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Die Hoffnung geht an Krücken. Franck Ribery muss fünf Tage pausieren. Foto: dapd

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Sport: Schmerz statt Aufholjagd

Sorge um Ribéry und Freude über Robbens Comeback helfen den Bayern, ihren Rückstand zu verdrängen

Von Christian Otto

Das Glück in seinem Gesicht wirkte fehl am Platz. Mit der eigenen Mannschaft hatte Arjen Robben gerade einen sicher geglaubten Sieg verspielt. Die Titelambitionen seines FC Bayern München sind zu einem Häufchen Elend geschrumpft. „Trotzdem bin ich der derzeit vielleicht glücklichste Spieler der Bundesliga. So egoistisch darf ich wohl sein“, sagte Robben und strahlte. Der Hoffnungsträger der Münchener, der nach einem Muskelriss im Oberschenkel eine halbjährige Zwangspause beendete, konnte dem mageren 1:1 (0:1) beim VfL Wolfsburg etwas Positives abgewinnen. Aber Robben redete im Gefühl des Glücks als einer der wenigen Bayern-Spieler auch Klartext. „Die sind einfach zu weit weg. Man kann ihnen gratulieren“, sagte der Holländer zu der Frage, ob Tabellenführer Borussia Dortmund auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft noch aufzuhalten sei.

Es sind kuriose Personalien, die das Dilemma einer Mannschaft überlagern, die 16 Punkte Rückstand auf die Dortmunder beweint. Torhüter Thomas Kraft etwa, völlig unerfahren und dennoch von Trainer Louis van Gaal zur Nummer 1 erklärt, feierte mit diversen Glanzparaden ein erstaunliches Bundesliga-Debüt. Der 22-Jährige hatte das Führungstor der Bayern von Thomas Müller mit einem langen Ball vorbereitet. Kurz vor der Halbzeit parierte er einen Foulelfmeter von Grafite. Krafts Leistung, das Glück von Robben und das Pech von dessen Landsmann Frank Ribéry blieben die Eckpfeiler des Rückschlags. Robben war in der 25. Minute für Ribéry eingewechselt worden, weil dieser sich bei einem Zweikampf mit dem Wolfsburger Josué verletzt hatte. „Es geht Frank gar nicht gut“, berichtete Bayern-Verteidiger Philipp Lahm, der in der 21. Minute einen Foulelfmeter verschossen hatte, aus der Kabine. Am Sonntag erwies sich Ribérys Verletzung nach umfangreichen Untersuchungen als nicht ganz so gravierend wie zunächst befürchtet. Wegen einer Zerrung des Kapselbandapparates im linken Knie muss der Franzose eine fünftägige Trainingspause einlegen.

Der bittere Abgang von Ribéry war trotzdem eine symbolhafte Szene für den Zustand des schwächelnden FC Bayern. „Das war ein dummes Gegentor“, meinte Lahm über den Treffer zum 1:1 von Sascha Riether, den Bastian Schweinsteiger durch eine Nachlässigkeit im Duell mit Marcel Schäfer ermöglicht hatte. Die Münchener hatten, allen voran Mario Gomez, viele Chance ausgelassen. „Bei den Dortmundern ist spielerisch auch nicht alles das Gelbe vom Ei. Aber die wollen in jeder Sekunde das Spiel gewinnen“, meinte Nationalspieler Müller mit einer Mischung aus Ärger und Neid. Die bajuwarische Aufholjagd zum Start in die Rückrunde verpuffte gleich im ersten Anlauf auf schmerzhafte Art.

Nach Ribérys Verletzung waren Robben nur zwei Minuten zum Aufwärmen geblieben. „Nach sechs Monaten Pause so zurückzukehren, ist nicht schlau. Ich habe auf dem Platz noch 20 Minuten zum Aufwärmen gebraucht. Das hat man wohl gesehen“, sagte Robben über einen Auftritt, der auch die Mehrheit seiner Mitspieler überraschte. „Ich hatte nach seiner langen Pause eine Gänsehaut, als Arjen wieder den Platz betreten hat“, meinte Bayern-Kapitän Mark van Bommel. Jeder Satz über Ribéry und Robben half, den Fragen zum Thema Meisterschaft auszuweichen. „16 Punkte sind viel. Aber noch können wir 48 Punkte holen“, sagte Trainer van Gaal, der für seine Verhältnisse entspannt wirkte und damit unfreiwillig andeutete, wie gering die Titelchancen seines Teams noch sind.

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