor freuen wollte. Hertha hatte sich nur kämpferisch für die Pokalpleite von Braunschweig rehabilitiert, aber wieder in der entscheidenden Spielphase den entscheidenden Fehler gemacht.

Die Klub-Verantwortlichen versuchten, Ruhe zu bewahren. „Von der Einstellung her war das eine Steigerung“, sagte Manager Dieter Hoeneß, der sich „bei solchen Leistungen“ keine Sorgen um Hertha macht. „Die Tabelle ist eng. Hätten wir mit zwei Toren gewonnen, wären wir Sechster.“ Nach der Niederlage steht der Verein allerdings auf Platz 15. Den nächsten Versuch, ein Spiel zu gewinnen, müssen die Berliner am Samstag in Kaiserslautern unternehmen.

„Wir haben in Hamburg mit Leidenschaft gespielt, uns aber um die Früchte gebracht“, sagte Falko Götz, der seine personelle Rotation von der Pokalniederlage weitgehend rückgängig gemacht hatte. Götz hatte in Fredi Bobic nur einen Stürmer aufgeboten, hinter dem Marcelinho, Müller und Gilberto mit in die Spitze stießen und viele Chancen herausarbeiteten. „Hertha hat gut gespielt. Es ging für beide um viel“, sagte Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller, der bei einer Niederlage vor der Entlassung gestanden hätte. HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann sagte nach dem Spiel: „Jetzt ist hier erstmal Ruhe.“ Bei Hertha nicht.

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