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Sport: Schlusstrich oder dorniger Weg?

Dieter Baumann gibt sich gelassen. "Mir ist es eigentlich wurscht", sagt er.

Dieter Baumann gibt sich gelassen. "Mir ist es eigentlich wurscht", sagt er. Wurscht? So eine Gelassenheit überrascht. Immerhin könnte am heutigen Montag in Monte Carlo das Council des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) entscheiden, ob der 5000-m-Olympiasieger von 1992 vom 22. Januar 2002 an nochmal gesperrt wird, diesmal ein Jahr. Bis jetzt sitzt er wegen eines von ihm bestrittenen Dopingvergehens eine zweijährige Sperre ab.

Doch IAAF-Präsident Lamine Diack sei geneigt, die neue Strafe zu erlassen. Zumindest erzählt dies Helmut Digel, der frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV). Doch vorher, das sei Diacks Bedingung, müsse Baumann von möglichen Schadensersatz-Forderungen abrücken. Baumann: "Dazu sage ich nichts." Gut möglich aber auch, dass das IAAF die Entscheidung vertagt und den Fall noch einmal prüfen lässt. Aus IAAF-Kreisen verlautete jedenfalls, dass heute nicht unbedingt mit einer Entscheidung zu rechnen sei.

Baumann fühlt sich unverändert im Recht. Der Rechtsausschuss des DLV hat ihn freigesprochen, weil seine Dopingproben verunreinigt worden waren und Baumann damit die Möglichkeit eines Gegenbeweises genommen worden war. Der Weltverband hob, nach Ansicht vieler Juristen rechtswidrig, das Urteil der autonomen nationalen Richter auf und sperrte Baumann zwei Jahre. Die deutschen Verbands-Richter bestätigten seinen Freispruch, Baumann lief bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften, und daraufhin belegte ihn die IAAF mit einer Zusatzstrafe: zwölf Monate Sperre. Diese Zusatzsperre bezeichnete das Oberlandesgericht Stuttgart, vor dem Baumann gegen die IAAF klagte, als Verstoß gegen alle Rechtsnormen. Das Gericht verschob seinen Urteilsspruch auf den 18. Dezember. Es wolle das Votum der IAAF abwarten.

Zudem drohen schon neue Schadensersatz-Forderungen. Baumann ist von Beruf Läufer. Wird er wieder gesperrt, könnte er vor Gericht einen neuen Verdienstausfall geltend machen. Für die IAAF, die sich nach Aussagen ihrer führenden Funktionäre einer nationalen Rechtssprechung nicht unterwirft, könnte diese Drohung bedeutsam werden, wenn sie in Deutschland Wettkämpfe veranstaltet. Dann könnte es zu harten juristischen Auseinandersetzungen kommen. Und es steht jetzt schon fest, dass sich der DLV um ein Grand-Prix-Finale und die WM 2005 bewirbt. Und wenn die IAAF heute trotzdem die Sperre aufrecht erhält? Baumanns Anwalt Michael Lehner: "Dann gibt es eben einen dornigeren Weg."

Welche Rolle wird Digel spielen? Schließlich ist er auch Mitglied des Führungszirkels der IAAF. Lehner sagt: "Er hat die Aufgabe, sich auch im Interesse des deutschen Verbandes für eine Annäherung einzusetzen." Digel sagte dem Sportinformationsdienst: "Als Councilmitglied bin ich zuerst der IAAF verpflichtet."

Robert Hartmann

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