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Im Moment gesund. Stephanie Beckert sicherte sich mit einem starken Lauf Platz zwei im Gesamt-Weltcup über 3000 Meter. Foto: dpa

© dapd

Sport: Schmerz lass nach

Stephanie Beckert hat ihre Rückenprobleme im Griff und überzeugt beim Eisschnelllauf-Weltcupfinale.

Berlin - Stephan Gneupel zeichnet mit der flachen Hand eine Kurve, die leicht nach oben geht. Dann knickt die Hand plötzlich steil nach unten. „Wir haben die Probleme jetzt im Griff“, sagt er dazu, „es geht aufwärts, aber es kann jeden Tag etwas passieren.“ Die Schmerzen könnten wieder heftig werden, die Probleme im Rücken, die sie jetzt einigermaßen im Griff haben, die Eisschnellläuferin Stephanie Beckert und ihr Trainer Gneupel.

Im Moment sind die Schmerzen sehr erträglich, und zu welchen Leistungen sie dann in der Lage ist, das hat die Team-Olympiasiegerin Beckert aus Erfurt über 3000 Meter beim Weltcup-Finale in Berlin gezeigt. Nach 4:05,62 Minuten glitt sie über die Ziellinie, das bedeutete Saison-Bestzeit, das bedeutete Platz zwei im Gesamt-Weltcup, das bedeutete, dass sie ihre Intimfeindin Claudia Pechstein im Gesamtklassement noch auf Platz drei zurückgedrängt hatte. „Das war ein extrem starker Lauf von Stephanie“, sagte Chef-Bundestrainer Markus Eicher. Und Stephanie Beckert meinte nach dem Lauf: „Ich bin absolut zufrieden.“

Es ist die bemerkenswerte Rückkehr einer Hoffnungsträgerin. Stephanie Beckert, die 23-Jährige, ist die Frau, die in Zukunft hauptsächlich das deutsche Eisschnelllaufen personifizieren soll, in der Zeit nach Claudia Pechstein, nach Jenny Wolf. Aber zuletzt war Beckert vor allem eine Patientin. Die Rückenprobleme hatten sie schon im vergangenen Winter geplagt, „aber damals haben wir die Saison noch irgendwie nach Hause gebracht“, sagt Gneupel.

Doch sie mussten diese Probleme danach grundsätzlich angehen, das war ihnen klar. „Wir müssen Nägel mit Köpfen machen“, sagte Gneupel seiner Athletin im vergangenen Frühjahr. Nägel mit Köpfen – das sah dann so aus, dass erst mal zwei Monate lang Grundlagentraining gestrichen war, dass Stephanie Beckert ein halbes Dutzend medizinischer Experten abklapperte und ausgiebig untersucht wurde, dass sie dann, nachdem das Training begonnen hatte, so gut wie kein Krafttraining machen konnte.

Und bald nach den ersten Weltcuprennen der Saison, bei denen die 23-Jährige Platz acht und zwölf (über 3000 Meter) und Rang drei (über 5000 Meter) belegt hatte, brach Gneupel Beckerts Wettkampfserie ab. Wieder zweieinhalb Monate Pause, wieder so gut wie kein Krafttraining. In Hamar stieg sie dann wieder in die Weltcup-Serie ein. Dass sie nun wieder so stark auftritt, hat auch mit dem extremen Ehrgeiz der Stephanie Beckert zu tun. „Wir haben fünf Wochen sehr intensiv trainiert“, sagt Gneupel. „Sie ist sehr fleißig.“

Das ist wohl untertrieben, Stephanie Beckert ist auf Sport regelrecht fokussiert. Andere Interessen von ihr sind nicht bekannt, sie nennt auch keine. Sie hat zwar Werbepartner, ist aber als PR-Figur wenig sichtbar. Auch in Thüringen, ihrer Heimat, ist sie öffentlich kaum präsent. Interviews mit ihr bestehen aus Floskeln und einsilbigen Antworten, sie mag es ruhig. Diese Zurückhaltung muss ja nichts Schlechtes sein, aber dass sie bei der Auszeichnung von „Thüringens Sportler des Jahres 2011“ gefehlt hatte, obwohl sie einen Podiumsplatz erreicht hatte, das kam bei den Betroffenen nicht so gut an.

Doch Stephanie Beckert denkt nach vorne. In zwei Wochen findet die Einzel-Strecken-WM statt. Und wenn der Rücken keine Probleme macht, ist auch dort mit ihr zu rechnen. „Eine Medaille“, sagt Gneupel, „wollen wir schon.“

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