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Sport: Schluss mit Tigerkopf Greuther Fürth galt lange als Lachnummer.

Diesmal wollen es die Unaufsteigbaren schaffen.

Sie sind so etwas wie der Freddie Frinton des Fußballs. So zuverlässig wie der Butler aus „Dinner for one“ am Silvesterabend über den Tigerkopfteppich stolpert, so stolpern die Fürther Jahr für Jahr über den Aufstieg. Und ganz Deutschland schüttelt sich vor Lachen. Am Freitag startet die Mannschaft bei Dynamo Dresden in das Zweitliga-Jahr – und hofft, dass es diesmal klappt. In den letzten elf Jahren verpasste Fürth neunmal den Aufstieg knapp, wurden allein siebenmal Fünfter. Auch in dieser Saison, in der die Spielvereinigung Greuther Fürth die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte spielte, bleibt der Aufstieg, das lang ersehnte Ziel, ein schwieriges Unterfangen.

Das liegt an der enormen Konkurrenz an der Spitze, die so viele Punkte wie lange nicht mehr sammelte. Erlaubt man es sich, die große Überraschung SC Paderborn auf Platz fünf auszuklammern, dann hat Fürth vom Papier her die schlechtesten Karten. Im Vergleich zur Eintracht aus Frankfurt, dem FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf weisen die Franken den kleinsten Etat und geringsten Zuschauerzuspruch auf. Rachid Azzouzi, Fürths Manager, sagt: „Es ist ein Unterschied, ob, wie in Düsseldorf, 30 000 Zuschauer Stimmung machen oder wie bei uns 7000.“ So viele Zuschauer sahen das vergangene Heimspiel gegen den 1. FC Union im Fürther Ronhof, auch bedingt durch die Unwetterwarnung an jenem Tag. Die große Euphorie im Frankenland entwickelt sich gerade erst.

Zudem schickt Greuther Fürth die jüngste Mannschaft ins Aufstiegsrennen, die eingesetzten Spieler sind im Schnitt etwas über 25 Jahre alt. Der Mangel an Erfahrung machte sich gerade in den direkten Duellen mit den Topteams bemerkbar. Gegen Frankfurt verspielten die Fürther eine 2:0-Führung und verloren daheim mit 2:3. Bei St. Pauli retteten sie in letzter Minute einen Punkt, in Düsseldorf boten sie in der ersten Halbzeit eine der schlechtesten Saisonleistungen und verloren mit 1:2. Doch gerade letztere Pleite kann so etwas wie der Schlüsselmoment der Saison werden. Nach dem Spiel sprach sich die Mannschaft aus, sie ließ sich – anders als in den Jahren zuvor – nicht zurückwerfen. Das Team von Trainer Mike Büskens spielte in den folgenden vier Spielen zu Null, schoss neun Tore und triumphierte im Pokal beim großen Rivalen Nürnberg. „Das muss einen Schub geben“, sagt Mittelfeldspieler Stephan Schröck. „In diesem Jahr können wir unser Image endgültig abstreifen. Ich bin überzeugt, dass wir es packen.“

Das Team hat allen Grund, selbstbewusst aufzutreten. Fürth stellt die beste Abwehr der Zweiten Liga, eine echte Stärke ist das Spiel über die Flügel mit den Außenverteidigern Heinrich Schmidtgal und Bernd Nehrig. Und beim Sturm sprechen manche von dem unberechenbarsten Duo seit den Gangstern Bonnie und Clyde. Die beiden Angreifer Oliver Occean und Christopher Nöthe trafen zusammen 20 Mal in 19 Spielen. Da wird es selbst für den früheren Nationalspieler Gerald Asamoah, der in der Winterpause dazustieß, schwer, ins Team zu rücken. Doch Asamoah soll sich vor allem beim Nervenkitzel im Endspurt bewähren. „Wir hoffen, dass er mit seiner großen Erfahrung der Mannschaft in engen Situationen helfen kann. Er weiß, wie man mit Druck umgeht“, sagt Manager Rachid Azzouzi.

Die entscheidende Frage wird sein, wie das Team jenen Druck in der Endphase kompensiert. Fürth hat mit allen Leistungsträgern langfristig verlängert, so werden Wechselgerüchte zu Saisonende, wie es sie in der Vergangenheit gab, ausbleiben. Büskens hat seiner Mannschaft den Glauben an den Aufstieg eingeimpft, auch deshalb will Fürth den auslaufenden Vertrag des umworbenen Trainers verlängern. Der Verein gibt sein Ziel dabei nicht ohne gewisse Selbstironie an. Auf dem Mannschaftsbus ist zu lesen: „Unaufsteigbar-Tour. Wir haben schließlich einen Ruf zu verlieren.“ In diesem Jahr soll der Ruf als unaufsteigbarer Verein endgültig beerdigt werden.

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